Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zu Fuß zu den versteckten Orten des Altdorfer Waldes
Sechs unterschiedliche Touren laden ein, die Naturschönheiten zu entdecken
KREIS RAVENSBURG - Der Altdorfer Wald ist die grüne Lunge Oberschwabens und hat gerade in Zeiten des Lockdowns im Frühjahr eine Renaissance erfahren. Die Menschen haben den Wald vor der Haustür wiederentdeckt. Als größtes zusammenhängendes Waldgebiet Oberschwabens und mit seiner wechselhaften Geschichte hat der Altdorfer Wald viele, teilweise gut ausgeschilderte Wanderwege zu bieten. Sie führen vorbei an verborgenen Quellen, Weihern mitten im Wald und führen vorbei an historischen Orten. Die „Schwäbische Zeitung“hat einige Touren zusammengestellt, die einladen, den Wald zu erkunden.
Tour 1: Baumriesen, Quellen und Waldweiher in Schlier
Kurz nach Hintermoos, in Richtung Wolfegg, liegt links der Straße ein kleiner Parkplatz am Rand des Altdorfer Waldes. Von hier startet die Wanderung ins Naturschutzgebiet Lochmoos. Wenn man den Wanderweg Nr. 15 mit etwa neun Kilometern wählt, kommt man schon nach kurzer Zeit an den Bannbühlweiher und anschließend an den Kählesbühlweiher. Der Weg gabelt sich hier. Auf der rechten Strecke erreicht man nach etwa einem Kilometer eine Lichtung, die mit großer Spielwiese zur Rast einlädt. Auf der gut ausgeschilderten Wanderung mit Kilometerangaben bieten sich immer wieder Alternativen an.
So ist von hier aus auch gut das Fuchsenloch und für anspruchsvolle
Wanderer Weißenbronnen zu erreichen. Der Weg Nr. 15 biegt scharf links ab und führt zu einer der Besonderheiten auf dieser Strecke. 16 riesige Douglasien stehen am rechten Wegrand und wirken fast wie mächtige Mammutbäume. Man erreicht das Naturschutzgebiet Lochmoos, in dem seltene Pflanzen wie Orchideen wachsen und auch der Biber wohnt, und ist dann bald wieder am Ausgangspunkt der Wanderung. Für findige Spürnasen, die gerne im Unterholz unterwegs sind und keinem Wanderweg folgen möchten, wartet in diesem Gebiet die Quelle des Stillen Bachs auf Entdeckung. Sie liegt südlich der großen renaturierten Kiesgrube im Ursprungswald und wurde einst im Jahr 1904 von Oberförster Schlette gefasst. Leider ist sie sehr zugewachsen und der Stein der Fassung fast völlig verwittert.
Tour 2: Auf und ab zum Elfenweiher in Wolfegg Startpunkt ist oberhalb von WolfeggWassers an der Bushaltestelle Wolfegg-Berg der Linie 7534 von Ravensburg nach Bad Wurzach. Die kleine asphaltierte Straße führt vorbei am Muttergottes-Bildstock stetig leicht bergauf, bis sie zum Parkplatz Süh gelangt. Dort geht es alternativ nach links zum Aussichtspunkt Süh mit einem schön angelegten Rastplatz und geradeaus auf der gewählten Strecke zum kleinen beschaulichen Weiler Berg, den man durchquert. Der Straße folgend gelangt man bergab bis zu einem großen Kreuz. Von hier könnte man links der Straße durch den Wald in knapp zwei Kilometern Weißenbronnen
erreichen. Geradeaus führt die Strecke steil bergab nach Neutann. Vor dem Pflegeheim biegt man links in Richtung Bergatreute ab und kommt hinunter nach Bainders. Überquert man die Brücke und hält sich rechts, kann man in vier Kilometern an der Ach entlang zurück nach Wolfegg wandern. Geradeaus geht es weiter in Richtung Bergatreute und zur Talmühle mit dem idyllisch gelegenen Elfenweiher. Man biegt links ab und wieder geht es steil bergauf mit herrlichem Blick über das ganze Tal. Oben am Berg hat man sich die Rast auf der dortigen Bank wohl verdient und kann die weite Aussicht über Bergatreute genießen. Der beschriebene Weg ist zwar durch sein Auf und Ab recht anspruchsvoll, kann aber bei guter Kondition problemlos mit dem Fahrrad oder Kinderwagen bewältigt werden. Eine Streckenlänge bis zur Ruhebank ist etwa fünf Kilometer lang.
