Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Plattenkiste
Iggy Pop: Free
Sphärische Klänge, minimalistische Gitarre: Hat Iggy Pop mit „Free“sein ultimatives Alterswerk produziert? Zumindest wendet sich der Rock-Veteran stärker denn je davon ab, was man von ihm gewohnt ist. Die Stücke auf der neuen Platte sind jedenfalls weit von den Rock-Songs entfernt, für die man Iggy Pop am besten kennt.
„Free“ist das Gegenteil von dem Album „Post Pop Depression“, mit dem das Rock-Reptil 2016 einen seiner größten Triumphe feierte. Während „Post Pop Depression“in Richtung der Klassiker „The Idiot“und „Lust For Life“von 1977 ging, wirkt der 72-Jährige auf seinem neuen Album gebändigt und altersmild. Nach den Konzerten der „Post Pop Depression“-Phase habe er sich wie leer gefühlt. „Ich wollte eine Sonnenbrille aufsetzen, mich umdrehen und raus. Ich wollte frei sein“, erklärte er. So sei dieses Album irgendwie zu ihm gekommen, „und ich ließ es kommen“. Eigentlich wollte sich der Rock-Senior nach der Tournee Gedanken über einen Rückzug machen, wie er in einem Interview sagte.
„Free“bewegt sich zwischen Ambient und Jazz. Der gleichnamige Opener erinnert an die traumwandlerischen Soundtracks der Filme des US-amerikanischen Regisseurs David Lynch. Stellenweise werden die sphärischen Klänge durch ein Solo des Ausnahmetrompeters Leron Thomas durchbrochen – zum Geflüster des Sängers: „Ich will frei sein, frei.“
Einer der überraschendsten Tracks ist „Sonali“– ein Mix aus Ambient, Elektronik und Breakbeats. Klänge, die stark an „Blackstar“von David Bowie erinnern. Beide Musiker waren über viele Jahre befreundet.
Unter den zehn Titeln des Albums befindet sich auch „James Bond“. Mit seiner rauen, tiefen Stimme wiederholt Iggy Pop zu einem Groove, beschleunigt durch die minimalistische Gitarre von Sarah Lipstate alias Noveller: „Sie will deine James Bond sein“.
Hat der legendäre Rocker mit „Free“sein Alterswerk eingeläutet? Man wird sehen. Im Juli gab er auf dem Musikfestival „Vieilles Charrues“in der Bretagne noch ein perkussives Konzert, das von Medien als „punkig“, „brachial“und „bewegend“gefeiert wurde. (dpa)