Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fahrt nach Zürich
Es ist schon eine Weile her, seit wir uns regelmäßig, gerne in den Ferien, eine Fahrt von Ravensburg nach Zürich gegönnt respektive geleistet haben. Damals, als die Kinder noch klein waren, lockten die Fähre von Meersburg nach Konstanz, der Züricher Zoo, der Flugplatz, ein Bummel durch die Altstadt, die Bahnhofsstraße oder entlang der Limmat.
Wer damals nach Zürich unterwegs war, konnte süchtig werden, wenn er wenige Kilometer vor dem Ziel Kemptthal erreichte. Denn dort duftete es intensiv nach dem „gewissen Tröpfchen Etwas“, welches dort seit 1866 tonnenweise in einer Fabrik an der Kempt hergestellt worden ist, zu der auch eine wunderbare Gastwirtschaft gehörte.
Die Rede ist von einer Flüssigwürze, bestehend aus pflanzlichem Eiweiß aus Weizen, dazu Aromastoffe, Salz und Glutamat, wobei die Rezeptur bis heute so geheim geblieben ist wie jene der braunen Brause namens Coca Cola.
Maggi mag Feinschmecker und Gesundheitsapostel die Nasen rümpfen lassen, schmeckt aber nach wie vor ausgezeichnet. Es verfeinert nicht nur Suppen, Kartoffelbrei, Soßen, Spinat und Salat, sondern macht sich tröpfchenweise ganz wunderbar auch auf Ei (weich oder hart), in einem ausgehöhlten Wasserwecken mit Senf, auf einem Butterbrot mit einer Prise Salz oder gerne auch auf Pommes oder Spätzle.
Übrigens ist Maggi im Gegensatz zu Zürich auch heute noch erschwinglich. Meine Mutter mochte Maggi nicht. Sie war süchtig nach Züricher Pralinen von „Teuscher“in der Storchengasse und Schuhen von Bally, welche sie sich in kleiner Stückzahl alle zehn Jahre leisten konnte. Das ist lange her, und Zürich kommt mir heutzutage so weit entfernt vor wie New York.