Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zu viel von allem
„5 Frauen“– Überfrachtetes Psychodrama von Olaf Kraemer
Fünf Frauen, ein Toter: Regisseur Olaf Kraemer erzählt in seinem Debütfilm eine nicht immer stimmige Geschichte unter der Sonne Südfrankreichs.
Erst einmal sind es nur vier Frauen, die in diesem abgelegenen Ferienhaus zusammenkommen. Jedes Jahr treffen sich die alten Freundinnen für ein Wochenende: Marie, Anna, die von ihrem Mann gebracht wird, Nora und Ginette – und schließlich Stephanie, die erst später eintrifft und Stress mit Nora hat, die wiederum eine Affäre mit Stephanies Mann hat.
Wegen ihrer Verspätung verpasst sie dramatische Ereignisse: In der Nacht ist ein unbekannter Mann ins Haus eingedrungen und von Nora und Anna erschlagen worden. Sie hatten zuvor einen Salat mit halluzinogenen Pilzen gegessen. Und war er wirklich ein Einbrecher oder doch nur ein harmloser Bauer aus der Nachbarschaft?
„5 Frauen“ist ein später Debütfilm, der seine Premiere vor fast einem Jahr auf dem Filmfest München hatte, jetzt aber erst ins Kino kommt. Regie führt der 58-jährige Olaf Kraemer, der bislang als Buch- und Drehbuchautor hervorgetreten ist. Bekannt geworden ist er vor allem mit seiner Biografie von Uschi Obermaier, „Das wilde Leben“, die 2007 auch verfilmt wurde; Kraemer war auch am Drehbuch beteiligt. Mit „Ende einer Nacht“schrieb er einen Roman über das Verhältnis der Schauspielerin Magda Schneider zu Adolf Hitler, geschildert aus der Perspektive ihrer Tochter Romy. Das Buch machte seinerzeit (2008) Schlagzeilen, weil es eine einstweilige Verfügung dagegen gab und nur zensiert erscheinen durfte.
Jetzt also sein erster Spielfilm, dessen Vorlage er auch geschrieben hat. Gedreht hat man mit kleinem Budget und kleinem Team und ohne Fernsehunterstützung. Ein Genremix, in dem der Thriller überwiegt, auch ein Beziehungs-, ein Gesellschaftsdrama, manchmal eine Groteske, wenn es etwa an die Frage geht: Wohin mit der Leiche? Und wie reagiert frau auf den Bruder des Toten, der den Verschwundenen sucht?
Vor allem aber eine überfrachtete Geschichte. Jede der fünf Frauen trägt, überdeutlich erzählt, ihr Päckchen mit sich herum. Manche Twists sind nicht sehr glaubwürdig; dramaturgisch ist das stellenweise plump und unglaubwürdig. Und so ganz lässt sich die Theorie nicht von der Hand weisen, dass der Regisseur ein seltsames Frauenbild hegt, in dem Klischees und Stereotypen vorkommen – zumal dann, wenn er selbst seinen Film als „feminin-feministisch“beschreibt. Das ist er dann doch eher nicht.
5 Frauen. Regie: Olaf Kraemer. Mit Odine Johne, Korinna Krauss, Anna König. Deutschland 2016. 98 Minuten. FSK ab 12.