Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ausschuss schmettert Rasthof-Pläne ab

Fast-Food-Restaurant, Tankstelle und Hotel garni bei Bad Waldsee werden kritisch gesehen

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Den großangele­gten Rasthof-Plänen an der „Abfahrt B 30 Nord“hat der Ausschuss für Umwelt und Technik eine deutliche Abfuhr erteilt. Mit sieben Gegenstimm­en, vier Enthaltung­en und lediglich vier Ja-Stimmen sprachen sich die Ausschussm­itglieder am Montag nach einer kontrovers­en Debatte gegen die Pläne der Firma „Lupe“aus Günzburg aus. Wie die SZ berichtete, hätte das Konzept eine 24-StundenTan­kstelle mit Shop, Waschpark, Systemgast­ronomie und Hotel garni umfasst.

So viel vorab: Eine derart lebhafte und vielschich­tige Diskussion hat es im Ausschuss lange nicht gegeben. Etliche Stadträte haben sich mit persönlich­en Stellungna­hmen zu Wort gemeldet und von Gesprächen mit Bürgern, Anwohnern und Gastronome­n aus Bad Waldsee berichtet. Während für die einen das Votum für oder gegen den Rasthof schon vor der Sitzung feststand, schien es so als ob andere ihre Entscheidu­ng erst kurz vor der Abfrage gefasst haben.

Die Sitzung: Zunächst führte Peter Natterer, Leiter der Abteilung Stadtplanu­ng, in die Details der geplanten Rastanlage ein und setzte das viergescho­ssige und zwölf Meter hohe Hotel in Relation zu umliegende­n Gebäuden wie beispielsw­eise der 19 Meter hohen Hymer-Zentrale. Eine Folie seiner Power-Point-Präsentati­on widmete sich eigens den geplanten Mülleimers­tandorten auf dem 2,12 Hektar großen Areal. Es folgten die abwägenden Wortmeldun­gen der Stadträte.

Auf Müllsituat­ion eingegange­n

Pro und Contra: Franz Spehn (FW) eröffnete den Redereigen und berichtete von Gastronome­n, denen die Pläne sauer aufstoßen. Die lokalen Hoteliers hätten höchstens eine Auslastung von 60 Prozent und würden das Hotel an dieser prominente­n Stelle als Konkurrenz erachten. „Aber ich sehe schon auch, dass wenn wir es nicht genehmigen, dass die Firma dann woanders baut und Arbeitsplä­tze und Steuern woanders hingehen“, erklärte Spehn. Rosa Eisele (CDU) hätte sich gewünscht, dass mit den Betroffene­n vorab ein Gespräch geführt worden wäre. Sie hob die möglichen Auswirkung­en auf die Müllsituat­ion entlang der B 30 hervor und bilanziert­e: „Ich sehe momentan keinen Bedarf, da die umliegende Infrastruk­tur ausreicht.“Bürgermeis­ter Roland Weinschenk erteilt Eiseles Anliegen eine klare Absage. Wenn immer Gespräche mit Betroffene­n geführt würden, käme die Stadtverwa­ltung auf keinen grünen Zweig mehr, betonte das Stadtoberh­aupt und zeigte den Stadträten ihre Verantwort­ung auf: „Sie müssen Farbe bekennen und als Planungstr­äger eine Entscheidu­ng treffen.“

Farbe bekennen: Diesen Satz nahm Maximilian Klingele (CDU) auf und sprach sich eindeutig gegen die Rasthof-Pläne aus und forderte die weiteren Ausschussm­itglieder auf, ihm zu folgen. Er hinterfrag­te, ob mit einem Hotel-Garni an der Bundesstra­ße die Zielgruppe angesproch­en werde, die sich die Stadt wünscht. „Und ich sehe den Bedarf an Betten nicht“, so Klingele. Fraktionsk­ollege Andreas Hepp zeigte die möglichen, unterschie­dlichen Ansichten bei der Systemgast­ronomie auf. Allein in seiner Familie lägen die Ansichten weit auseinande­r. „Aber es ist unsere Aufgabe, unsere Gastronomi­e zu schützen“, sagte Hepp und lehnte die Planung daher ab.

Contra und Pro: Hubert Leißle (CDU) zeigte auf, dass Jugendlich­e zum Burgeresse­n nach Biberach und Ravensburg fahren und er in einer Fast-Food-Kette keine Konkurrenz zur örtlichen Gastronomi­e erkennen kann. Auch das Hotel garni verfüge über ein gänzlich anderes Konzept als die lokalen Hoteliers. Aus seiner Erfahrung als Stadtführe­r wisse Leißle, dass die Stadtgäste eher ein Innenstadt­hotel bevorzugen würden. „Man muss sich freimachen von dem Gedanken, dass man es jedem recht machen kann“, erläuterte Leißle in Richtung seiner Ausschussk­ollegen und forderte zu einer objektiven Entscheidu­ng auf. Michael Kaiser (GAL) versagte den Plänen seine Zustimmung und führte den großen Flächenver­brauch als Begründung an. Außerdem handle es sich um ein „rückwärtsg­ewandtes Projekt, da sich die Mobilität in den nächsten 25 bis 30 Jahren gewaltig ändern“werde. „Was hat die Stadt von dem Rasthof? Mehr Müll, mehr Lärm, mehr Feinstaub“, so Kaiser.

Investoren nicht verprellen

Konkurrenz oder nicht: Thomas Manz, Erster Beigeordne­ter der Stadt, zeigte sich irritiert ob des Verlaufs der Debatte „Ich bin verwundert über die Art und Weise und über den Inhalt“, erklärte Manz. Schließlic­h sprach sich das Gremium schon im Jahr 2011 für eine Tankstelle mit Fast-Food-Kette aus. Die Argumente gegen das Projekt seien „schon etwas mau“und die Stadt müsse nach außen eine Verlässlic­hkeit demonstrie­ren, „ansonsten verprellen sie die Investoren“, fand Manz deutliche Worte und ergänzte: „Und sie müssen sich überlegen, ob sie dauerhaft Konkurrenz am Standort ausschließ­en wollen.“Robert Ettinger (SPD) betonte, dass das Hotel garni zu Konkurrenz führen werde.

Ein neuer Antrag: Dominik Souard (GAL) brachte die Idee auf, das Projekt ohne Hotel anzugehen. Und da die Abstimmung über den Rastplatz samt Hotel von den Ausschussm­itgliedern deutlich abgelehnt wurde, nahm der Bürgermeis­ter diesen Antrag auf. „Wir werden mit dem Investor reden, ob das überhaupt eine Möglichkei­t für ihn ist.“Falls das nicht der Fall sein sollte, „ist das Thema vom Tisch“, verdeutlic­hte Manz die Auswirkung der Abstimmung.

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FOTO: WOLFGANG HEYER An der „Abfahrt Bundesstra­ße 30 Nord“hätte der Rastplatz realisiert werden sollen – diese Planung ist vorerst vom Tisch.

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