Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Land stellt klar: Rückbau der B 465 ist kein Thema
Grünbrücke im Ried erst angekündigt, dann verneint
BAD WURZACH/STUTTGART - Ein Rückbau der Bundesstraße 465 durchs Wurzacher Ried ist für das Land Baden-Württemberg keine Option. Das betonte am Freitag das Verkehrsministerium auf eine Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Auch eine Grünbrücke für Wildtiere wird dort nicht gebaut werden.
In einer Pressemitteilung am Freitagmorgen hatte das Ministerium eine solche noch angekündigt. Das korrigierte ein Pressesprecher am Mittag, nachdem die „Schwäbische Zeitung“Einzelheiten zu diesem Plan hatte wissen wollen.
Hieß es in der Pressemitteilung vom Morgen „Die zusätzlichen Grünbrücken werden an folgenden Straßenabschnitten geplant: ... B 465 Wurzacher Ried ...“betonte das Ministerium nach der SZAnfrage am Mittag: „Sicher ist allerdings, dass im Wurzacher Ried keine Grünbrücke gebaut werden wird.“
Für die Bundesstraße durchs Wurzacher Ried würden vielmehr andere Querungshilfen für Tiere in Erwägung gezogen, so die Pressestelle des Verkehrsministeriums: „Da es hier um die Wiedervernetzung eines feuchten Lebensraumes (Hochmoor) mit seinen charakteristischen Arten (z. B. Moorfrosch, Kreuzotter, versch. Libellenarten) geht, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auf mehrere kleinere Durchlässe oder eine partielle Aufständerung der Straße hinauslaufen.“
Das Ministerium verweist auf eine Machbarkeitsstudie, die es in Auftrag gegeben hat. Deren Fertigstellung sei für das Frühjahr 2019 vorgesehen.
Auf der Liste priorisierter Wiedervernetzungsabschnitte liegt die B 465 auf Platz fünf. Hinter dem Schlagwort der Wiedervernetzung steht die Tatsache, dass Straßen für Tiere schwer bis gar nicht überwindbare Hindernisse sind. Sie durchschneiden Lebensräume und Reviere und können im schlimmsten Fall das Aussterben ganzer Populationen nach sich ziehen. Im Fall des Wurzacher Rieds teilt die B 465 zusätzlich das mit dem Europadiplom ausgezeichnete, größte intakte Hochmoor Mitteleuropas.
„Für die Tierwelt kann die Straße eine unüberwindliche Barriere sein“, bestätigte Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried, schon vor Jahresfrist und nennt Käfer und Schlangen als Beispiel. Sogar für Vögel könne die Straße zur tödlichen Falle werden, weil sie durch den Höhenunterschied Baumwipfel-Straße in den Sinkflug gehen und dann im schlimmsten Fall gegen Lkw fliegen. Und im speziellen Fall des Rieds sei die B 465 auch eine Wassersperre.
„Für die Tierwelt kann die Straße eine unüberwindliche Barriere sein“,
bestätigte Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried.
Fünfter der Prioritätenliste
Dem will die grün-schwarze Landesregierung mit ihrem Wiedervernetzungskonzept entgegenwirken. 125 sogenannte Konfliktstellen wurden landesweit festgestellt und in einer Prioritätenliste geordnet. Die B 465 durchs Wurzacher Ried ist Nummer fünf der Liste. Davor liegen nur die A 5 durch die Markgräfler Rheinebene, die B 317 am Feldberg, die B 500 zwischen Triberg und Schönwald und die A 7 bei Herbrechtingen.
Im Steckbrief des Wiedervernetzungsabschnitts B 465 ist zwar die Rede davon, dass „grundsätzlich ... aus naturschutzfachlichen Gesichtspunkten ein vollständiger Straßenrückbau wünschenswert“wäre, gleichzeitig wird dies als „wenig realistisch“eingeschätzt. Das Ministerium lässt nun auf SZAnfrage klarstellen: „Der Rückbau der B 465 aus verkehrlichen Gründen ist keine Option. Das wurde auch bereits gegenüber der Gemeinde Bad Wurzach so kommuniziert.“