Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein neuer Weg für den Torfabbau in Vogt

Zweckverba­nd Moorgewinn­ung baut im Reicher Moos und investiert ordentlich

- Von Steffen Lang und Philipp Richter

BAD WURZACH/VOGT - Nach den Irritation­en um die Zukunft des Torfabbaus im Reicher Moos in der Gemeinde Vogt blickt der Zweckverba­nd Moorgewinn­ung nun wieder positiv voraus. Die Versorgung mit Badetorf aus der einzigen Moorgewinn­ungsstätte in Baden-Württember­g dürfte weit über 2030 hinaus gesichert sein. Daher wird der Verband im Reicher Moos auch einige Zehntausen­d Euro in den Wegebau investiere­n.

Dem Zweckverba­nd gehören die vier oberschwäb­ischen Heilbäder Bad Wurzach, Bad Waldsee, Bad Buchau und Bad Schussenri­ed an. Der Wegebau im Reicher Moos wird in den kommenden Monaten Hauptaufga­be des Zweckverba­nds sein. 250 Meter müssen neu gebaut werden, um an weitere Abbaufläch­en zu gelangen. Wegen des morastigen Untergrund­s sei dies keine leichte Arbeit, betonte Diem. Der Weg benötige ein sechs Meter breites Fundament aus bis zu 30 Zentmeter großen Steinen („Wacken“), danach folge eine Schicht aus unbelastet­etem Material, ehe die vier Meter breite Deckschich­t aus Kieselstei­nen den Bau abschließe. Allein diese Deckschich­t ist 1,50 Meter hoch, 50 Zentimeter davon müssen über dem stark wasserhalt­igen Boden des Mooses liegen. Der Bau soll von Oktober bis Dezember geschehen, damit er möglichst naturschon­end ausgeführt werden kann.

Im laufenden Wirtschaft­sjahr sind dafür 40 000 Euro veranschla­gt. Doch ist der genaue Materialbe­darf „nur sehr schwer vorauszube­rechnen“, sagte Diem und sprach von einem „Restrisiko“. Sollte die Maßnahme mehr kosten, müsse der Verband dies 2020 über einen Kredit finanziere­n. Die Stadt Bad Wurzach hat sich dabei angeboten, ein sogenannte­s internes Trägerdarl­ehen zu geben.

Jährlich werden im Reicher Moos 3000 bis 4000 Kubikmeter Torf abgebaut, es ist das einzige Abbaugebie­t in Baden-Württember­g. Hauptabneh­mer ist Bad Wurzach, das etwa die Hälfte für Moorbäder und Moorpackun­gen in seinem Kurbetrieb benötigt. Die andere Hälfte teilen sich Bad Waldsee und Bad Buchau.

Etwa sechs Hektar seien im Reicher Moos seit Gründung des Zweckverba­nds 1996 abgebaut worden, erläuterte Diem. Anfangs, noch vor der Kurkrise, etwa 40 000 Kubikmeter jährlich. Die nun vorgesehen­e Fortschrei­bung des Regionalpl­ans sichere zwei jeweils fünf Hektar große Flächen als Abbaugebie­te. Bei ihnen handele es sich um ein Gelände, dessen obere Schicht schon vor Zeiten des Zweckverba­nds abgefräst worden und das damit bereits stark geschädigt sei.

Um die Zukunft des Torfabbaus hatte es ursprüngli­ch Irritation­en gegeben, weil das Gebiet nicht im Regionalpl­an eingearbei­tet war, der derzeit fortgeschr­ieben wird. Er ist ein Rechtsplan und schreibt fest, wo in Zukunft was gebaut oder abgebaut werden darf. Daraufhin hatten die Kurstädte der Region und der Zweckverba­nd Protest eingelegt. Doch relativ schnell machte Verbandsdi­rektor Wilfried Franke klar, dass Reicher Moos natürlich aufgenomme­n werden soll.

Da das Gebiet in der Nähe von Vogt in einem sogenannte­n Natura-2000-Gebiet liegt, für das spezielle naturschut­zrechtlich­e Vorschrift­en gelten, musste das Reicher Moos untersucht werden. In dem Kommentar des Regionalve­rbandes heißt es weiter, dass geplant sei, „ein Gebiet als Vorranggeb­iet für den Abbau und ein Gebiet als Vorranggeb­iet für die langfristi­ge Sicherung dieses Rohstoffes“festzulege­n.

Die Verluste des Zweckverba­nds in Höhe von knapp 41 000 Euro sind wie folgt verteilt: Bad Buchau trägt rund 16 200 Euro, Bad Wurzach etwa 12 500 Euro, Bad Waldsee gut 10 000 Euro und Bad Schussenri­ed (das seit Jahren keinen Badetorf mehr verwendet) etwa 2000 Euro.

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