Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Ende der Geduld
Die Hälfte der Welt gehört uns (Di., Arte, 20.15 und 21.05 Uhr)
- Jawohl, werte Herren: Die Entstehung der Frauenbewegung ist immer wieder ein Thema. Junge Leute können sich kaum noch vorstellen, dass vor 100 Jahren Frauen offiziell als minderwertig eingestuft wurden, dass sie für ihre Forderung nach gleichen Rechten nicht nur verhöhnt wurden, sondern auch verfolgt und misshandelt. In dem aufwühlenden Spielfilm „Suffragette“schilderte Sarah Gavron 2015 den Kampf der Britinnen. Nun will die engagierte deutsche Dokumentarfilmerin Annette Baumeister die ganze Geschichte erzählen – und produziert Schulfernsehen. Vier Schicksale, vier historische Abläufe: Das ist einfach zu viel für einen 100minütigen Zweiteiler. Dabei sind die Darstellerinnen mit ungeschminktem Ernst bei der Sache. Esther Schweins imponiert als Engländerin Emmeline Pankhurst, die für ihre Überzeugung ins Gefängnis geht. Jeanette Hain verkörpert mit eisernem Charme die Pariser Zeitungsverlegerin Marguerite Durand. Paula Hans ist Marie Juchacz, Sozialdemokratin und Gründerin der Arbeiterwohlfahrt. Und Johanna Gastdorf als Juristin Anita Augspurg erzählt das Ganze 1919 einem Journalisten. Die Szene springt hin und her, gemischt mit Bilderfetzen aus der Zeit, es ist verwirrend trotz lehrerhafter Erklärungen. Eine Serie mit vier getrennten Stories wäre sinnvoller gewesen – filmisch und auch politisch.