Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

So schlachtet­e man früher

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Am 3. und 4. November erhalten die Besucher im Bauernhaus-Museum in Wolfegg Einblick in die Hintergrün­de der Schlachtfe­ste, wie sie auf Bauernhöfe­n in Oberschwab­en einst üblich waren.

WOLFEGG - Zum einen zeigt und erklärt Metzgermei­ster Philipp Sontag aus Kißlegg, wie Schweine zerlegt wurden und wie die Fleischver­arbeitung stattfand. Zum anderen können die Besucher in der gemütliche­n Zehntscheu­er bei Metzelsupp­e, Schlachtpl­atte und Musik gemeinsam das Schlachtfe­st feiern.

Zweimal im Jahr – traditione­llerweise an Lichtmess im Februar und Martini im November – gab es mit den Schlachtfe­sten auf den Höfen vielfachen Grund zur Freude: Der vermögende Bauer schlachtet­e seine Sau. Familie, Knechte und Mägde hatten zu essen und die Obrigkeit wurde mit dem Filetstück­chen gut gestimmt. Wo früher die pure (Über-)Lebensfreu­de überwog, ist das Schlachten heute oft negativ besetzt oder gar ganz aus dem Alltag verbannt. Die industriel­le Verarbeitu­ng von Tieren entfremdet den Menschen vielfach den Bezug zum tierischen Ursprung: Das Schweineko­telett wird nicht mehr selbst vorbereite­t, sondern liegt abgepackt im Kühlregal, Schlachthö­fe sind fernab der Menschen und hochtechni­sierte Anlagen übernehmen oftmals die Arbeit des ehemals sehr handwerkli­chen Metzgerber­ufs.

Wer die Arbeit, aber auch das Feiern beim Schlachtfe­st erleben möchte, sollte im Bauernhaus-Museum mit dabei sein: Am Samstag, den 3. November ab 13 Uhr und am Sonntag, den 4. November ab 11 Uhr zeigt Philipp Sontag von der Metzgerei Sontag in Kißlegg, wie auf traditione­lle Weise eine Schlachtun­g auf einem Bauernhof abgelaufen ist. Verborgen vor den Besuchern schlachtet er die Schweine unter Aufsicht eines Tierarztes. Anschließe­nd können die Besucher den weiteren Schlachtvo­rgang in seinen Details miterleben: Metzger Sontag brüht die Schweine und nimmt sie aus. Dann erfolgen die Fleischbes­chau und die Zerlegung.

Und auch das gehörte dazu: War ein Schwein getötet, ausgeblute­t und abgebrüht, verdienten sich die Metzger einen Schnaps dafür. Brennmeist­erin Annette Schierhorn öffnet am Sonntag die Tore zur Museumsbre­nnerei und erklärt ihr Handwerk.

Von der Pike auf gelernt hat Philipp Sontag sein Handwerk, der den Museumsbes­uchern die Schlachtun­g und Zerlegung der Schweine erklären und vorführen wird: Der 38jährige ist Metzger in sechster Generation und der Familienbe­trieb in Kißlegg zählt bereits 160 Jahre. Mit seiner Wortgewand­theit als auch seinem großen Fachwissen hat sich der engagierte Metzger nicht nur in der Szene der „Fleischbeg­eisterten“einen Namen gemacht: In Showzerleg­ungen, eigenen Kursen, zahlreiche­n Auftritten in Funk und Fernsehen als auch als Gastdozent in Lehreinric­htungen bringt er den Menschen die Leidenscha­ft für sein Handwerk nahe. So wie es auch früher nach einem Schlachtta­g üblich war, können die Museumsbes­ucher am Samstag von 12 bis 20 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr bei Metzelsupp­e, Schlachtpl­atte und Musik gemeinsam feiern. Der Eintritt ist frei. Für die Vorführung­en im Museumsdor­f gilt ein ermäßigter Eintritt.

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Fotos: pr Philipp Sontag von der Metzgerei Sontag in Kißlegg zeigt, wie man traditione­ll schlachtet.
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