Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Da fehlen mir die Worte, so pervers ist das“
Der Fernsehjournalist Peter Hahne kommt heute nach Bad Schussenried
BAD SCHUSSENRIED - Der Fernsehjournalist Peter Hahne war Moderator des heute-journals und Studioredakteur der Hauptausgabe der Sendung „heute“. Mittlerweile schreibt er Bestseller, in denen er das aktuelle politische Geschehen kommentiert. Am Donnerstag, 19. September, hält Hahne in Bad Schussenried in der Stadthalle einen Vortrag mit dem Titel „Deutschland im Aufbruch – welche Werte wir festhalten müssen“. SZ-Redakteurin Katrin Bölstler hat vorab mit Peter Hahne über Werte, seinen Glauben und die AfD gesprochen.
Herr Hahne, lassen Sie uns über Werte reden. Welche halten Sie für wichtig und welche sind in Gefahr?
Respekt, Vertrauen, Glaubwürdigkeit zum Beispiel. Diese Werte sind essenziell, und sie alle drohen uns verloren zu gehen. Wir haben erlebt, wie in den vergangenen Monaten mit der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles menschlich umgegangen wurde, wie man sogar ihre Kleidung und ihr Äußeres abfällig beurteilt hat, anstatt sich auf ihre Leistung zu fokussieren. Das hat uns gezeigt, dass in Berlin jeder Respekt vor den Mitmenschen fehlt. Das Gleiche gilt für das Thema Glaubwürdigkeit. Der Umgang mit den Wahlergebnissen von Brandenburg und Sachsen zeigt, wie sehr die großen Politiker in einer Parallelgesellschaft leben.
Was meinen Sie damit?
Na, es ist doch unglaublich, dass sich in beiden Ländern SPD und CDU zu Siegern erklärt haben, obwohl sie so viele Stimmen verloren haben. Stattdessen hätten sie in sich gehen und sagen müssen: Wir haben verstanden. Ihre Reaktion stattdessen führt nur dazu, dass die Leute ihnen noch weniger vertrauen und sich abwenden. Die jüngste Infratest-Umfrage zeigt, dass die Menschen Angst davor haben, dass ihre Heimat verloren geht – und sie haben Angst, ihre Meinung noch öffentlich zu sagen. Doch von den Politikern fühlen sich die meisten nicht mehr verstanden und auch nicht gehört. Das sind Dinge, die mich aufrütteln. Unsere Gesellschaft spaltet sich. Politiker predigen uns Inklusion und Integration, aber selbst würden sie nie ihre Kinund der in eine solche Problemschule schicken. Das macht sie unglaubwürdig. Und das Traurige ist: Wer so etwas ausspricht, wird in die rechte Ecke geschoben.
So wie Sie? Es gibt Kritiker, die ihnen vorwerfen, mit der AfD zu sympathisieren.
Ich war noch nie Mitglied in einer Partei. Was ich jedoch feststelle: Wenn man heute Aussagen zitiert, die vor 15 Jahren noch im CDU-Parteiprogramm standen, gilt man auf einmal als rechtsradikal. Das ist doch ein Witz in Tüten. Die Maßstäbe haben sich verändert. Ich aber nicht. Ich habe noch nie mit meiner Meinung hinterm Berg gehalten. Und das werde ich auch in Zukunft nicht tun.
Eines Ihrer Bücher trägt den provokanten Titel „Rettet das Zigeunerschnitzel“. Nervt es Sie, dass solche Wörter inzwischen als nicht politisch korrekt gelten?
Ich finde das absurd. Unsere Sprache unsere Bräuche sind doch ein wichtiger Teil unserer Kultur, und die droht uns verloren zu gehen. Aktuelles Beispiel: Die Tierschutzorganisation PETA fordert, dass bei den Oberammergauer Passionsspielen „Jesus“nicht mehr auf einem Esel reiten, sondern stattdessen E-Scooter fahren soll. Da fehlen mir die Worte, so pervers ist das. Und damit lenken wir doch nur von unseren wahren Problemen ab.
Sie haben viel Kritik parat. Haben Sie auch Lösungsvorschläge?
Das Wichtigste: Wir brauchen Vorbilder. Keine Vorschriften. Wir müssen wieder eine Gemeinschaft werden und nicht in Parallelgesellschaften nebeneinanderher leben. Warum sind denn solche Politiker wie Kretschmann so beliebt? Weil man ihnen anmerkt: Das ist einer von uns. Der redet wie ich. Oder jemand wie Franz Müntefering, der zuerst seine Mutter und dann seine Frau gepflegt hat. Die CDU muss es bis heute bitter büßen, einen honorigen Mann wie Erwin Teufel zum Teufel gejagt zu haben. Solchen Menschen vertraue ich, weil die echt sind. Traurigerweise zeigen Beispiele wie Wolfgang Bosbach, dass authentische Menschen in Berlin oft scheitern.
Sie haben einst Theologie studiert und sind ein gläubiger Christ. Trotzdem kritisieren sie die Flüchtlingspolitik der Kirche. Warum?
Weil es oft pure Naivität ist, die die politischen Realitäten nicht mehr anerkennt. Es wird nicht mehr differenziert zwischen echten und Wirtschaftsflüchtlingen. Allein mit Liebe und Barmherzigkeit kann man keine Flüchtlingspolitik machen. Dann macht sich ganz Afrika auf den Weg. Gott hat uns ja einen Verstand gegeben. Den sollten wir benutzen. Jene wie ich, die von Anfang an gesagt haben, dass durch die offenen Grenzen auch Kriminelle und gefährliche Clans kommen, die wurden nicht gehört. Und das war ein großer Fehler.
Der Erlös des Abends fließt in den Bau eines Waisenhauses in Syrien. Haben Sie einen persönlichen Bezug zu dem Projekt?
Die Hatune-Dogan-Stiftung versucht, in Syrien eine neue Infrastruktur aufzubauen, sodass die Menschen dort wieder eine Zukunft haben. Es ist doch Zynismus, zu sagen, oh toll, jetzt kommen syrische Facharbeiter zu uns. Die werden doch in ihrer Heimat gebraucht, dass das Land dort nicht vor die Hunde geht. Ich als Christ finde es daher wichtig, Projekte vor Ort zu unterstützen.