Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Rapper Sido ganz zahm
Eine Braut kommt selten allein (ARD, Mi., 20.15 Uhr) –
Rapper Paul „Sido“Würdig gibt sich in diesem Film zahm. In der Rolle des gescheiterten DJs und Clubbesitzers Johnny aus Berlin-Hellersdorf sitzt er, getrennt von Frau und Tochter, ohne Plan und antriebslos in seiner Platte. Da schneit die junge Roma-Frau Sophia (bezaubernd: Michelle Barthel) aus Serbien herein und stellt sein Leben auf den Kopf. Sie spricht zwar kaum Deutsch, aber die Verständigung klappt trotzdem. Johnny verliebt sich. Um ihr eine Aufenthaltsgenehmigung zu beschaffen, bringt er sie zur Registrierung in die Aufnahmestelle. In der Bahn übt Johnny mit ihr die persönlichen Angaben. Mitreisende geben Tipps, wie sie ihre Chancen auf Asyl verbessern kann. „Serbien – keine Chance“, sagt ein Herr. Syrien sei besser. So wird aus Sophia aus Serbien, Samira aus Aleppo. Ein witziger Einfall, der die zunehmende Ausländerphobie konterkariert.
Leila Stieler (Buch) und Buket Alakus (Regie) führen ein turbulentes Spiel um Vorurteile und Klischees auf, die beim Thema Sinti und Roma sehr gerne bedient werden. So bekommt zum Beispiel Johnny die volle Wucht der Familienbande zu spüren, als sich Sophias Clan bei ihm einnistet. Doch bei allem Klamauk hat die Komödie auch Tiefgang. Und es ist Johnnys kleine Tochter, die die Tragödie der Roma-Familie auf den Punkt bringt. Unterhaltsam und sozialkritisch zugleich.