Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kretz: „Zirkus geht auch in schwierigen Zeiten“
Weihnachtszirkus unter besonderen Vorzeichen in Ravensburg
RAVENSBURG - Der Ravensburger Weihnachtscircus wird auch in diesem Jahr ein abwechslungsreiches Programm präsentieren – zwar mit bestimmten Maßnahmen und Regeln, jedoch ohne Abstriche, wie Zirkusdirektor Elmar Kretz berichtet.
Dieses Jahr wird der Ravensburger Weihnachtscircus von Elmar Kretz in Ravensburg vom 23. Dezember bis zum 6. Januar zum 13. Mal stattfinden. „Es wird aufgrund von Corona natürlich anders als die Jahre zuvor“, so Kretz. Für ihn als Veranstalter habe die Sicherheit und Gesundheit seiner Gäste, Künstler und Mitarbeiter oberste Priorität. „Zirkus geht aber auch in schwierigen Zeiten“, so der 42-Jährige. „Wir wollen unbedingt und haben sehr gute Lösungen entwickelt“, bestätigt er.
Die meisten anderen und vergleichbar großen Unternehmen wie Stuttgart oder Heilbronn sollen bereits vor vier Wochen abgesagt haben. „Ich denke, viele trauen sich nicht oder erwarten kaum Gewinne oder sogar Verluste“, so Kretz. Für ihn sei das jedoch kein Grund. Es habe auch früher schon schwierige Zeiten gegeben, wie die ersten vier Jahre nach Gründung. Der Zirkus habe sich erst einen Namen erarbeiten müssen. Erst im fünften Jahr sei der ersehnte Durchbruch gekommen.
Seitdem habe er gut investiert, habe das Zelt oder die Tribüne gekauft und auch schon abbezahlt. Dies komme ihm jetzt zugute. Er müsse nicht wie viele seiner Kollegen Ausstattungen teuer anmieten. Auch habe er in der Vergangenheit Rücklagen gebildet, von denen er nun zehren könne. „Grundvoraussetzung für mich war, dass wir keinerlei Abstriche im Programm machen“, sagt Kretz. So werden auch dieses Jahr internationale Künstler auftreten, aus Italien und Ecuador.
Bei den Artisten aus Ecuador sei es so, dass sich diese bereits in Deutschland befinden. Die KünstlerTruppe sei zuletzt beim Circus Roncalli engagiert gewesen und sitze seit dem Lockdown in Köln fest. „Die Künstler freuen sich unglaublich darauf, dass wir uns trotz der CoronaKrise an den Weihnachtscircus rantrauen.“Kretz erklärt, er spare nur an Stellen ein, die vom Publikum nicht bemerkt werden. „Indem wir noch mehr selbst mitanpacken, wie beim Aufbau des Zeltes, reduzieren wir Personalkosten. Wir gehen quasi back to the roots, was auch mal guttut“, sagt er.
Normalerweise bietet der Zirkus 1500 Sitzplätze. Diese Kapazität könne dieses Jahr nicht ausgeschöpft werden, da durch die aktuellen Regelungen maximal 500 Personen bei einer Großveranstaltung zulässig seien. So könne nun nur ein Drittel an Besuchern pro Vorstellung eingelassen werden. Da auch der geforderte Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden müsse, rechne Kretz mit 420 bis 450 Gästen pro Vorstellung. „Jede zweite Sitzreihe ist gesperrt. Unser Buchungssystem fügt zudem bei jeder Buchung automatisch den notwendigen Abstand durch und sperrt weitere drei Sitze.
Somit ist der Sicherheitsabstand sogar mit 1,55 Metern rund um jede Besuchergruppe garantiert.“Statt insgesamt 28 bis 30 Vorstellungen wie bisher seien 41 bis 53 angedacht.
Um sich an die Corona- Schutzverordnung des Landes zu halten und das Infektionsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren, habe er und sein Team ein sehr umfangreiches Hygienekonzept entwickelt, das bei Vorlage beim Ordnungs- und Gesundheitsamt gelobt worden sei. „Der Austausch mit den Ämtern und Behörden war sehr gut. Man merkt, dass wir nach so vielen Jahren Weihnachtscircus großes Vertrauen genießen.“Es habe sogar ein kurzes Gespräch mit Oberbürgermeister Daniel Rapp gegeben. Dieser sehe es positiv, dass die Menschen in der Region mit dem Weihnachtscircus etwas Liebgewonnenes zum Lachen und Abschalten erhalten, berichtet Kretz.
Neben einer Corona-Hausordnung für Mitarbeiter und Künstler, beinhalte das Hygienekonzept weitere Maßnahmen. So müsse auf dem Veranstaltungsgelände und beim Einlass ins Zelt ein Mund-NasenSchutz getragen werden (nach derzeitigem Stand darf die Maske auf den Plätzen abgenommen werden), Tickets können vorerst nur online (kontaktlos) gebucht und ausschließlich personalisiert verkauft werden. Der Ticketkauf pro Person sei auf zehn Tickets limitiert. „Wir sind zudem verpflichtet, die Daten der Gäste zu speichern, um Infektionsketten
nachvollziehen zu können“, erklärt Kretz. Es werde einen Bereich mit einem Angebot an Speisen und Getränken im Freien geben.
Anstatt nur einem Ein- und Ausgang zum großen Zirkuszelt, werde es nun fünf Ein- und Ausgänge rund um das Zelt geben, wovon jeder über eine separate Toilette verfüge. Auch die Belüftung des Zeltes sei verändert worden. Es werde eine ständige Frischluftzufuhr geben und nach jeder Vorstellung ein Luftaustausch über die Zeltkuppel. „Wir behalten uns Änderungen der Regelungen vor, sollte es Neues bezüglich der Verordnungen geben.“Wegen der Tiere habe Kretz keine Bedenken. Es gebe schon seit Jahren keine Tiershows mehr, bei denen die Besucher den Tieren näherkommen können. Ein Sicherheitsabstand zu den Besuchern sei folglich schon immer gegeben und es bedürfe hier keine weiteren Maßnahmen. „Wir freuen uns auf die Vorstellungen. Es wird nicht einfach, aber als professionell arbeitendes Team schaffen wir das“, so Kretz zuversichtlich.