Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Es lebe die Boris-Palmer-Lehranstalt!
Goethe lässt seinen Faust sagen: „Name ist Schall und Rauch.“Doch Zeiten ändern sich. So zieht Tübingen in Betracht, die altehrwürdige Eberhard-Karls-Universität neu zu benennen. Eine Arbeitsgruppe aus Historikern soll prüfen, ob die Erinnerung an die Namensgeber, Graf Eberhard und Herzog Karl Eugen von Württemberg, noch zeitgemäß sei. Da schau an! Wer weiß, was die alles getrieben haben, der Eberhard und der Karl Eugen.
Der Autor dieser Zeilen hat einst an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gebüffelt – und ist nun in Schockstarre gefallen. Denn Namenspatrone sind natürlich nicht der Stramme Max aus der Mensa und DribbelKönig Ludwig Kögl, sondern weitere Blaublüter. König
Max I. von Bayern schloss sogar ganz geheim Geheimverträge. Auch hat er seine Tochter Auguste Amalia Ludovika mit Eugène de Beauharnais verheiratet. Der Typ war der Stiefsohn des fiesen Franzosen-Despoten Napoleon! Ganz zu schweigen vom Uni-Gründer Herzog Ludwig IX., dem alten Verschwender. Seine Hochzeit feierte er eine ganze Woche lang mit 22 000 Gästen. En passant fütterte er 9000 Pferde durch. Weiß der Teufel, was ihn da geritten hat. Das Namensgedöns auf Unis zu beschränken, greift eh viel zu kurz. Viele Speisen haben ja inzwischen ein Geschmäckle. Der Bismarckhering?
Gott bewahre! Und Kaiserschmarrn soll ab sofort wohl Kaiser*inschmarrn heißen? Wer in ein Sandwich beißt, muss sich stets vergegenwärtigen, dass der korrupte John Montagu, der vierte Earl von Sandwich, als Lord der Admiralität böse versagt hat. Nur wer eine Gurke ins Brot packt, isst somit richtig.
Und Tübingens Uni? Heißt ab sofort zeitgemäß Boris-Palmer-Lehranstalt. Der Numerus clausus wird abgeschafft, zur Aufnahme genügt ein negativer Corona-Test. (jos)