Tour 3: Steil hinauf zum Fernmeldeturm in Waldburg
Im Ortszentrum von Waldburg biegt man bei der Metzgerei Binger auf die kleine Straße durch das Wohngebiet ab. Sie führt den Berg hinauf zu einem der schönsten Aussichtspunkte mit weitem Alpenpanoramablick. Bänke laden zum Ausruhen ein. Mit Blick auf die Waldburg ist hier ein Obstlehrpfad mit vielen Sorten angelegt, an dessen Bäumen kleine Erklärungstafeln stehen. Hält man sich rechts, gelangt man in den Altdorfer Wald. Schon am Waldrand führt eine kleine Straße etwa 200 Meter steil den Berg hinauf zu einem der höchsten Sendemasten in der Region. Unmittelbar um den Sender ist das Gebiet zwar eingezäunt und kein Zutritt erlaubt, trotzdem kann man fast unter dem mit knapp 108 Meter hohen imposanten Bauwerk stehen, das weit heraus aus dem Wald ragt. Der Fernmeldeturm, der zur Übertragung von Telefongesprächen und Datensignalen per Richtfunk im oberschwäbischen Bereich dient, wurde nach zweijähriger Bauzeit im Jahr 1988 in Betrieb genommen. Auf einer großen Satellitenschüssel gut zu lesen wird seine Funktion erklärt und seine Daten aufgezeigt. Wieder von dort abgestiegen, kann man nach rechts durch den Wald der Straße folgen und kommt linker Hand zur kleinen Habnitkapelle bei Neuwaldburg. Bis hierhin sind es mit Senderaufstieg etwa zwei Kilometer.
Tour 4: Durch den Schussentobel bis nach Durlesbach
Vom neuen Parkplatz an der EugenBolz-Grundschule in Mochenwangen geht es entlang der Hauptstraße, vorbei an der Pfarrkirche „Mariä Geburt“. Über die Eisenbahnbrücke geht es links in die Straße „Beim Forstamt“, von wo aus man entlang der Bahnlinie weiter in Richtung Durlesbach geht. Dann gelangt man in den Schussentobel, der in der letzten Kaltzeit von
Eis und Wasser geformt wurde. Links und rechts steigt bewaldetes Gelände steil an, Fischteiche und kleine Tümpel tauchen auf. Der Weg führt vorbei an einem Gedenkstein, der an das Storchenhaus, den Unterschlupf der Räuberbande von Anton Rosenberger, erinnert. Die Räuber trieben in dieser Gegend ihr Unwesen und wurden 1819 vom Militär ausgehoben. Nach fünf Kilometern geht es unter der Bahnlinie durch. An der Weggabel geht es rechts bis nach Kümmeratshofen oder auf Weg Nr. 17 zurück nach Mochenwangen. Geradeaus kommt der malerische Bahnhof von Durlesbach. Am Bahnübergang führt die Straße rechts hoch nach Reute durch den kleinen Ort Durlesbach. Nach der Schussenbrücke gibt es drei Möglichkeiten: Nach rechts ein interessanter Wanderweg sechs Kilometer die Schussen entlang bis nach Aulendorf, geradeaus führt der Waldweg steil nach oben Richtung Geiger-Röschen und Zollenreute, nach links geht es sechs Kilometer zurück bis nach Mochenwangen. Auf dem Rückweg geht es vorbei an einem der Holzlager von Forst BW, dem Wasserkraftwerk, das bei neun Metern Gefälle immer noch Strom erzeugt, an einem Biotop, am Lebensraum des Bibers bis zum idyllischen Felsenbädle. Die Schussen hat hier skurrile Sandsteinformationen ausgewaschen und durchlöchert. In den steilen Sandsteinwänden lebt der Eisvogel. Vorbei an der ehemaligen Papierfabrik geht es zum Ausgangspunkt.
