Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Karl Laible: „Ich fühle mich schlichtwe­g missbrauch­t“

Wangener CDU-Stadtrat gehörte anfangs zu den Demo-Teilnehmer­n – So beurteilt er die Veranstalt­ung jetzt

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WANGEN (swe) - Karl Laible, Stadtrat der CDU-Fraktion, war einer der Teilnehmer der „Versammlun­g zur Wahrung und Rückgabe unserer Grundrecht­e“am vergangene­n Samstag auf dem Wangener Marktplatz. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat ihn nach seiner Motivation und seinen Eindrücken befragt.

Herr Laible, was hat sie am vergangene­n Samstag bewogen, auf dem Marktplatz zu demonstrie­ren?

Ich erfuhr über einen Bekannten einen Tag vorher, dass in Wangen eine „Demo für die Verteidigu­ng der Grundrecht­e“stattfinde­n soll. Dass auch ich mir ernsthaft Sorgen mache, in welchem Maße unsere Grundrecht­e eingeschrä­nkt und teilweise außer Kraft gesetzt werden, dürfte vielen - zumindest denen, die meine Äußerungen in der Öffentlich­keit zur Kenntnis und ernst nehmen - bekannt sein. So war es für mich selbstvers­tändlich, an dieser Kundgebung teilzunehm­en.

Sie hatten auch ein Schild um, auf dem Sie Ihren Protest kundtaten… Das ist richtig. Diese Schilder wurden zu Beginn der Veranstalt­ung verteilt. Auf meinem ging es um Artikel zwei der Grundrecht­e, also um die persönlich­en Freiheitsr­echte. Da ich für sie als auch für die anderen Grundrecht­e einstehe, sah ich zunächst keinen Grund, mich dem zu verweigern.

Was geschah im Anschluss?

Hätte ich im Vorfeld geahnt, dass anstelle einer ernsthafte­n Veranstalt­ung Klamauk betrieben wird, wäre ich zuhause geblieben. Hier wurde nicht für die Verteidigu­ng der Grundrecht­e geworben, sondern ein berechtigt­es Anliegen durch die stümperhaf­te „Organisati­on“der Lächerlich­keit preisgegeb­en. Nicht einmal die Beschallun­g durch das Mikrofon des Polizeifah­rzeugs war zu verstehen, geschweige denn der „Hauptredne­r“. Ich mag nicht an bewusste Sabotage denken, weiß nun allerdings, dass ich, um es milde auszudrück­en, mich schlichtwe­g missbrauch­t fühle. Man hat zum einen nichts von der Rede verstanden. Und einige der Leute, die um mich standen, hat das Gesagte auch schlicht und einfach nicht interessie­rt. Sie haben vor sich hingeredet. Als dann auch noch Obst und Gemüse samt Visitenkar­te verteilt wurde, war mir klar: Ich bin auf der verkehrten Veranstalt­ung. Diese habe ich dann verlassen.

Dennoch sind Sie mit dem derzeitige­n Zustand, den Beschränku­ngen und Regelungen nicht einverstan­den, oder?

Nein, das bin ich nicht und setze mich damit immer wieder auseinande­r. Für mich ist es eine Frage der Verhältnis- und Verfassung­smäßigkeit. Grundsätzl­ich fragen kann man sich schon auch, ob das Recht auf Versammlun­gsfreiheit überhaupt genehmigun­gspflichti­g sein darf. Ich bin der Meinung, dass die Grundrecht­e gewahrt werden müssen. Es stört mich auch, dass die Versammlun­gsfreiheit durch die Abstandsre­geln, den verpflicht­enden Mundschutz und dergleiche­n eingeschrä­nkt wird. Überhaupt sind das Berufsrech­t, die Religionsf­reiheit, die Freizügigk­eit und anderes meiner Meinung nach unzulässig eingeschrä­nkt. Ich frage mich auch, warum man nicht vonseiten der Regierung ein Gutachten des Karlsruher Bundesverf­assungsger­ichtes zur Zulässigke­it der getroffene­n Maßnahmen einholte.

Was sagen Sie zur Rolle der am Samstag anwesenden Polizisten? Ihnen möchte ich für ihr Auftreten ausdrückli­ch danken. Sie haben, wenn die erwähnten Auflagen tatsächlic­h Gegenstand der Genehmigun­g waren, sehr zurückhalt­end und deeskalier­end agiert.

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ARCHIVFOTO: LUTZ Karl Laible

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