Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fast zufrieden
Trainer Steffen Wohlfarth steht mit dem Fußball-Oberligisten FV Ravensburg sehr gut da
RAVENSBURG - Für einen kurzen Moment schien Steffen Wohlfarth aus seiner Rolle zu fallen. Auf die Leistung des FV Ravensburg beim 1:0-Sieg bei Oberliga-Tabellenführer Göppingen angesprochen, kam dem Trainer doch tatsächlich ein „Ich bin zufrieden“über die Lippen, das er aber sogleich mit einem angehängten „nicht, aber froh über den Sieg“korrigierte. Sprachlich etwas ungelenk, aber getreu seinem Motto: „Zufrieden bin ich nie.“
Und doch gäbe es zur Zufriedenheit momentan allen Grund. Ravensburg steht in der Tabelle nach 13 Spielen auf Rang zwei, der Rückstand auf die Spitze beträgt gerade einmal zwei Punkte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in der Oberliga so eng zugeht wie lange nicht. Drei Punkte weniger und die Ravensburger würden nicht an der Tabellenführung schnuppern, sondern ständen als Achter im Mittelfeld. Selbst auf den vorletzten Platz beträgt der Vorsprung momentan nur zehn Punkte. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr trennten Platz zwei und 17 nach 13 Spielen bereits 21 Punkte. Die Tabelle ist in dieser Saison ganz einfach kein unmittelbarer Indikator für die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Mannschaften.
Das soll die Auftritte der Ravensburger in der bisherigen Spielzeit aber in keiner Weise schmälern. Ohne Zweifel gehört der FV zur Spitzengruppe der Oberliga. Denn gerade spielerisch zeigt Wohlfarths Mannschaft immer wieder gute Leistungen. So auch am Samstag in Göppingen, wo Ravensburg nach einer schwierigen Anfangsviertelstunde nahezu keine Torchance des Tabellenführers mehr zuließ. Ein Lob, das nicht nur den Spielern, sondern auch dem Trainerteam gebührt. Denn der FV brachte einen perfekten Matchplan mit nach Göppingen. „Wir wollten den Gegner früh stören und Kevin Dicklhuber aus dem Spiel nehmen“, erklärte Wohlfarth. Besagter Dicklhuber war auf der rechten Seite der Schlüsselspieler beim GSV und deutete in der Anfangsphase an, warum Wohlfarths Entscheidung nicht die schlechteste war. Linksverteidiger
„Gerade die jungen Spieler machen ihre Sache sehr ordentlich.“
Moritz Strauß hatte zunächst einige Probleme mit dem Göppinger Torjäger, die Mannschaft bekam das aber schnell in den Griff. Göppingen spielte mit viel Breite, durch geschicktes Anlaufen und Verschieben versperrte Ravensburg aber immer wieder die diagonalen und vertikalen Passwege, sodass dem Tabellenführer der Raumgewinn im Spielaufbau fehlte. In eigenem Ballbesitz kamen ballsichere Ravensburger vor allem über die rechte Seite immer wieder zu Torchancen gegen die zweitbeste Defensive der Liga.
Dabei ist es nicht so, dass in Ravensburg alles wie am Schnürchen läuft. Das Verletzungspech bleibt
Steffen Wohlfarth dem FV treu, neben den Langzeitverletzten Haris Mesic, Jascha Fiesel, Sebastian Mähr und Rahman Soyudogru fehlten in Göppingen Jona Boneberger, Jonas Wiest und Bartosz Broniszewski. Auch Max Chrobok (Auslandsaufenthalt) steht weiter nicht zur Verfügung, zudem kehrten Daniel Schachtschneider und Felix Schäch erst kürzlich zurück in die Mannschaft und auch Sebastian Reiner ist weiterhin nicht vollständig fit. Davon war in Göppingen nichts zu spüren. „Gerade die jungen Spieler machen ihre Sache sehr ordentlich“, lobte Wohlfarth. Für Broniszewski rückte erneut Moritz Jeggle, der wohl beste FV-Spieler in dieser Saison, in die Innenverteidigung, seinen Platz nahm wieder Manuel Geiselhart ein. Der 19-Jährige machte seine Sache beim zweiten Startelf-Einsatz in Folge gut und belohnte sich selbst und seine Mannschaft mit dem Siegtreffer.
Dass trotzdem keine übertriebene Euphorie aufkommt, ist vor allem Wohlfarths Verdienst. Der hob auch nach dem dritten Sieg in Folge und Rang zwei in der Tabelle warnend den Zeigefinger: „Wir haben noch nichts erreicht.“Die Ravensburger bleiben also auf dem Boden und wissen ihre Situation richtig einzuordnen.
Eine letzte Bemerkung muss, freilich nicht ohne Augenzwinkern, trotzdem erlaubt sein, auch wenn Steffen Wohlfarth sie nicht hören wollen wird. In der abgelaufenen Spielzeit hatte nach 13 Spieltagen genau eine Mannschaft 23 Punkte, wie sie der FV diese Saison ebenfalls hat. Es war der Bahlinger SC – und der stieg am Ende als Meister souverän in die Regionalliga auf.