Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nach Brand: Metzgerei bietet Ware im Verkaufswagen an
Kriminalkommissariat Ravensburg ermittelt weiterhin wegen Brandstiftung in Wangen
WANGEN - Eine gute Woche ist es her, dass Unbekannte die Holzsau vor der Wangener Metzgerei Blaser angezündet und mit ihrer Brandstiftung auch den Verkaufsraum verwüstet haben. Seit Dienstag werden am Postplatz nun Wurst und Fleisch über einen Verkaufswagen angeboten. Laut Polizei dauern die Ermittlungen an, eine heiße Spur gebe es aber noch nicht.
Es war der 12. Juni, als kurz nach Mitternacht zunächst eine Bärenskulptur beim Bienenlehrpfad an der Argen brannte und rund dreieinhalb Stunden später am Postplatz das Holzschwein im Eingangsbereich der Metzgerei Blaser in Flammen aufging (die SZ berichtete). Seitdem hat sich das Leben von Andreas Kiechle gehörig verändert. „Die Produktion läuft wie gewohnt“, sagt der Inhaber der Metzgerei. „Aber ich persönlich habe einen komplett anderen Tagesablauf.“
Es gilt, den Verkaufswagen zu koordinieren, mit Versicherungen oder Handwerksfirmen zu telefonieren und nicht zuletzt: unzählige Gespräche zu führen. „Auch bei der Altstadt-Hockete, die wir beliefert haben, haben sich viele bei mir erkundigt“, so Kiechle. Die Stadt sei zudem sehr zuvorkommend, habe jede mögliche Hilfe zugesagt: „Der Zuspruch von der Verwaltung und von den Kunden tut sehr gut.“
Unsicherheit herrscht dagegen immer noch, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weiter geht. Denn: Der Rauch, der durch die brennende Holzsau vor der Eingangstüre ins Gebäudeinnere eingedrungen ist, hat nicht nur die komplette Einrichtung im Verkaufsraum eingerußt, sondern ist auch in die abgehängte Decke reingezogen, wo Klimaanlage und Beleuchtung integriert sind. Deshalb steht Andreas Kiechle jetzt vor der Entscheidung, entweder alles von Grund auf reinigen und auf Vordermann bringen zu lassen oder den Verkaufsraum komplett neu einzurichten. „Das ist letztlich auch eine wirtschaftliche Überlegung“, sagt der Geschäftsinhaber. Man wolle hier aber nichts überstürzen. Es gelte vielmehr, an die künftigen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter und an die Produktqualität für die Kunden denken.
Von der Entscheidung hängt letztlich auch ab, wann die Wangener Metzgerei am Postplatz den gewohnten Betrieb wieder aufnehmen kann. Vielleicht in ein paar Wochen, vielleicht aber auch erst in zwei, drei Monaten, sagt Andreas Kiechle. Und ist „froh“, dass er mit der Belieferung einer Bäckerei und einer weiteren Metzgerei neben dem Ladenlokal am Postplatz mehrere Standbeine hat: „Wir haben weiterhin genug Arbeit.“
Dazu gehört auch, dass sich die Mengen des Sortiments für den Straßenverkauf einspielen muss. „Ich habe noch nie einen solchen Verkaufswagen betrieben“, so Kiechle. Aber: „Wir hatten den Wagen am Dienstag noch gar nicht richtig aufgemacht, da standen schon die ersten Kunden da. Das ist ein gutes Gefühl.“Der Inhaber überlegt zudem, ob er für Tagesessen und warme Theke seinen gewohnten Marktwagen einsetzen kann.
Übrigens: Das verkohlte Holzschwein, das mittlerweile in einem Nebengang des Gebäudes steht, könnte eine neue Verwendung finden. „Ein Künstler hat angefragt, ob er die Sau haben kann“, sagt Andreas Kiechle. Dass er sich einmal mit solchen Dingen beschäftigen muss, hätte er wohl auch nicht gedacht.
„Wir hatten den Wagen am Dienstag noch gar nicht richtig aufgemacht, da standen schon die ersten Kunden da. Das ist ein gutes Gefühl.“Andreas Kiechle
Das Kriminalkommissariat Ravensburg erbittet weiterhin Hinweise zu den beiden Brandstiftungen am Klösterle und am Postplatz, und zwar unter der Telefonnummer 0751 / 803-0.