Tour 5: Im Wald durch Tobel und den Bach entlang zum Neuweiher Vom Parkplatz der Eugen-BolzGrundschule geht es zur Aulendorfer Straße. Nach dem alten Bauernhaus Felder geht es zur MoosehrenKreuzung, wo der Wanderer zwei Möglichkeiten hat. Variante 1: Der Weg führt nach rechts in Richtung Hatzenturm und Wolpertswende. Variante 2: Der Weg führt geradeaus hinunter Richtung Moosehren. Bei Variante 1 geht es entlang des Schönmoosbaches. Am Waldrand fällt eine gewaltige Eiche mit etwa zwei Metern Durchmesser ins Auge. Davor eine Infotafel zum Neuweiher und Wegweiser. Nur wenige Meter führt ein Pfad zur Furt durch den Schönmoosbach. Ein toller Ort für Kinder zum Spielen. Nach links geht es in Richtung Mochenwangener Wald und Hatzenturm über die Bachbrücke. Beeindruckende Eichen säumen den Uferrand. Jetzt biegt der Weg nach rechts ab in den Wald, wo der Wanderer den Wegtafeln 12 und 16 folgt. Zwei Dämme aufgelassener Weiher zeugen von der einst so wichtigen Weiherwirtschaft. Romantisch schön wird es im „Schönmoostöbele“. Hänge mit großen Laub-und Nadelbäumen säumen den Kiesweg. Es geht stetig sanft bergauf. Immer den Tafeln 12 und 16 folgen. Dann vereinen sich Variante 1 und 2. Über einen Abstecher zum Waldrand geht es in Richtung Segelbach. Am zwei Meter hohen Bienenhotel hat man einen wunderbaren Blick auf die Landschaft. Beim Weg zurück geht es über den jungen Krummensbach, in Richtung Durlesbach. Bei der nächsten Kreuzung nach etwa 400 Metern vor dem Hallershau geht es rechts ab, Weg Nr. 16. Über eine kleine Kuppe führt der Weg hinab bis zum Neuweiher. Dort lassen sich Wasservögel und andere Tiere beobachten. Der Weg geradeaus führt nach Durlesbach und zur Holzschleife unten an der Schussen. Wir biegen gleich am Neuweiher rechts ab, bei dem gewaltigen Wurzelstock, einem Naturkunstwerk. Immer abwärts, Wasser und Tobel folgend, erreicht man Mochenwangen ohne Gefahr, sich zu verlaufen. Zwischendurch steigt der Weg leicht an. Auf einer Bank kann man über das gesamte Schussental blicken. Vom „Schwarzen Weg“gibt es sogar ein Alpenpanorama. Diese 8,25 Kilometer lange Wanderung mit leichten, sanften Steigungen im mystischen Wald ist auch für Familien geeignet.
Tour 6: Durch den Baindter Wald bis zum Egelsee
Tief versteckt im Sulpacher Wald befinden sich noch Viereckschanzen der Kelten, die in der Zeit vom 4. bis zum 6. Jahrhundert auch in Oberschwaben gelebt haben. Welche Funktion die Viereckschanzen hatten, ist nicht gesichert. Vermutet wird, dass es sich dabei um keltische Gutshöfe handelte oder Teile einer Siedlung. Die Tour zurück in die Zeit vor Christus beginnt in Baindt. Geparkt werden kann auf dem Dorfplatz im Zentrum. An der Bäckerei Hausmann geht es rechts entlang der alten und mittlerweile renaturierten B 30 bergauf, bis man schließlich in den Baindter Wald gelangt. Wer immer weiter geradeaus geht, gelangt bis an den Egelsee. Von dort sind es nur wenige Minuten bis zum Stockweiher. Wer zurückwandern will kann entweder den Weg vorbei an der Marienstatue entlang der B 30 wählen. Der Weg führt zwischen der B 30 und Wald bis nach Sulpach. Von dort aus geht’s zurück zum Ausgangspunkt. Wer etwas abenteuerlich ist und sich auf die Suche nach den Viereckschanzen machen möchte, kann sich durch den kleinen Tunnel unter der B 30 hindurch wagen. Dort findet sich zuerst der Schanzwiesweiher und danach der Bunkhofweiher, die sich bereits auf Bad Waldseer Gemarkung befinden. Wie online auf www.oberschwaben-tipps.de verzeichnet ist, findet man die Viereckschanzen in den Wald-Abteilungen Kreuzbühl (15), Kohlstrittle (16) und Mösle (9) östlich von Mochenwangen und nordwestlich von Baindt. Achtung: Für ungeübte Augen sind die Viereckschanzen und die ebenfalls vorhandenen keltischen Grabhügel nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Zurück kann man ebenfalls den Weg entlang der B 30 gehen. Oder man wandert bis nach Mochenwangen und dann die Mochenwangener Straße in Richtung Baindt entlang. Von dort zweigt eine Straße nach Sulpach ab.
Märchenhafte Weiher, verwunschene Orte, eine rauschende Schussen und historische Orte liegen im Wald verborgen.
Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg. (Ps 25,8) Hermann, Gerhard und
Rupert