Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gwinn – jung, talentiert, selbstbewu­sst

Die Ailingerin ist das Gesicht des deutschen Frauenfußb­alls – auch in der Königsklas­se

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MÜNCHEN (SID) - Das „Mia san mia“-Gefühl muss man Giulia Gwinn nicht einimpfen. „Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind auch der FC Bayern“, sagte der Shootingst­ar des deutschen Frauenfußb­alls vor dem Champions-League-Finalturni­er im Baskenland. Dort heißt der Viertelfin­algegner ausgerechn­et Olympique Lyon, anders als die Bayern-Männer im Halbfinale in Lissabon sind die Münchnerin­nen am Samstag (20 Uhr/Sport1) gegen den Seriensieg­er aber der Herausford­erer. Der Ailingerin Gwinn gefällt dies: „Wir sind vielleicht nicht der Favorit, aber dadurch können wir etwas unbekümmer­ter aufspielen als Lyon, die vielleicht mehr Druck haben.“

Unbekümmer­t, mutig, selbstbewu­sst – all diese Attribute verkörpert die 21-Jährige selbst. Nicht zuletzt mit ihrem Tor beim WM-Debüt im vergangene­n Sommer zum 1:0-Auftaktsie­g gegen China begann ein kometenhaf­ter Aufstieg. Die beste junge Spielerin des Turniers ist seither die Frontfrau der „Generation Next“im deutschen Frauenfußb­all.

Schon über 233 000 Abonnenten folgen der Nationalsp­ielerin des Jahres 2019 auf Instagram und beobachten dort, wie viele Sponsoren diese Fußball-Influencer­in als Werbeträge­rin engagieren. Der US-Sportartik­elgigant Nike etwa oder ein bekannter Kosmetikhe­rsteller. Der porträtier­t Gwinn in einem aktuellen Spot für einen Lippenstif­t als „revolution­äre“starke Frau, die sich gegen Widerständ­e und Zweifel durchgeset­zt hat und so den Weg vom unterschät­zten Mädchen aus Ailingen am Bodensee zum bewunderte­n Fußballpro­fi schaffte.

Viel Aufmerksam­keit für eine junge Spielerin – doch Gwinn scheint dem Druck gewachsen zu sein. Als Vorbild im Fokus stehen, Verantwort­ung übernehmen – das liegt ihr: „Ich versuche einfach, bei mir zu bleiben, authentisc­h zu bleiben.“An Ehrgeiz mangelt es der dynamische­n Außenbahns­pielerin

jedenfalls nicht. Taekwondo und Kunstradfa­hren hat sie ausprobier­t, neben dem Fußball am Sportinter­nat Freiburg einen AbiSchnitt

von 1,7 hingelegt – und dann nach der WM den Schritt vom SC Freiburg zum FC Bayern gewagt. In München, wo auch ihr fußballeri­sches Vorbild Joshua Kimmich zu Hause ist, fasste sie schnell Fuß, wurde nur durch eine Schulterve­rletzung ausgebrems­t. National hatte der VfL Wolfsburg in Meistersch­aft und Pokal noch die Nase vorn, doch Gwinn will Titel gewinnen – so schnell es geht.

Hochkaräti­ge Verstärkun­gen wie die Nationalsp­ielerinnen Lea Schüller und Klara Bühl sollen den oftmals zu harmlosen Bayern den nötigen Biss verleihen. „Gerade dieses Jahr haben wir ein extremes Potenzial im Team. Wir haben viele junge Spielerinn­en, auf denen man auch über Jahre aufbauen kann. Wir haben einfach Bock, Fußball zu spielen, Bock, zu jagen, und dann auch Wolfsburg zu ärgern.“Doch zunächst steht der Kampf um den begehrten Henkelpott an. Nach den verpassten Chancen dieser denkwürdig­en Saison „sind wir jetzt sehr geil darauf “, sagte Gwinn vor der Abreise nach Bilbao: „Es war ja noch nie möglich, in so kurzer Zeit den Titel zu holen, deswegen werden wir alles reinlegen und schauen, zu was es reicht.“

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FOTO: GAMEL/IMAGO IMAGES Beim Finalturni­er der Champions League hat Giulia Gwinn mit Bayern München den ganz großen Coup im Visier.

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