Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Ich rede jetzt nicht über Streiks“
- Verdi-Chef Frank Bsirske verlangt einen kräftigen Zuschlag. Er sprach mit Wolfgang Mulke.
Warum halten Sie Ihre Forderung für angemessen?
Die Forderung ist nicht nur gerechtfertigt, sondern notwendig. Die Gehälter der Länderbeschäftigten liegen noch immer um mehr als zwei Prozentpunkte hinter dem Durchschnitt der Tarifentwicklung in der Gesamtwirtschaft zurück – da sind die bevorstehenden Lohnerhöhungen in Metall- und Chemieindustrie noch gar nicht eingerechnet. Die Länder erwarten in den nächsten Jahren deutliche Steuermehreinnahmen, von denen auch die Beschäftigten profitieren müssen. Und es steht doch wohl außer Frage, dass beispielsweise Berufsfeuerwehr, Polizei, Schulen oder Finanzverwaltung für das Funktionieren der Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind.
Wie kann der Staat wieder ein attraktiver Arbeitgeber werden?
In den nächsten zehn Jahren scheiden 20 bis 25 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder altersbedingt aus. Nur mit guten Arbeits- und Einkommensbedingungen werden die Länder im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte mit der Privatwirtschaft bestehen können.
Drohen in Schulen und Unikliniken jetzt Streiks?
Ich rede jetzt nicht über Streiks. Wir beginnen am Montag die Gespräche und wollen konstruktiv und zügig am Verhandlungstisch zum Erfolg kommen – und ich gehe davon aus, dass die Arbeitgeber daran ebenfalls ein Interesse haben.