Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sebastian Kienle setzt sich ab
Triathlet aus Mühlacker trumpft erstmals in Roth auf
ROTH (dpa/SID) - Beim Öffnen des Sieger-Champagners brauchte der erschöpfte, aber überglückliche Sebastian Kienle Hilfe – auf der Strecke des Kulttriathlons von Roth hatte den ehemaligen Ironman-Weltmeister nichts und niemand stoppen können. Der Ausnahmesportler setzte sich am Sonntag vor Lokalmatador Andreas Dreitz und Jesse Thomas aus den USA durch und triumphierte erstmals bei dem Klassiker in Franken.
„Das war so wahnsinnig geil und wahnsinnig hart“, sagte der 33-Jährige aus Mühlacker. „Ich habe das Gefühl, ich muss weinen, aber gleichzeitig bin ich glücklich.“Der Erfolg in Roth vor wieder mehr als 200 000 begeisterten Zuschauern hatte dem Champion des Ironman Hawaii von 2014 in seiner Laufbahn noch gefehlt. Bei den Frauen sorgte Daniela Sämmler aus Darmstadt für einen Überraschungserfolg und einen neuen nationalen Langstreckenrekord. Sie setzte sich in einem spannenden Finale mit neun Sekunden Vorsprung auf die favorisierte Britin Lucy Charles durch.
„Das war heute nicht nur das Abarbeiten einer Checkliste, auch wenn ich mit dem Sieg in Roth meine Trophäensammlung komplettiert habe“, sagte Sebastian Kienle, nachdem er zu den Klängen des Journey-Klassikers „Don’t stop believin’“ins Ziel gelaufen war. Kienle sorgte nach 3,8 Kilometern Schwimmen und 180 Kilometern auf dem Rad beim abschließenden Marathonlauf früh für die Vorentscheidung: Er hängte den bis dahin führenden Australier Cameron Wurf ab. „Es ist immer ein Kampf“, berichtete der Mann, der 2010 und 2011 in Roth jeweils Zweiter geworden war.
Diesmal ging der zweite Rang an Andreas Dreitz – aber der Bayreuther konnte die Platzierung wie einen Sieg feiern, war er doch erst zum zweiten Mal überhaupt auf der Langdistanz am Start. „Das Rennen war fantastisch“, resümierte Dreitz und erzählte von den letzten Kilometern vor dem Ziel: „Ich war halb tot, aber die Zuschauer haben mich vom Marktplatz bis zur Ziellinie getragen. Morgen werde ich mich wahrscheinlich gar nicht mehr bewegen.“
Bei den Frauen sah alles nach einem Start-Ziel-Sieg von Lucy Charles aus, nachdem die Hawaii-Zweite von 2017 beim Schwimmen überragt hatte – und sogar schneller war als die besten Männer. Die fast vier Minuten Vorsprung vor dem abschließenden Marathon aber reichten nicht, weil Daniela Sämmler aufholte und ein Happy End feierte. „Es hätte keinen Meter länger sein dürfen“, sagte die Siegerin, die sich nach dem Zieldurchlauf nicht mehr auf den Beinen hielt. „Ich hatte die letzten fünf Kilometer so Krämpfe. Ich weiß nicht, warum ich so über mich hinausgewachsen bin.“In 8:43:42 Stunden unterbot Sämmler die alte deutsche Langdistanz-Bestmarke von Sandra Wallenhorst um fast vier Minuten. Dritte in Roth wurde Kaisa Sali aus Finnland.