Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein neuer Weg für den Torfabbau in Vogt
Zweckverband Moorgewinnung baut im Reicher Moos und investiert ordentlich
BAD WURZACH/VOGT - Nach den Irritationen um die Zukunft des Torfabbaus im Reicher Moos in der Gemeinde Vogt blickt der Zweckverband Moorgewinnung nun wieder positiv voraus. Die Versorgung mit Badetorf aus der einzigen Moorgewinnungsstätte in Baden-Württemberg dürfte weit über 2030 hinaus gesichert sein. Daher wird der Verband im Reicher Moos auch einige Zehntausend Euro in den Wegebau investieren.
Dem Zweckverband gehören die vier oberschwäbischen Heilbäder Bad Wurzach, Bad Waldsee, Bad Buchau und Bad Schussenried an. Der Wegebau im Reicher Moos wird in den kommenden Monaten Hauptaufgabe des Zweckverbands sein. 250 Meter müssen neu gebaut werden, um an weitere Abbauflächen zu gelangen. Wegen des morastigen Untergrunds sei dies keine leichte Arbeit, betonte Diem. Der Weg benötige ein sechs Meter breites Fundament aus bis zu 30 Zentmeter großen Steinen („Wacken“), danach folge eine Schicht aus unbelastetetem Material, ehe die vier Meter breite Deckschicht aus Kieselsteinen den Bau abschließe. Allein diese Deckschicht ist 1,50 Meter hoch, 50 Zentimeter davon müssen über dem stark wasserhaltigen Boden des Mooses liegen. Der Bau soll von Oktober bis Dezember geschehen, damit er möglichst naturschonend ausgeführt werden kann.
Im laufenden Wirtschaftsjahr sind dafür 40 000 Euro veranschlagt. Doch ist der genaue Materialbedarf „nur sehr schwer vorauszuberechnen“, sagte Diem und sprach von einem „Restrisiko“. Sollte die Maßnahme mehr kosten, müsse der Verband dies 2020 über einen Kredit finanzieren. Die Stadt Bad Wurzach hat sich dabei angeboten, ein sogenanntes internes Trägerdarlehen zu geben.
Jährlich werden im Reicher Moos 3000 bis 4000 Kubikmeter Torf abgebaut, es ist das einzige Abbaugebiet in Baden-Württemberg. Hauptabnehmer ist Bad Wurzach, das etwa die Hälfte für Moorbäder und Moorpackungen in seinem Kurbetrieb benötigt. Die andere Hälfte teilen sich Bad Waldsee und Bad Buchau.
Etwa sechs Hektar seien im Reicher Moos seit Gründung des Zweckverbands 1996 abgebaut worden, erläuterte Diem. Anfangs, noch vor der Kurkrise, etwa 40 000 Kubikmeter jährlich. Die nun vorgesehene Fortschreibung des Regionalplans sichere zwei jeweils fünf Hektar große Flächen als Abbaugebiete. Bei ihnen handele es sich um ein Gelände, dessen obere Schicht schon vor Zeiten des Zweckverbands abgefräst worden und das damit bereits stark geschädigt sei.
Um die Zukunft des Torfabbaus hatte es ursprünglich Irritationen gegeben, weil das Gebiet nicht im Regionalplan eingearbeitet war, der derzeit fortgeschrieben wird. Er ist ein Rechtsplan und schreibt fest, wo in Zukunft was gebaut oder abgebaut werden darf. Daraufhin hatten die Kurstädte der Region und der Zweckverband Protest eingelegt. Doch relativ schnell machte Verbandsdirektor Wilfried Franke klar, dass Reicher Moos natürlich aufgenommen werden soll.
Da das Gebiet in der Nähe von Vogt in einem sogenannten Natura-2000-Gebiet liegt, für das spezielle naturschutzrechtliche Vorschriften gelten, musste das Reicher Moos untersucht werden. In dem Kommentar des Regionalverbandes heißt es weiter, dass geplant sei, „ein Gebiet als Vorranggebiet für den Abbau und ein Gebiet als Vorranggebiet für die langfristige Sicherung dieses Rohstoffes“festzulegen.
Die Verluste des Zweckverbands in Höhe von knapp 41 000 Euro sind wie folgt verteilt: Bad Buchau trägt rund 16 200 Euro, Bad Wurzach etwa 12 500 Euro, Bad Waldsee gut 10 000 Euro und Bad Schussenried (das seit Jahren keinen Badetorf mehr verwendet) etwa 2000 Euro.