Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Übung an den Gleisen braucht lange Vorlaufzeit
In Altshausen demonstrieren Rettungskräfte und Leitstellen eine gute Zusammenarbeit
ALTSHAUSEN - Ein Auto kommt beim Rangieren auf die Bahngleise und wird von einem Triebwagen erfasst. Die Feuerwehr Altshausen hat sich für die Hauptübung dieses Szenario ausgesucht, weil auch solche Einsätze zu ihrem Aufgabenbereich gehören.
Die gesamte Übung moderierte der stellvertretende Kommandant Thomas Trunz. Zur Übungslage: Der Zug erfasst den Wagen und schiebt ihn vor sich her. Eine Person im Auto und 37 Insassen des Zuges wurden teils schwer verletzt. Der Lokführer löst per Funk sofort ein bei „Einsatz im Gleisbereich“spezielles Meldesystem aus: Fahrdienstleiter Altshausen, DB-Leitstelle Baden-Württemberg in Karlsruhe, Leitstelle Bodensee-Oberschwaben, Feuerwehr und Rettungsdienste in Altshausen. Gleichzeitig schickt die Leitstelle der Deutschen Bahn ein Fax an die Altshauser Feuerwehr mit der Bestätigung, dass der Schienenverkehr auf dieser Strecke eingestellt wurde.
Diese Alarmierung ließ in wenigen Minuten Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Roten Kreuzes (DRK) mit erforderlichem Gerät anrücken. Am Einsatzort wurden die Zuschauer der Hauptübung als „Glotzer und Gaffer“absichtlich mit eingebunden. Die Wehrleute mussten sich zu ihrem Einsatzbereich wegen der Zuschauer regelrecht durcharbeiten. Zwei Feuerwehrleute sicherten die Strecke in beide Richtungen der Bahngleise ab, falls doch noch ein Schienenfahrzeug trotz
Sperrung unterwegs wäre. Ein Team begann sofort mit der Bergung des Autoinsassen mit Rettungsscheren und schwerem Gerät, die anderen Gruppen öffneten die Türen des Triebwagens und bauten zur sicheren Bergung der Zuginsassen Arbeitsbühnen auf. Das anrückende DRK Altshausen mit Unterstützung aus Aulendorf und Wilhelmsdorf stellte in Windeseile ein Sanitätszelt zur Erstbehandlung der Verletzten auf. Ein Notarzt begutachtete im Triebwagen die Schwere der Verletzungen und übergab jeden Patienten samt Befundkarte und Behandlungsvorrang den Einsatzkräften.
Die Szenen waren sehr wirklichkeitsnah gestellt. Es waren geschminkte Patienten mit schmerzverzerrtem Gesicht und auch eine „Mutter“, die nach ihrem Kind rief. Einsatzleitung von DRK und Feuerwehr arbeiteten Hand in Hand mit dem Notfallmanagement der DB Netz AG. Alles klappte wie am Schnürchen, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre, laufend solche Einsätze zu meistern. Die Drehleiter stand bereit, um möglicherweise mit einer Wärmebildkamera nach weiteren Verletzten zu suchen.
Auch die Jugendfeuerwehr unter der Leitung von Daniel Fink und Stefan Krattenmacher zeigte mit einem professionellen Löschangriff auf die brennende Baywa-Werkstatt ihr Können. Flink und präzise und mit Begeisterung ging die Jugendfeuerwehr mit Schlauch und Gerätschaft um. Aus der Jugendabteilung kommen nahezu 50 Prozent der nachrückenden Wehrleute in Altshausens Wehr.
Für diese Jahreshauptübung mussten einige Partner mit ins Boot genommen werden. Die Gleisstrecke Altshausen-Pfullendorf wurde vom Betreiber Regionalbahn Pfullendorf und der Gemeinde Altshausen gestellt und der Triebwagen mit Lokführer vom DB Regionalverkehr Alb-Bodensee. Zwei bis drei Jahre wurde geplant. Als alle Beteiligten „grünes Licht“gaben, dauerte die sehr umfangreiche Vorbereitung noch ein Jahr. Dies gelang Stefan Krattenmacher und Alexander Raisle mit großem Erfolg.
Zu den Beobachtern zählten Kommandanten umliegender Wehren, Freunde der Partnerwehr aus Pirkwitz-Bratschwitz bei Pirna (sächsische Schweiz), Gemeinderäte und interessierte Bürger. Bei der Abschlussveranstaltung im Gerätehaus zeigten sich Bürgermeister Patrick Bauser und Kommandant Hermann Fink mit der Übung sehr zufrieden. Auch der Notfallmanager der DB Netz AG gratulierte der Feuerwehr für diese hervorragende Leistung und das gekonnte Zusammenführen aller Einsatzkräfte.