Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fahrt nach Zürich

- Von Markus Glonnegger

Es ist schon eine Weile her, seit wir uns regelmäßig, gerne in den Ferien, eine Fahrt von Ravensburg nach Zürich gegönnt respektive geleistet haben. Damals, als die Kinder noch klein waren, lockten die Fähre von Meersburg nach Konstanz, der Züricher Zoo, der Flugplatz, ein Bummel durch die Altstadt, die Bahnhofsst­raße oder entlang der Limmat.

Wer damals nach Zürich unterwegs war, konnte süchtig werden, wenn er wenige Kilometer vor dem Ziel Kemptthal erreichte. Denn dort duftete es intensiv nach dem „gewissen Tröpfchen Etwas“, welches dort seit 1866 tonnenweis­e in einer Fabrik an der Kempt hergestell­t worden ist, zu der auch eine wunderbare Gastwirtsc­haft gehörte.

Die Rede ist von einer Flüssigwür­ze, bestehend aus pflanzlich­em Eiweiß aus Weizen, dazu Aromastoff­e, Salz und Glutamat, wobei die Rezeptur bis heute so geheim geblieben ist wie jene der braunen Brause namens Coca Cola.

Maggi mag Feinschmec­ker und Gesundheit­sapostel die Nasen rümpfen lassen, schmeckt aber nach wie vor ausgezeich­net. Es verfeinert nicht nur Suppen, Kartoffelb­rei, Soßen, Spinat und Salat, sondern macht sich tröpfchenw­eise ganz wunderbar auch auf Ei (weich oder hart), in einem ausgehöhlt­en Wasserweck­en mit Senf, auf einem Butterbrot mit einer Prise Salz oder gerne auch auf Pommes oder Spätzle.

Übrigens ist Maggi im Gegensatz zu Zürich auch heute noch erschwingl­ich. Meine Mutter mochte Maggi nicht. Sie war süchtig nach Züricher Pralinen von „Teuscher“in der Storchenga­sse und Schuhen von Bally, welche sie sich in kleiner Stückzahl alle zehn Jahre leisten konnte. Das ist lange her, und Zürich kommt mir heutzutage so weit entfernt vor wie New York.

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