Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jugendliche formulieren Forderungen und Ideen für mehr Nachhaltigkeit
Wasserspender für die Schulen und bessere Busverbindungen gefordert – 80 junge Weingartener kommen im Haus der Familie zusammen
WEINGARTEN (sz) - Mehr Grünflächen in der Stadt, weniger Müll, bessere Busverbindungen und vor allem – mindestens ein Wasserspender in jeder Schule. Diese mittlerweile wohlbekannten Forderungen junger Menschen fanden sich auch unter den Ergebnissen des vierten Weingartener Jugendgipfels wieder.
Im Haus der Familie kamen am vergangenen Mittwoch rund 80 Jugendliche aus allen Schulen der Stadt zusammen, um sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit in meiner Stadt“auseinanderzusetzen. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch ein Grußwort von Bürgermeister Geiger, darauf folgte ein Podiumsgespräch mit Eva Städele (Fridays for Future Ravensburg) und Martin Lang (Beratung für fairen Handel), moderiert durch Franziska Bauer vom Kreisjugendring Ravensburg.
Eva Städele, selbst erst 16 Jahre alt und inzwischen eine bekannte Vertreterin der Protestbewegung in Oberschwaben, überzeugte mit klaren Fakten zum Thema Klimawandel, teilt der Kreisjugendring in einem Presseschreiben mit. Sie wies auf den kritischen Nitratgehalt in den Böden, den hohen Ausstoß von klimaschädlichen Gasen und die Massentierhaltung in der Landwirtschaft hin und erklärte: „Jeder von uns kann durch seinen eigenen Konsum etwas Positives beitragen, aber die Politik und Industrie sind eben auch gefordert.“Martin Lang erläuterte den Schülern, was eigentlich fairen Handel genau ausmacht und wo man fair gehandelte Produkte kaufen kann. Es gehe dabei nicht nur um menschenwürdige Löhne, vielmehr beziehe sich die Fairness auf verschiedene Aspekte – Stichwort „Climate Justice“: Wenn in Deutschland beispielsweise Kleidung in die Altkleidersammlung gegeben werde, komme die häufig in armen Ländern als Secondhand-Ware auf den Markt und verdränge dort die lokale Produktion von traditioneller Kleidung. An eine kurze Probe, wer im Publikum auf dem Zettel in seiner Kleidung die Worte „Baumwolle“oder „Polyester“finden konnte, schloss sich ein Gespräch über „gute“und „schlechte“Materialien in Bezug auf Wasserverbrauch, Mikroplastik und andere Aspekte an.
Nach dem Podiumsgespräch waren nach Angaben des Kreisjugendrings dann die Jugendlichen selbst gefragt: Sie erarbeiteten in Kleingruppen Plakate, auf denen sie darstellten, wo sie selbst, die Stadt Weingarten und die „große“Politik in Deutschland und der Welt etwas verändern könnten. „Wir könnten zum Beispiel einfach die Bio-Bauern mehr subventionieren, damit sich mehr Menschen das Bio-Essen leisten können“, schlug einer der Schüler vor und erntete für die Idee Applaus.
Generell wurde das Thema „Verbote“heiß diskutiert – was sollte man sanktionieren, wo Anreize schaffen, was den Menschen selbst überlassen? Die Berliner Klimapaket-Diskussion im Kleinen sozusagen. Mithilfe des GraphicRecorders Andreas Meyer wurden die Ergebnisse der Jugendlichen groß, bunt und überaus künstlerisch festgehalten, sodass laut Pressemitteilung des Kreisjugendrings auch die Öffentlichkeit nach dem Jugendgipfel die Möglichkeit hat, sich die erarbeiteten Vorschläge und Forderungen in aller Ruhe anzuschauen.
Im Nachgang der Veranstaltung wird sich nun der Jugendgemeinderat in Weingarten sowie auch der Gemeinderat mit den Ergebnissen beschäftigen, teilt der Kreisjugendring weiter mit.
Organisiert und durchgeführt wurde der Jugendgipfel vom Team Jugendarbeit der Stadt Weingarten in Kooperation mit dem Kreisjugendring Ravensburg, dem Verein Tavir sowie der Realschule Weingarten, der Talschule, dem Gymnasium und der Schussentalschule.