Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Brunnen weisen Keimbelastung auf
Starkregen hat Folgen für Brunnen in Hangen – Ingenieurbüro schlägt Varianten vor
ALTSHAUSEN - Die beiden Brunnen in Hangen weisen bei Starkregen Keimbelastungen auf. Ein Gutachten des Ingenieurbüros Bieske und Partner empfiehlt der Gemeinde nun, einen der beiden Brunnen komplett zu sanieren und den anderen Brunnen mindestens an der Oberfläche abzudichten. Experte Christoph Treskatis vom Ingenieurbüro stellte in der Gemeinderatssitzung die Ergebnisse der Dichtigkeitsuntersuchung und des Gutachtens vor.
Bei Starkregen kann es zu Einträgen von gesundheitsschädlichen Bakterien und coliformen Keimen kommen, wobei Brunnen Nummer zwei stärker betroffen ist. Die Untersuchungen deckten Mängel auf, beispielsweise rostige Rohre und Rohrübergänge im Brunnen sowie einen undichten Brunnenkopf und ein undichtes Sperrrohr. Geologisch gesehen tragen die Deckschichten dazu bei, dass bei schwankendem Grundwasserspiegel während der Förderund Stillstandszeiten der Brunnen immer wieder Fremdwasser in das System gelangt.
Wie ein Implantat
Christoph Treskatis erläuterte vier Sanierungsvarianten. Bei Variante eins, die Treskatis der Gemeinde auch empfahl, würde der Altbrunnen „überbohrt“und an selber Stelle neu ausgebaut werden. Das könne man sich wie ein Implantat vorstellen, verglich Treskatis diese Variante mit menschlichen Zähnen. „Das ist ein relativ großer bautechnischer Einschnitt“, sagte Treskatis weiter. Das könne nicht jede Bohrfirma leisten. Aber es gebe welche, die das könnten, und es sei die sicherste Variante. Die Kosten dieser Variante bezifferte Treskatis auf 200 000 Euro netto je Brunnen.
Variante zwei würde die Erstellung eines Abdichtungsgrabens bedeuten, die Kosten würden hier etwa 80 000 bis 100 000 Euro netto pro Brunnen betragen. Treskatis riet aber ab. „Das ist nur eine Notlösung“, sagte er. Nicht alle Probleme könnten mit dieser Variante gelöst werden.
Die dritte Variante würde darin bestehen, in den Zonen mit hoher Wasserwegsamkeit einen sogenannten Dämmriegel anzubringen und eine Oberflächenabdichtung vorzunehmen, baulich wäre es die einfachste und kostengünstigste Maßnahme und würde etwa 25 000 Euro netto pro Brunnen kosten. Aber diese Variante würde die Probleme mit dem Brunnensystem noch zu einem geringeren Grad lösen als bei Variante zwei. Die vierte Variante wäre die teuerste und aufwendigste, ein Neubau an einem anderen Standort. Die Kosten würden hier 500 000 Euro je Brunnen betragen, plus Zusatzkosten. „Ich würde Ihnen die Varianten zwei und drei grundsätzlich nicht empfehlen“, sagte Treskatis. Aus Kostensicht und wegen des hohen Aufwands bei einem Neubau empfiehlt das Gutachten Variante eins, also die umfangreiche Sanierung.
Das Gutachten rät bei Brunnen zwei zu einer Komplettsanierung, weil es klar erkennbare Undichtigkeiten am System Brunnenkopf-Sperrrohr gebe. Zudem seien die Rohre in dem Brunnen stark verrostet. An Brunnen eins hingegen könne eine Oberflächenabdichtung – also ein nicht so großer Eingriff – einen großen Teil des Gefährdungspotenzials beseitigen.
„Ich denke, dass wir letztendlich nicht umhinkommen, eine ordentliche Sanierung durchzuführen“, sagte Bürgermeister Patrick Bauser nach den Erläuterungen des Experten. Die Sanierung koste Geld. „Aber ich glaube, das kann man den Bürgern auch vermitteln“bemerkte er mit Blick auf dann womöglich steigende Wassergebühren. Robert Schweizer (CDU) und Michael Amann (CDU) fragten nach, wie dringlich der Handlungsbedarf ist. „Sie haben nach meinen Erfahrungen ein Zeitfenster von zwei bis fünf Jahren“, sagte Christoph Treskatis mit Blick auf die Standsicherheit. Unabhängig davon könnten bei Starkregenereignissen hingegen auch akute Probleme mit Keimbelastungen auftreten.
Im Gemeinderat Altshausen kam der Gedanke auf, auch Brunnen eins komplett zu sanieren. Einig waren sich Bürgermeister Bauser und die Gemeinderäte, das Thema Brunnensanierung anzugehen, auch mit Blick auf die aufwendige Planungsphase im Vorlauf der Baumaßnahme. Ein Gemeinderatsbeschluss zu dem Thema erfolgte in der Sitzung noch nicht.