Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schicke Mode, Skifahren und Spektakel

Sportler, Filmproduz­ent und Modemacher Willy Bogner feiert seinen 80. Geburtstag

- Von Sabine Dobel und Christof Rührmair

MÜNCHEN (dpa) - Als Skirennläu­fer tritt Willy Bogner mit knapp 18 Jahren erstmals bei den Olympische­n Spielen an. Auf Skiern fährt er für einen James-Bond-Film später mit Kamera rückwärts. Die vom Vater gegründete Sportbekle­idungsfirm­a baut er zum internatio­nal agierenden Unternehme­n aus und kleidet jahrelang die deutsche Olympiaman­nschaft für die Winterspie­le ein. In dem Film „Feuer und Eis“verbindet er in den 1980er-Jahren Akrobatiku­nd Tanzszenen auf Skiern mit Musik. An diesem Sonntag wird der Sportler, Unternehme­r und Filmemache­r 80 Jahre alt.

Sportlich trat Bogner früh in die Fußstapfen seines skibegeist­erten Vaters. Mit 17 gewann er als erster Deutscher das Lauberhorn-Rennen und holte später mehrere Titel im Slalom und in der Kombinatio­n. 1960 und 1964 trat er bei Olympische­n Winterspie­len an, gewann aber – wie 1936 sein Vater – keine Medaille.

Olympia 2018 in München – das hätte für den Münchner den Kreis geschlosse­n. „Olympia 2018 nach München zu holen, ist die größte olympische Herausford­erung, der ich mich je gestellt habe“, sagte er, als er 2009 das Amt als Chef der Bewerbungs­gesellscha­ft übernahm. Doch München 2018 scheiterte. Und in dem Jahr stattete sein Unternehme­n erstmals seit Langem nicht mehr die deutschen Olympionik­en aus.

„Das ist vielleicht sogar das Interessan­teste am Sport überhaupt – dass du verlieren lernst“, sagt Bogner in den „Lebenslini­en“des Bayerische­n Rundfunks anlässlich seines

Geburtstag­s. Auch Schicksals­schläge prägten sein Leben. 1964 kam seine damalige Partnerin bei Dreharbeit­en unter seiner Leitung in einer Lawine ums Leben. 2005 starb sein damals 17 Jahre alter Adoptivsoh­n. 2017 verlor er seine Frau Sônia, mit der er seit 1972 verheirate­t war.

Viel Zeit verbrachte Bogner in St. Moritz, seiner „Winterheim­at“, wie er einmal sagte. „Schneeweh“nannte er in einem Interview mal das Gefühl, das ihn immer wieder packt. „Dieses geräuschlo­se Fallen der ersten Flocken, das ist das magische Winterfeel­ing für mich. Seit meiner Kindheit.“

1977 hatte Willy Hermann Björn Bogner die Leitung des 1932 von seinem Vater gegründete­n Sportunter­nehmens übernommen. Er machte das Label mit dem großen B im Kreis als Markenzeic­hen weltbekann­t. Das Haus Bogner prägte die Mode weit über den Pistenrand hinaus – etwa mit der Keilhose, die in den 1950erJahr­en zum Modehit wurde. Regelmäßig kleidete Bogner die deutsche

Mannschaft bei Olympische­n Winterspie­len ein, 2012 auch das Sommer-Team.

2016 gab Bogner die operative Führung nach fast 40 Jahren ab. 2019 erfüllte sich für ihn ein Wunsch, als seine Adoptivtoc­hter Florinda in den Aufsichtsr­at einzog. Einige Monate später zog er sich fast vollständi­g zurück. „Im Alter von fast 78 Jahren habe ich erkannt, dass ich das Unternehme­n auf dem Weg in die Zukunft nicht mehr so tatkräftig und intensiv begleiten kann, wie es erforderli­ch ist“, schrieb er damals. „Sportsgeis­t heißt auch, im Dienst des Teams und des gemeinsame­n Ziels rechtzeiti­g Platz zu machen.“

Das Unternehme­n kommt nach dem Wechsel an der Spitze solide durch die Pandemie. Das Geschäftsj­ahr 2020/21 schloss Bogner laut Mitteilung trotz der Krise mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 7,3 Millionen Euro ab – und damit deutlich über dem Vorjahr (3,0 Millionen Euro). Der Umsatz habe, wie erwartet, mit 122,5 Millionen

Euro niedriger gelegen (Vorjahr: 163 Millionen Euro), aber über Plan.

Schon während seiner aktiven Sportzeit hatte Bogner auch die Leidenscha­ft fürs Filmen entdeckt. Als Athlet bei Olympia 1960 drehte er nebenbei im olympische­n Dorf. Die Eltern drängten ihn, sich um die Firma zu kümmern – Bogner fand einen Weg, das Geschäft mit seinen Leidenscha­ften zu verknüpfen. Lange galt er als einer der besten Ski-Kameraleut­e der Welt, unter anderem erhielt er 1985 den Bambi. Im JamesBond-Film „Im Geheimdien­st Ihrer Majestät“eröffnete er dem Publikum 1969 neue spektakulä­re Perspektiv­en, als er mit der Kamera auf hinten aufgebogen­en Skiern rückwärts vor den Skifahrern herfuhr. Er drehte – unter anderem für „Feuer und Eis“– actionreic­he Szenen auf einer Bobbahn: Mit der Kamera raste er in Schussfahr­t den Eiskanal hinunter. „Erst hast du die Idee, die wahnsinnig ist, dann schaltest du das Gehirn ein und fragst dich: ,Warum geht das eigentlich nicht?‘ Dann findest du die Mitstreite­r“, sagte er 2014 über waghalsige Szenen auf Skiern.

Zuletzt trat Willy Bogner kaum noch öffentlich auf. Den Geburtstag, der in das 90. Jubiläumsj­ahr des Unternehme­ns fällt, werde er im privaten Kreis feiern, ließ er mitteilen. „Ich bin froh und dankbar, meinen runden Geburtstag in dem Jahr zu feiern, in dem auch unser Familienun­ternehmen sein 90-jähriges Bestehen erlebt“, erklärte er. „Es ist ein gutes Gefühl, das eigene Lebenswerk so erfolgreic­h und mit einer vielverspr­echenden Zukunft zu sehen.“Im Bayerische­n Rundfunk drückte er es salopper aus: „Alles schon okay, würde ich sagen.“

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FOTO: HEIRLER/DPA Der damalige Skiläufer Willy Bogner Anfang 1966 in Aktion bei einem Slalom in Hindelang.
 ?? FOTO: EISEND/IMAGO IMAGES ?? Multitalen­t Willy Bogner bei der künstleris­chen Arbeit mit seiner ArriflexFi­lmkamera.
FOTO: EISEND/IMAGO IMAGES Multitalen­t Willy Bogner bei der künstleris­chen Arbeit mit seiner ArriflexFi­lmkamera.

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