Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Seien wir offen für andere“
Zum Artikel: „Undenkbares wird Realität: Narren auf dem Saalplatz“und mehreren Leserbriefen zu diesem Thema:
„Wer die Fasnet nicht mag, kann zu Hause bleiben“
Es ist schon zum Lachen – wenn es nicht so tieftraurig wäre. Die Gemeinde Wilhelmsdorf hat insgesamt rund 5000 Einwohner. Davon sind sicher mehr als 50 Prozent katholisch. Und hier gehört die Fasnet einfach dazu.
Der Ort Wilhelmsdorf selbst hat ebenfalls mindestens 50 Prozent katholische Bürger. Haben nun die anderen das Recht, diesen ihre Traditionen streitig zu machen? Einerseits rühmen wir uns, ein weltoffenes Dorf zu sein, das die Asylbewerber gut aufgenommen hat und auch betreut. Und andererseits schaffen es ein paar extrem konservative Menschen nicht einmal, für ihre katholischen Mitchristen und deren Bräuche offen zu sein. Welch ein Armutszeugnis.
Wer mit der Fasnet nichts „am Hut“hat, kann ja einfach zu Hause bleiben. Niemand ist gezwungen mitzufeiern. Wenn unsere Gründerväter vor nahezu 200 Jahren auch so erzkonservative Nachbarn in Esenhausen, Pfrungen und Zußdorf gehabt hätten, hätte das Dorf nicht überlebt. Indem unsere katholischen Nachbarn einst die Gründer unterstützt haben, konnte Wilhelmsdorf gedeihen – trotz ihres anderen Glaubens. Ich persönlich freue mich, dass es ein vielfältiges Kulturangebot in Wilhelmsdorf gibt.
Ob Musik, Theater, Sport in allen Variationen, Angebote der evangelischen als auch der katholischen Kirche usw. Alles hat seine Berechtigung – und ich kann auswählen, was mir zusagt.
Aus einer so negativen Einstellung heraus wird Hass geboren. Hass auf Andersgläubige, Hass auf andere Volksgruppen, Hass auf...
Und schon sind wir mitten in den Bürgerkriegen dieser Erde. Und es fängt immer im Kleinen an. Seien wir offen für andere und deren Traditionen.
Wäre Jesus heute in Wilhelmsdorf, würde er über so viel Kleinlichkeiten hinwegsehen. Jesus hatte ein großes Herz für alle – haben wir es also auch. Irmgard Metzger, Wilhelmsdorf
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