Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Abschied nach 24 Jahren
Gemeinde hat in seiner Amtszeit nicht nur 1000 Einwohner gewonnen, sondern sogar ihre Grenzen verändert
Wie Bürgermeister Helmut Grieb die Gemeinde Berg verändert hat.
BERG - Seine Zeit als Bürgermeister ist fast vorbei: Bis zum 15. September sitzt Helmut Grieb noch auf dem Chefsessel im Rathaus von Berg, dann übernimmt seine Nachfolgerin Manuela Hugger. Sie wurde am 14. Juli mit 61,4 Prozent der Stimmen gewählt. Ihr Mitbewerber Patrick Söndgen erhielt 37,2 Prozent. 24 Jahre lang war dann Helmut Grieb an der Spitze der Gemeinde Berg. Sein Amt gibt er zwar ab, aber von der Kommunalpolitik kann er sich noch nicht ganz verabschieden.
Der 64-jährige Grieb gehört dem frisch gewählten Ravensburger Gemeinderat an und wird auch im Kreistag in der CDU-Fraktion vertreten sein. „Das schöne an der Kommunalpolitik ist, dass man sein direktes Umfeld gestalten kann und seine Politik auch sieht“, sagt Helmut Grieb. Er sei überzeugter Kommunalpolitiker. Und deswegen hat den DiplomVerwaltungswirt sein Weg nach dem Studium in Stuttgart auch direkt in die öffentliche Verwaltung geführt, und zwar hier in der Region. „Für mich als Schussentäler war klar, dass ich auf jeden Fall wieder hier im Schussental arbeiten möchte“, erzählt er. Dass er aber mal hoch über dem Schussental landen würde, hat er damals aber noch nicht geahnt.
So arbeitete er zuerst beim Sozialamt seiner Heimatstadt Ravensburg, bewarb sich als Ortsvorsteher der Ortschaft Schmalegg, dann als Ortsvorsteher von Eschach und konnte zum Ersten eine kommunale Verwaltung leiten. Schließlich ist ein Ortsvorsteher auch ein kleiner Bürgermeister, auch wenn dieser nicht so viel Gestaltungsfreiraum hat. Dort musste Grieb erfahren, wie langwierig sich auch Großprojekte hinziehen. „Wir haben damals schon über den Ausbau der B 30 und den Molldietetunnel gesprochen“, erinnert sich Grieb. Das war Anfang der 1990er-Jahre. Und erst jetzt ist die Fertigstellung des Ausbaus der Bundesstraße in Sichtweite.
Bevor es ihn nach Berg verschlug, legte der Ravensburger ein Intermezzo als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ravensburg ein. „Ich hätte mir durchaus vorstellen können, das bis zu meinem Ruhestand zu machen. Doch dann, im Schwabenalter, ist mir bewusst geworden, dass ich eigentlich ins Rathaus gehöre“, erzählt Grieb. Schon zu Studienzeiten sei ihm klar gewesen, dass er mal Bürgermeister werden möchte. Das zu diesem Zeitpunkt auch noch die Stelle in Berg frei geworden ist, habe einfach gepasst. Er wollte im Schussental bleiben.
Und die Stelle kam genau zur richtigen Zeit. Grieb hatte 24 schöne Jahre über dem Schussental. An große Konflikte mag er sich nicht erinnern. Gerade im Lokalen kann es oft schwierig werden, denn jede Entscheidung hat unmittelbare Auswirkungen vor Ort. „Alles war zu seiner Zeit genau richtig und alles was entschieden wurde oder passiert ist, muss man im Zusammenhang mit der Zeit sehen“, ist er überzeugt. So sei sowohl die Entscheidung für den Bau des Hallenbades wie auch für die Schließung des Hallenbades nötig gewesen. „Klar, es waren bei der Schließung viele Gespräche und Überzeugungsarbeit nötig, aber es hat ja kaum noch zahlende Badegäste gegeben“, sagt Grieb. So konnte die Gemeinde Geld sparen und Jugend sowie Musikverein haben einen Raum bekommen.
Während der 24 Jahre mit Grieb ist Berg ordentlich gewachsen: Fast 1000 Neubürger hat die Gemeinde gezählt und kommt heute auf rund 4500 Einwohner. Ohne Zweifel hat Berg in dieser Zeit einen GriebStempel aufgedrückt bekommen. Denn unter seiner Ära haben sich sogar die Gemeindegrenzen verschoben. Das kam mit der Erweiterung von Rafi. „Rafi wollte nicht auf zwei Gemarkungen stehen und wir haben dann mit Ravensburg einen Gemarkungsausgleich geschafft“, sagt Grieb. So bekam Berg in Richtung Süden Fläche dazu und gab Fläche in Allewinden an Ravensburg ab, wo die Gemarkungsgrenze teilweise durch die Häuser verlief. In den 24 Jahren Grieb sind Baugebiete in Vorberg und Ettishofen entstanden, das Rathaus wurde neu gebaut, Berg bekam ein Sporthalle, das Rafi-Stadion, eine Turn- und Festhalle und bis auf die Außenbezirke ist der Großteil der Gemeinde mittlerweile auch ans Internet angeschlossen.
Helmut Grieb kann eine geordnete Gemeinde an Manuela Hugger übergeben. Probleme sind hier eher Problemchen, vergleicht man die mit denen anderer Gemeinden. Die großen Projekte sind erledigt oder angepackt. Berg ist quasi schuldenfrei und hat Rücklagen von rund acht Millionen Euro und Grundstücke im Wert von rund fünf Millionen Euro, schätzt der Noch-Bürgermeister. Zwei Bereiche für eine Erweiterung mit Neubaugebieten hat er noch im Blick, was er an seine Nachfolgerin weitergeben wird. Das soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen, denn dann können sie noch nach Paragraf 13b Baugesetzbuch ausgewiesen werden, der ein vereinfachtes Bauen ohne ökologischen Ausgleich möglich macht.
Jetzt will sich Helmut Grieb im Ruhestand erst mal Zeit geben. „Ankommen im neuen Lebensabschnitt“, nennt er das. Mehr Musik machen, Gitarre spielen, Radfahren und natürlich auch Zeit für sein neues Hobby: Kommunalpolitik – nur nicht in Berg, ab jetzt im Schussental.
Die Amtseinsetzung von Manuela Hugger als Bürgermeisterin von Berg ist am Montag, 16. September, um 19 Uhr im Rathaus/Bürgersaal in Berg.