Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
TG zwingt Fellbach in den Tiebreak
Regionalligist Bad Waldsee verliert das Volleyball-Pokalfinale erst im fünften Satz
BIBERACH - Große Kulisse, beste Stimmung und ein denkwürdiges Match. Nur mit 2:3 (21:25, 25:17, 25:20, 24:26, 9:15) hat der Volleyball-Regionalligist TG Bad Waldsee das Finale im Verbandspokal gegen den Zweitligisten SV Fellbach verloren.
Unschwer ist an den Zahlen der Verlauf des Duells zwischen David und Goliath zu erkennen. Die Spieler aus der Stuttgarter Vorstadt hatten sich diesen Nachmittag in Biberach sicher ganz anders vorgestellt. Sie trafen jedoch auf ein von Trainerin Evi Müllerschön bestens eingestelltes Bad Waldseer Team, in dem jeder weit über seinen 100 Prozent spielte. Die TG warf alles in die Waagschale, was sie bieten konnte: ihre Annahmestärke, ihre Angriffshärte, ihr risikoreiches Aufschlagverhalten, eine mannschaftliche Geschlossenheit und ein nie erlahmender Kampfgeist.
Nicht viel hätte im vierten Satz beim Stand von 24:24 gefehlt – im Klartext zwei Punkte – und die Sensation wäre perfekt gewesen. Nicht nur die Sensation, vielmehr auch eine Blamage des hochfavorisierten Zweitligisten. Dieser hatte sich, wie es sich gehört, den Gegner zunächst zurechtgestellt und nach abtastendem Hin und Her im ersten Satz gerade so viel gebracht, wie notwendig war, um die Oberschwaben klein zu halten. Diese wiederum brauchten eine geraume Zeit, um die ungewohnte Umgebung, die beträchtliche Kulisse und den übermächtigen Gegner in der rechten Weise einzuordnen.
Axel Bloching spielt stark
Erst mit Beginn des zweiten Durchgangs nahm das Spiel Fahrt und seinen so nicht erwarteten Verlauf auf. Mit Simon Scheerer als Zuspieler, auf der Diagonalen in Satz eins und fünf Pirmin Dewor, in Satz zwei, drei und vier Axel Bloching, mit Jan Herkommer und Lukas Romer als Außenangreifer, mit Tim Knaus und Simon Bergmann als Mittelblocker sowie Pascal Eisele als Libero bestritt die TG das Finale. Es wäre nicht angebracht, einen Spieler aus dieser hingebungsvoll kämpfenden Truppe herauszuheben, doch gäbe es den Titel „Man of the Match“, müsste dieser an Routinier Axel Bloching gehen. Angriffs- und blockstark, kämpferisch ein Vorbild, riss er seine Kameraden gerade in engen Situationen mit.
In den Sätzen zwei und drei und auch bis zum Stand von 23:23 im vierten Akt stellte die TG ihre Reife unter Beweis. Deutlich unterstrich sie, warum sie den Klassenerhalt in der Regionalliga geschafft hat. Mit einer solchen Leistung wie in diesem Endspiel braucht den Spielern um Jan Herkommer vor der Zukunft nicht bange zu sein. Die zwei Fehler, die zum Ende des vierten Satzes zum Verlust desselben und damit in den Tiebreak führten, musste man dem Regionalligisten verzeihen. Man kann auf dieser Qualitätsstufe nicht zweieinhalb Stunden lang weit über seinen Möglichkeiten spielen, ohne den ein oder anderen Fehler zu machen.
Auf der anderen Netzseite war interessant, die Reaktion des SV Fellbach zu beobachten, als dieser mehr und mehr in die Defensive geriet und statt zu handeln selbst eher reagieren musste. War noch in Satz eins die Abgeklärtheit des hohen Favoriten angesagt, machte sich zunächst in Satz zwei ein lässiger Schlendrian breit, den die TG clever zum Satzausgleich nutzte. In Durchgang drei versuchten die Fellbacher, ihre Ernsthaftigkeit wieder herzustellen, was ihnen dank der harten Gegenwehr der Bad Waldseer misslang. Erst weit im vierten Durchgang klappten die Automatismen beim SVF, die den Druck auf den Regionalligisten zu schwer machten. Im Tiebreak spielten die Fellbacher ihre Cleverness und starke Physis erbarmungslos aus und kamen mit 15:9 zum etwas glücklichen, aber nicht unverdienten Pokalsieg.