Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Landjugend Baindt reißt Bäume aus
Heimische, geschützte Pflanzen und Tiere sollen vor dem Aussterben bewahrt werden
BAINDT (sz) - Ein Naturschutzprojekt haben die Mitglieder der Landjugendgruppe Baindt im Schutzgebiet Annaberg zwischen Baindt und Baienfurt gestartet. Zusammen mit dem ehrenamtlichen Naturschutzwart Walter Hohnheiser bekämpften die Jugendlichen laut Pressemitteilung der Gemeinde Baindt die natürliche Sukzession, um die heimischen, geschützten Pflanzen und Tiere vor dem Aussterben zu bewahren.
Ohne das mühselige Ausreißen der Kiefern, Weiden und Birken, würde das Gebiet langsam zum dichten Wald anwachsen und die geschützten Arten verschwänden, heißt es in der Mitteilung. Die Pflanzenund Tierarten sind demnach seit der Eiszeit in Oberschwaben heimisch, wurden aber fast überall durch die intensive Land- und Forstwirtschaft verdrängt. Normalerweise werden die großen Bäume mithilfe eines Baggers entfernt, dieser Einsatz kostet allerdings viel Geld und belastet die Umwelt unnötig. Durch die Zusammenarbeit der Landjugend müssen die bearbeiteten Stellen erst in vielen Jahren wieder mit schweren Maschinen befahren werden.
Das Naturschutzgebiet Annaberg wurde 1992 zum Schutzgebiet erklärt. Die Landschaft Oberschwabens ist geprägt durch die Geschehnisse der Eiszeiten. Beim Abschmelzen des Eises entstand im Schussenbecken der Schussen-Eisstausee. Dort, wo die die Wolfegger Ach in diesen See mündete, wurde ein Mündungsdelta aufgeschüttet, der heutige Annaberg. Die Höhe des Annabergs entspricht dem ehemaligen Wasserspiegel des Stausees. Das Naturschutzgebiet umfasst den überwiegenden Teil der in diesen Hügel gegrabenen Kiesgrube. Aufgrund der Größe des Gebiets wie auch der hohen Diversität der mosaikartig verzahnten Kleinlebensräume konnte sich eine ungewöhnlich hohe Anzahl geschützter und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten ansiedeln.
Von Bedeutung ist der Annaberg als Standort solcher Arten, die als Primärlebensraum kiesige, voralpine Flussauen besiedeln. Vertreter dieser Arten sind laut Mitteilung die deutsche Tamariske und das KiesWeidenröschen. Beide galten lange Zeit in Baden-Württemberg als verschollen. Der „Star“der im Schutzgebiet vorkommenden Arten ist die blau geflügelte Ödlandschrecke. Außerdem sind bereits 150 Schmetterlingsarten nachgewiesen.