Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Erdrutschszenario am Baggersee
DRK und DLRG proben in Grenis bei Hannober gemeinsam den Ernstfall
WALDBURG - Zu einer gemeinsamen Übung trafen sich das DRK Ravensburg und Waldburg sowie die Ortsgruppen des DLRG aus Ravensburg, Wangen, Bad Wurzach und Altshausen. Die theoretische Einführung aller 63 Einsatzkräfte erfolgte bereits am Samstagvormittag mit diversen Fachvorträgen, bevor die praktische Übung am Baggersee in Grenis/Hannober begann.
Das Zeltlager einer Jugendgruppe am Seeufer wurde durch einen Erdrutsch verschüttet. Sämtliche Zugangswege sind versperrt, somit können die 18 mitunter schwer verletzten Personen ausschließlich über den Seeweg gerettet werden. Diese angenommene Katastrophe war Grundlage der Großübung, die am Samstag von den Einsatzkräften der DLRG und des DRK gemeinsam bewältigt werden musste. Drei Schminker setzten die Vorgaben an die Verletzungen sehr detailgetreu um. Offene Brüche, Schürfwunden und sogar ein durchbohrter Unterschenkel erwartete die noch ahnungslosen Retter.
In enger Zusammenarbeit zwischen DLRG und DRK wurde gemeinsam mit dem leitenden Notarzt Peter Lessing die unübersichtliche Schadenslage sondiert und die Dringlichkeit des Abtransportes ans andere Seeufer definiert. Die Rettungskräfte arbeiteten dabei mit Schleifkorbtragen, um in dem unwegsamen Gelände überhaupt bergen zu können. Schmale Zugangsstege zu den Rettungsbooten erforderten zudem höchste Konzentration und körperlichen Einsatz aller Beteiligten. Alle Verletzten konnten durch das DLRG auf die andere Uferseite gebracht werden, wurden dort von den Sanitätern des DRK erstversorgt, bis der Weitertransport in die umliegenden Kliniken erfolgen konnte.
Nicht zu unterschätzen ist bei aller Priorität, den Personen zu helfen, auch der Verwaltungsaufwand. Gekennzeichnet durch eine blaue Weste, führte der Organisationsleiter ein entsprechendes Einsatztagebuch, registrierte die geborgenen Patienten und koordinierte sämtliche Schnittstellen. „Um bewusstlose, nicht ansprechbare Menschen identifizieren zu können und deren Angehörige ausfindig zu machen, würden wir im
Notfall gemeinsam mit der Polizei ein Notfalltelefon einrichten“, erläuterte Patrick Richter, Öffentlichkeitsbeauftragter des DRK Ravensburg die Bedeutung des Kreisauskunftsbüros. Er dankte in diesem Zusammenhang sämtlichen Behörden für die Erteilung der Genehmigungen, die für eine solche Großübung erforderlich sind. „Wir dürfen erst dann loslegen, wenn wir das Okay vom Landratsamt und der Leitstelle haben“, schilderte Richter die gute Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Stellen.
„Die Kameraden arbeiteten hier Hand in Hand“, resümierte Notarzt Peter Lessing die Übung. „Es ist gut zu wissen, dass man sich im Ernstfall aufeinander verlassen kann.“Auch Marius Clemens, Ausbilder der DLRG und Mitorganisator der Übung, war begeistert. „Wir haben zwei Stunden veranschlagt. Nach etwa anderthalb Stunden waren alle Patienten versorgt und registriert. Einfach klasse.“
Trotz ausgezeichneter äußerer Bedingungen setzten sich die insgesamt 63 Mitwirkenden einem gewissen Selbstrisiko aus und stellten ihre Freizeit in den Dienst der Menschenrettung. Mit Souveränität, Können und einer großen Portion Freude waren die Helfer hoch konzentriert bei der Sache. „Es war ein toller und erfolgreicher Tag“, sagte einer der Einsatzkräfte nach der Übung und wünschte sich eine baldige Wiederholung.