Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Anführer in anderer Rolle
Georg Grozer fehlt den Volleyballern auch gegen die Slowakei verletzt – und ist doch emotionale Leitfigur
ANTWERPEN (dpa) - Mit einem Verband um die rechte Wade geht Georg Grozer auch in der Rolle als oberster Fan seiner Mannschaft voll auf. Deutschlands angeschlagener Ausnahmevolleyballer ist mehr denn je als emotionale Leitfigur gefordert – wenn auch vorübergehend nur am Spielfeldrand. „Es geht bei dieser EM nicht darum, dass ich nur als Angreifer oder Spieler da bin, sondern dass ich die Jungs mit meiner Erfahrung unterstütze“, sagte Grozer nach dem Sieg gegen Österreich, dem ersten im dritten EM-Spiel. „Ich bin immer für die Jungs da.“Nur diesmal habe er eben „eine andere Rolle“.
Grozer hatte in der Vorbereitung und schon davor immer wieder körperliche Probleme. Der Fuß, das Knie und jetzt eben die Wade. „Ich habe eine kleine Zerrung drinnen“, sagte der Russland-Legionär von Zenit St. Petersburg in Antwerpen, wo der EMZweite von 2017 auf dem Weg ins Achtelfinale die Außenseiter Slowakei (Mittwoch/17.30 Uhr) und Spanien (Donnerstag/17.30 Uhr) schlagen will. „Es sieht nicht so ganz schlimm aus, aber es ist auch nicht gut.“Man müsse „von Tag zu Tag“schauen, sagte Grozer. Auch gegen die Slowakei werde er aber definitiv nicht zum Einsatz kommen, sagte Nationaltrainer Andrea Giani am Dienstag.
In Abwesenheit des 34-jährigen Grozer erwies sich sein Ersatzmann Simon Hirsch beim 3:0 gegen Österreich als bester deutscher Angreifer. Von der Unterstützung Grozers auf der Bank profitiert auch der 27-Jährige. „Georg ist immer ein sehr aktiver Mensch, der seine Emotionen ganz stark in die Mannschaft einbringt, egal ob er spielt oder nicht“, so Hirsch. Grozer habe die Mannschaft „immer weitergepusht, bisschen Aggressivität gefordert“.
Das Prestigeduell mit Österreich war ein Probelauf, wie sich die deutsche Mannschaft mit Hirsch statt Grozer im weiteren Turnierverlauf präsentieren könnte. Der angestrebte Medaillengewinn dürfte indes nur mit Grozer – selbst wenn nicht in Bestform – möglich sein. „Er ist ein großartiger Anführer“, schwärmte Nationaltrainer Andrea Giani von dem Kraftvolleyballer. „Er ist einer der wenigen Spieler der Welt, der das Potenzial hat, die Art und Weise zu verändern, wie eine Mannschaft spielt.“Grozer sei „immer bereit, die entscheidenden Bälle“zu nehmen. „Er ist fast unersetzlich für uns.“Hilfreich wäre, hätte das „fast“nach dem Slowakei-Spiel weiterhin Bestand.