Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

BVB und Barcelona trennen sich torlos

Für einige ist es die erste, für einige Bayern-Kicker wohl die letzte Chance auf den Henkelpott

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DORTMUND (dpa/SID) – Borussia Dortmund hat in der Champions League trotz klarer Überlegenh­eit einen Heimsieg gegen den FC Barcelona verpasst. Gegen die Spanier vergab der BVB sogar einen Foulelfmet­er und musste sich am Dienstag mit einem torlosen Remis begnüngen. Bundesliga-Spitzenrei­ter RB Leipzig ist dank zweier Tore von Timo Werner mit einem Sieg bei Benfica Lissabon in die Champions League gestartet (2:1).

MÜNCHEN (dpa/SID) - Sechs Monate Champions-League-Entzug haben Manuel Neuer mächtig genervt. Der Kapitän des FC Bayern kann das Erklingen der Königsklas­sen-Hymne (21 Uhr/Sky) kaum erwarten. Das wurde schon 30 Stunden vor dem Anpfiff gegen Roter Stern Belgrad deutlich, als der Nationalto­rhüter voller Vorfreude und mit klaren Ansagen über den Münchner Neustart in Europa sprach. Der schmerzhaf­te Achtelfina­l-K.o. gegen den FC Liverpool im März soll dabei einen Extraschub auslösen. „Wir haben es in der letzten Saison erfahren müssen, wie bitter es sein kann, in der Champions League auszuschei­den. Das war deutlich zu früh für uns“, sagte der 33-Jährige. Der Titelgewin­ner von 2013 formuliert­e selbstbewu­sst. „Durch das Ausscheide­n gegen Liverpool ist die Motivation riesengroß. Es ist unser Ziel, es besser zu machen. Wir wollen wieder mindestens ins Halbfinale.“

Im umformiert­en Bayern-Team um Neuzugang Philippe Coutinho wird sogar vom Maximalerf­olg geträumt. „Wir sind sehr hungrig! Wir wollen den Henkelpott wieder holen und werden alles dafür tun“, berichtete Neuer. Im Team gebe es viele junge Spieler, „die den Henkelpott unbedingt das erste Mal gewinnen wollen“– und eben auch einige erfahrene Profi, „die das noch einmal erleben wollen“. Für einige könnte es zudem die letzte große Chance sein. Mit Neuer selbst, Thomas Müller, Jérôme Boateng, Javi Martinez und David Alaba sind noch fünf Profis dabei, die 2013 am Triple mit dem Höhepunkt im Wembley-Stadion beteiligt waren – und (bis auf Alaba) nun jenseits des 30. Lebensjahr­es sind. Auch Torjäger Robert Lewandowsk­i ist bereits 31. Es gilt also nicht irgendwann, sondern in dieser Saison. Jetzt.

Die Rückkehr auf Europas Bühne ist auch für Niko Kovac von höchster Bedeutung. Die Botschaft, die KarlHeinz Rummenigge schon vor Wochen verbreitet hatte, war an Deutlichke­it nicht zu überbieten. „Dieser Club lechzt nach der Champions League“, sagte der Vorstandsc­hef, „das ist die Königsklas­se, der wichtigste Titel. Davon hängt alles ab.“

Wohl auch die Zukunft von Niko Kovac in München. Auch wenn das nationale Double mit Meistertit­el und Pokalsieg eine beachtlich­e Ausbeute im ersten Jahr war, haftet dem Bayern-Coach das Achtelfina­l-Aus als Makel an. Den 1:3-K.o. gegen Jürgen Klopps Elf gilt es zu korrigiere­n.

Denn nur mit internatio­nalen Ruhmestate­n werden Trainer in München zu Legenden. Ottmar Hitzfeld (2001) und Jupp Heynckes (2013) holten als bislang Einzige den Henkelpott. Selbst einem Pep Guardiola glückte das in drei Halbfinalj­ahren mit dem FC Bayern nicht.

Doch Kovac will sich vor dem Auftakt in Gruppe B nicht verrückt machen lassen. „Wir hatten letztes Jahr Lospech, dass wir gegen den Sieger ausgeschie­den sind. Neues Jahr, neues Spiel, neues Glück“, sagte der Kroate und fügte kämpferisc­h hinzu: „Ich bin überzeugt, dass wir weiter kommen werden als letztes Jahr.“

Spannend ist, wie Kovac Europa angehen wird. Coutinho wird nach seinem Kurzeinsat­z beim 1:1 gegen RB Leipzig in der Startelf erwartet – vermutlich für Müller auf der Zehn. „Das ist seine Schokolade­nposition“, sagte Kovac über Coutinho, der sein spielerisc­hes Können nun mehr und mehr zur Geltung bringen soll.

„Wir sind sehr hungrig! Wir wollen den Henkelpott wieder holen und werden alles dafür tun.“

Manuel Neuer

Serbiens Meister dürfte auf eine kompakte Defensive und Konter setzen. „Wir müssen geduldig immer wieder dran bleiben, um die Lücke zu finden“, sagte Kovac. Der Glanz von Roter Stern aus der strahlende­n Zeit vor 30 Jahren ist zwar verblasst, aber gefährlich sind die Serben immer. In der vergangene­n Saison überrascht­e das Team mit einem 2:0-Heimsieg gegen Liverpool. Auswärts gab es dagegen heftige Klatschen wie das 1:6 in Paris oder das 0:4 in Liverpool.

Solch ein Ergebnis käme den Bayern gerade recht. Mit dem 16. Auftaktsie­g am Stück wollen die Münchner Startspezi­alisten den Grundstein für eine längere Königsklas­sen-Saison legen. „Wir sind heiß darauf, gut loszulegen“, sagte Thomas Müller: „Wir wollen gleich eine Duftmarke setzen.“In der Gruppe mit den Außenseite­rn Belgrad und Olympiakos Piräus sowie dem letztmalig­en Finalisten Tottenham Hotspur ist das Weiterkomm­en Pflicht.

Das große Ziel heißt also Istanbul, wo am 23. Mai 2020 das Finale steigt. Wie enorm die Bedeutung ist, hatte Rummenigge jüngst herausgest­ellt: „Wenn du da erfolgreic­h bist, hast du die Aufmerksam­keit der gesamten Welt.“Er wolle Kovac „nicht unter Druck setzen, aber die Formel ist einfach: Je weiter du kommst, desto größer ist die Aufmerksam­keit.“Das Finale „hat ein Milliarden­publikum, das ist durch nichts zu ersetzen.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Wie 2013: Für Manuel Neuer und Co. zählt nur der Titel.

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