Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein kühles Bier ist die Belohnung
Die Hopfenschlaufe rund um Tettnang macht durstig
Der Name ist Programm auf dieser 41,5 Kilometer langen Hopfenschlaufe. Denn sie führt in einer Schlaufe von Eriskirch am Bodensee nach Tettnang und wieder zurück an den See. Und zu sehen gibt es – nun: vor allem Hopfen. Eintönig ist diese Tour deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil: Sie vermittelt eine Ahnung davon, wie stark der Hopfen diese Region geprägt und zu einem der bekanntesten Hopfenanbaugebiete in Deutschland gemacht hat
Start und Ziel dieser Fahrradtour ist das Naturschutzzentrum in Eriskirch. Da es sich aber um eine Rundtour handelt, kann man natürlich auch an jedem anderen Punkt starten. Vorteil der Variante mit Start in Eriskirch ist, dass die Steigungen in der ersten Hälfte der Tour bewältigt werden, also vom See in Richtung Tettnang, und man bei der Rückfahrt ab Bernau dann stets leicht bergab rollt.
Auf den ersten Höhepunkt der Tour muss der Radler im August leider verzichten. Die vielgepriesene Iris-Blüte im Eriskircher Ried war schon im April. Entlang des ausgeschilderten Bodenseeradwegs fährt man also die ersten Kilometer durch Felder und an Schrebergärten vorbei bis kurz vor Friedrichshafen, lässt die Stadt aber links liegen. Der Anschluss an die Hopfenschlaufe gen Norden ist nicht ganz leicht zu finden. Die typischen Hinweisschilder – eine grüne Schlaufe um ein Fahrrad – sind in diesem Teil noch spärlich verteilt. Es bietet sich in diesem Abschnitt an, den Hinweisschildern auf den HW4 (Main-Donau-BodenseeWeg) zu folgen. Idyllisch führt dieser durch den Seewald – eine Wohltat vor allem bei den hitzigen Temperaturen der vergangenen Wochen.
Ab da wird es hopfig: Der Weg schlängelt sich durch das Schussental, vorbei an den traditionell sieben Meter hohen Gerüsten, um die sich der Hopfen windet. Die Ernte beginnt Ende August, deshalb gilt: Mehr Hopfen als jetzt geht nicht. Auch in den Obstplantagen hängen die Bäume voll. Doch auch hier macht sich die Trockenheit bemerkbar. Öfter als üblich müssen die Bauern künstlich bewässern.
Bei Oberbaumgarten ist die gedeckte Holzbrücke aus dem Jahr 1824 eine Erwähnung wert. Der Rastplatz gleich danach auf der rechten Seite lädt ein zu einer Pause an der eben überquerten Schussen. Bis hierher waren es meist gut befahrbare Waldund Schotterwege, bis Tettnang folgen nun asphaltierte Straßen durch Pfingstweid und Wohnsiedlungen. Hier ist nun auch die erste ernsthafte Steigung zu bewältigen, wobei man schon in Tettnang wieder, zumindest kurz, durchatmen kann.
Ein Abstecher ins Neue Schloss ist auf jeden Fall empfehlenswert. Außer am Mittwoch hat es täglich von elf bis 18 Uhr geöffnet. Dieses Jahr steht das Schloss unter dem Motto „Von Tisch und Tafel“. Im Vagantenkabinett kann man sehen, wie arme Leute früher gegessen haben, aber auch fürstliche Ess- und Festkultur im Bacchussaal gibt es zu bewundern.
Von Tettnang aus geht es noch ein paar Kilometer bergauf nach Siggenweiler ins Hopfenmuseum. Nicht nur erwähnenswert wegen des informativen Museums, sondern vor allem empfehlenswert wegen der stilechten Einkehr im angeschlossenen Hopfengut No. 20, die man sich nach der Hälfte der Strecke mehr als verdient hat. Schließlich sollte man auf einer Hopfentour nicht außer Acht lassen, wofür das Gewächs am Wegesrand gehegt und gepflegt wird: Denn schließlich gilt der Spruch: „Kein Bier ohne Hopfen und kein Hopfen ohne Bier.“Ein kühles Bier auf dem Weg gehört also zum Pflichtprogramm dieser Tour.
Brücke mit Weltniveau
Nach dieser Stärkung geht es noch leicht bergan in Richtung Bernau, aber ab da führt der Weg nach Laimnau bergab durch das Argental. Was nun folgt, ist der wirklich angenehme Teil dieser Rundtour. Ein gut ausgezeichneter Weg (hier sind die Wegweiser der Hopfenschlaufe tatsächlich öfter zu sehen) führt auf immer wieder schattigen Wegen entlang der Argen gen Bodensee. Hopfen links, Hopfen rechts, dazwischen Obstplantagen. Wieder ist es eine Brücke, die Aufmerksamkeit erregt. Deutschlands älteste Kabelhängebrücke vor Langenargen, erbaut in den Jahren 1896 und 1897, wegen ihrer außergewöhnlichen Konstruktion auf der Weltausstellung in Paris 1900 groß gefeiert. Nettes Schmankerl: Der Schweizer Othmar Hermann Ammann hat damals als Praktikant den Bau begleitet – und war später Berater beim Bau einer wesentlich größeren und auch prominenteren Kabelhängebrücke: der Golden-Gate-Bridge in San Francisco (1933 bis 1937 gebaut). Man sieht: Die Bodenseeregion war schon immer gut für Innovationen von gewisser Tragweite – hier durchaus im wörtlichen Sinn gemeint.
Der nächste Halt am Bodensee sollte dem Schloss Montfort auf der Uferpromenade Langenargens gelten. Von hier aus geht es wieder auf dem Bodenseeradweg zurück an den Ausgangspunkt Eriskirch.