Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schöne Grüße aus Angela
Selbst in Ländern, in denen der Personenkult großgeschrieben wird, lassen sich die Bürger nicht alles gefallen. Am Donnerstag prügelten sich in der früheren Sowjetrepublik Kasachstan Dutzende Menschen – und zwar wegen des neuen Namens ihrer Hauptstadt. Bis Mittwoch hieß die aus dem Steppensand gestampfte Plastikmetropole einfach Astana. Am Mittwoch wurde sie im Handstreich umbenannt in Nursultan – und zwar nach dem Vornamen des zurückgetretenen ExPräsidenten Nasarbajew. Zugegeben, Astana war auch nicht toll. Übersetzt heißt es nichts anders als „Hauptstadt“. Aber wer will schon in einem Ort leben, der nach einem machthungrigen Politiker benannt ist? Das erinnert an unselige Zeiten. Städte nach nicht immer uneingeschränkt sympathischen Persönlichkeiten zu benennen, hatte ja vor allem im Kommunismus Tradition. Die UdSSR war führend – und nach dem Vorbild von Lenin- und Stalingrad haben sie dann in der DDR auch Chemnitz in KarlMarx-Stadt umbenannt.
Neu im Fall Astana ist erstens, dass der Namensgeber noch lebt, und zweitens, dass nur der Vorname benutzt wird: kein Grad, kein Gorsk, kein Stadt, nur Nursultan. Was würden wir lachen, stünde das Weiße Haus in George oder künftig dann in Donald. Puh, den Witz ziehen wir zurück. Sonst kommt Herr Trump noch auf dumme Gedanken ...
Doch warum eigentlich nicht? Dann heißt Berlin ab 2021 Angela und Stuttgart irgendwann in den späten 2030ern Winfried. Dass München zu Markus wird, ist nach aktuellem Stand recht unwahrscheinlich. Dann schon eher zu Hubert. (jos)
untermstrich@schwaebische.de