Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die dreckige Seite des Frühlings
Was haben wir ihn alle – vielleicht einmal abgesehen von den momentan arg geplagten Allergikern – herbeigesehnt: den Frühling. Endlich Sonne, endlich wieder raus, endlich wieder grillen. Wer sich der Fleisch-, Fischoder Käsezubereitung über glühenden Kohlen nicht auf Balkon, Terrasse oder Garten widmen kann, der hat die Möglichkeit, seinen Gelüsten an den zahlreichen öffentlichen Grillplätzen im Landkreis zu frönen.
Und tatsächlich: Wie die Horden fallen die Grillmeister jetzt in die Wälder ein und okkupieren schon frühmorgens ihren Platz an der Feuerstelle – vermutlich als Übung für den bevorstehenden Urlaub, wenn wieder morgens um 7 Uhr Liegen an Pool und Strand besetzt werden müssen. Kann man machen. Völlig inakzeptabel ist aber der Anblick, der sich einem am Tag darauf bietet: Unmengen an zurückgelassenen Papptellern, Plastikbesteck und -bechern, Flaschen und Dosen und andere, leider oft unappetitliche, Überreste lassen einen mittlerweile nicht mehr nur sprachlos vor dieser Sauerei stehen, sondern treibt einem die Zornesröte ins Gesicht. Wer in seiner Kindheit regelmäßig angeschnauzt wurde, selbst wenn ihm nur aus Versehen ein „Bonbonpapierle“heruntergefallen ist, weiß um die Wut, die in einem solchen Moment in einem brodelt.
Ist es tatsächlich so schwer, seinen eigenen Müll wieder mitzunehmen und daheim zu entsorgen? Liegt es vielleicht an den überfüllten Mägen, mit denen man sich nur schwer bücken kann? Oder sind Mama, Oma und Personal, die einem sonst immer hinterherräumen, gerade im Urlaub? Vermutlich ist aber auch nur die so oft zitierte „vergessene Mülltüte“der Grund. Und schließlich kann man von keinem verlangen, den Kofferraum seines SUV mit Resten der Grillorgie zu beschmutzen.
Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, wenn man an solchen Plätzen Mülltütenspender – quasi nach dem Vorbild der Hundekotbeutelspender – aufstellen würde. Dann gebe es keine Ausrede mehr für die verdreckten und vermüllten Grillplätze, außer eben der eigenen Faulheit, Rücksichts- und Gedankenlosigkeit. Natürlich würde das Aufstellen und Befüllen dieser Spende Steuergelder kosten, aber es ist eben auch nicht gratis, wenn die Arbeiter des Bauhofes den Dreck anderer wegräumen.
Oft genug bewirkt ja der staatliche Griff in den Geldbeutel eine gewisse Einsicht und damit Verbesserung der Situation. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. In diesem Sinne: Genießen Sie dieses Frühlingswochenende – und bleiben Sie sauber!