Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Bodenseefestival im Netz und im Radio
Das Publikum kann teilhaben an den Konzerten der KBO und des MKO
FRIEDRICHSHAFEN/RAVENSBURG Eigentlich wären diese Wochen im Mai erfüllt mit Livekonzerten des Bodenseefestivals und anderer Veranstalter. Doch Corona erlaubt noch kein großes Publikum und die Verantwortlichen stecken nun ihr Organisationstalent in digitale Alternativangebote, an denen Musikliebhaber via Internet und Radio teilhaben können. Die Auftritte der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben (KBO) und des Münchner Kammerorchesters (MKO) im Rahmen des Bodenseefestivals seien hier vorgestellt.
Die KBO hatte wie jedes Jahr beim Bodenseefestival ein Konzert im Innenhof des Tettnanger Schlosses geplant, nun wird es am kommenden Sonntag live aus dem Graf-ZeppelinHaus ein verkürztes Programm spielen. Für die Musikerinnen und Musiker aus dem erweiterten Bodenseeraum ist es das erste Mal seit über einem Jahr, dass sie wieder auftreten, ist die KBO doch in der Regel Partner der Kirchengemeinden, die in Zeiten der Pandemie ebenfalls keine Konzerte durchführen dürfen. Umso größer ist nun die Vorfreude, gemeinsam mit dem Dirigenten Helmut Reichel Silva die Ballettmusik „Die Geschöpfe des Prometheus“von Ludwig van Beethoven und das zweite Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber zu interpretieren. Der Solist in diesem romantischen und höchst virtuosen Konzert ist Sebastian Manz, der in der Region schon oft als Kammermusiker, Solist und Festivalleiter zu Gast war.
Sebastian Manz hat vor Kurzem gemeinsam mit der Deutschen Radiophilharmonie auch eine interessante CD vorgelegt: Zu hören sind zwei Werke des dänischen Komponisten Carl Nielsen, eine „Serenata in vano“(„Vergebliches Ständchen“), die aufgrund ihrer Besetzung höchst selten zu hören ist, und das Klarinettenkonzert aus dem Jahr 1928. Mit diesem Werk hat Manz 2008 den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD für sich entschieden, es ist ebenso anspruchsvoll wie facettenreich in seinen Farben.
Das zweite große Werk auf dieser CD ist das Konzert des 1958 geborenen Finnen Magnus Lindberg, in dem die Klarinette in ein großes Orchester eingebettet ist und in dem spieltechnischer Anspruch und Klangfarben nochmals gesteigert sind. Der Komponist selbst dirigiert dabei die Deutsche Radiophilharmonie. Eine Entdeckung nicht nur für die Freunde der Klarinette.
Am Pfingstmontag schließlich kann das Radiopublikum ein Konzert des Münchner Kammerorchesters erleben, das für den Konzertzyklus in Ravensburg geplant gewesen war. Im
Zusammenwirken von Kulturamt Ravensburg, Bodenseefestival und SWR wurde der Zuschauerraum des Konzerthauses in ein akustisch hervorragendes Aufnahmestudio verwandelt. Auf dem Programm standen als Uraufführung ein Auftragswerk des MKO an den türkischen Komponisten Mithatcan Özal, der die Geschichte der Arche Noah auf eigene Weise erzählt. Klangflächen und rasche Bewegung einer Streichergruppe wecken individuelle Assoziationen, drei Posaunenstöße am Schluss setzen einen besonderen Akzent.
Der französische Cellist JeanGuihen Queyras ist der Solist im ausdrucksstarken Cellokonzert des armenischen Komponisten Tigran Mansurian. Auch hier besteht eine intensive Verbindung zwischen dem Komponisten und seinen Interpreten, haben sich das Orchester und Queyras doch immer wieder für Mansurians Werke eingesetzt. Die Symphonie Nr. 22 („Der Philosoph“) von Joseph Haydn bildet den Schlusspunkt in dieser hörenswerten Aufzeichnung unter dem britischen Dirigenten Duncan Ward.