Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Jugend forscht in der DEL

Moritz Seider, Tim Stützle, John Jason Peterka – die Eishockey-Teenager mucken auf

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KÖLN (SID/dpa) - Moritz Seider begeistert­e in der Vorsaison nicht nur die deutschen Fans, sondern auch die NHL-Scouts. Jetzt kämpft der 18-jährige Teenager bei den Detroit Red Wings in der NHL um einen Platz im Kader. Bei Seiders Heimatvere­in, Meister Adler Mannheim, geht inzwischen der nächste Hochbegabt­e aufs Eis: Stürmer Tim Stützle – einer von drei 17-Jährigen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Die am Freitag in die Saison gestartete DEL entdeckt die Jugend. „Junge Spieler in die Liga zu bringen, ist ein Muss. Sie machen die Liga schneller“, sagt Manager Christian Winkler vom deutschen Vizemeiste­r Red Bull München, das zum Auftakt gleich zum Derby zu den Augsburg Panthern musste (Spiel bei Druck dieser Ausgabe nicht beendet, die Red.). Das Argument, das Niveau sinke durch die jungen Spieler, lässt der 48-Jährige nicht gelten: „Da bekomme ich Atemnot.“

Grund für dem Jugendstil ist eine Regeländer­ung. Zur neuen Spielzeit müssen Clubs, die 19 Spieler pro Partie einsetzen wollen, mindestens zwei deutsche Feldspiele­r unter 23 Jahren auf den Spielberic­ht setzen. Wer mit drei Abwehr- und vier Sturmreihe­n agieren will, muss eines der Talente auch durchgängi­g einsetzen. „Die Regel ist momentan wichtig. Ohne diese Regel würden momentan wahrschein­lich nicht so viele Junge in der Liga spielen“, sagt Manager Christian Winkler: „Junge Spieler in die Liga zu bringen, ist ein Muss. Das hat man jahrelang nicht gemacht.“Und weiter: „Du musst die Jungen auch spielen lassen, es bringt nichts, sie nur im Kader zu haben.“

So wie Verteidige­r Seider, der in seinem ersten DEL-Jahr mit Mannheim sofort den Titel gewann, bei der WM im Nationalte­am glänzte und nun von einer Karriere in der NHL träumt. Einen ähnlichen Weg trauen Experten Stützle zu, der als talentiert­ester deutscher Stürmer seit NHL-Star Leon Draisaitl gilt. Auch die Münchner haben mit dem gleichaltr­igen John Jason Peterka aus der Red-Bull-Akademie einen Hochbegabt­en in ihren Reihen. In Berlin muss Lukas Reichel das Schutzgitt­er am Helm tragen, weil er noch nicht volljährig ist.

Doch nicht alle können dem Jugendstil etwas abgewinnen. Düsseldorf­s Manager Niki Mondt sagte den „Eishockey News“: „In der Konsequenz ist das aber nicht gut für die älteren deutschen Spieler. Für die sind weniger Plätze im Kader da.“Auch Münchens Stürmer Maximilian Kastner stimmte dem zu. „Ich kenne ältere deutsche Spieler, die nicht mehr in der DEL spielen können, weil für sie dadurch kein Platz mehr im Kader ist“, sagte der 26-Jährige.

Der Düsseldorf­er Manuel Strodel (27) etwa heuerte beim Zweitligis­ten Bad Nauheim an, der Berliner Martin Buchwieser (30) wechselte ebenfalls in die DEL2 nach Frankfurt. „Einige Jungs, die auf DEL-Niveau gut gespielt haben, müssen die Liga verlassen, weil kein Platz mehr da ist, weil sie ein paar Euro mehr kosten“, klagt DEL-Rekordtorj­äger Patrick Reimer von den Nürnberg Ice Tigers.

Deutsche fallen durch den Rost

Weil die Zahl der Ausländer nicht gleichzeit­ig reduziert wurde, fällt in der Regel ein deutscher Spieler durch den Rost. „Die würden ihren Job nicht verlieren, wenn sie den gleichen Preis aufrufen würden wie der neunte Kontingent­spieler“, meint DEL-Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke. Allerdings spielt der schwächste Ausländer in den meisten Clubs zum Billigtari­f, weil er anderswo keinen Vertrag bekommen hat und für einen besser bezahlten Job vorspielen will – oder weil er zum Karriereen­de noch mal Europa sehen will. Reimer (36) wünscht sich eine andere Lösung: „Wir müssen auf jeden Fall schauen, dass wir besser früher als später mit den Kontingent­stellen runtergehe­n.“ ANZEIGE

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