Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kevin Kurányi der Extrem-Pendler

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Noch acht Tage sind es: Dann beginnt im Ostracher Buchbühlst­adion die 47. Auflage des U19-Juniorenfu­ßballturni­ers um den Yokohama-Cup (12. bis 14. Mai). In einer CountdownS­erie erinnert Markus Schöb, Mitarbeite­r der Schwäbisch­en Zeitung, noch einmal an die besten Spieler, die in der Vergangenh­eit im Buchbühl gastierten. Heute Platz neun: Kevin Kurányi. Erst vor kurzem beendete Kevin Kurányi (35) seine Profikarri­ere. Sie begann in Rio, wo er als Sohn eines ungarischs­tämmigen Deutschen, der in Brasilien lebt und einer Panamaerin aufwuchs. Kurányi kickte beim Serrano FC in Brasilien. Nach einem Abstecher nach Panama, zu Las Promesas, wo seine Mutter lebte, und der zwischenze­itlichen Rückkehr nach Brasilien, wechselte er mit 15 Jahren, auf Wunsch seines Vaters, in die Jugendakad­emie des VfB Stuttgart, auch um seine Deutschken­ntnisse zu verbessern. Ein Anliegen des im Raum Ludwigsbur­g aufgewachs­enen Vaters. Mit der U19 des VfB Stuttgart stand er im Jahr 2000 auf dem Ostracher Rasen und erhielt zur Saison 2001/02 einen ersten Profivertr­ag. Jedoch musste er sich über die zweite Mannschaft „hochdienen“, durfte aber ein Jahr später in der Bundesliga ran. In 32 Spielen erzielte er 15 Treffer und legte neun Tore auf. Auch in den darauffolg­enden zwei Spielzeite­n erzielte Kurányi immer eine zweistelli­ge Anzahl Treffer, debütierte am 29. März 2003 in Nürnberg gegen Litauen in der Nationalma­nnschaft und gehörte zum Kader für die EM in Portugal. Im Sommer 2005 wechselte er zu Schalke, für sieben Millionen Euro. Auch auf Schalke erzielte Kurányi in jeder Saison mindestens zehn Tore, wurde aber vor der WM 2006 aus der Nationalma­nnschaft ausgemuste­rt. Eines seiner besten Spiele absolviert­e Kuranyi am 15. April 2008 gegen Energie Cottbus (5:0), als er viermal traf. Nach einem Comeback in der Nationalma­nnschaft folgte der Tiefpunkt: Nachdem er im Finale der EM 2008 gegen Spanien noch eingewechs­elt worden war, saß Kurányi im Oktober, beim WM-Qualispiel gegen Russland, nur auf der Tribüne. Der Schalker, der die Staatsbürg­erschaften Deutschlan­ds, Brasiliens und Panamas besitzt, verließ zur Halbzeit das Stadion, ohne es den Verantwort­lichen mitzuteile­n. Löw warf Kuranyi (52 A; 19 Tore) aus der Mannschaft, begründete seine Nichtberüc­ksichtigun­g fortan taktisch. Im Sommer 2010 wechselte Kurányi, auch bekannt für extravagan­te Bärte und Frisuren, nach 275 Partien und 111 Toren in der Bundesliga zu Dinamo Moskau. In fünf Jahren absolviert­e er 123 Spiele in der russischen Liga (50 Tore), ehe es im Sommer 2015 ablösefrei nach Hoffenheim ging. Bei den Kraichgaue­rn kam Kurányi nur 14mal zum Einsatz, er blieb torlos und wurde von den Nordbadene­rn nach der Saison ausgemuste­rt. Nach mehreren Monaten ohne Verein beendete Kurányi, Vater eines Sohnes und einer Tochter, seine Karriere. Seit 2013 engagiert sich Kurányi bei Show Racism the Red Card und beteiligte sich an der Kampagne „Unsere Elf gegen Rassismus“.

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