Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
First Lady
Ri Sol- ju, die stilbewusste Ehefrau von Nordkoreas Machthaber Kim Jong- un, hat von den Staatsmedien einen neuen Titel erhalten: „ Verehrte First Lady“. Die prestigeträchtige Anrede bringt Ris neue Rolle an der Seite von Kim zum Ausdruck und steht Experten zufolge für den Versuch, den kommunistischen Staat im Vorfeld der Gipfeltreffen mit den Staatschefs von Nordkorea und der USA als „ normales Land“darzustellen.
Es ist das erste Mal seit mehr als 40 Jahren, dass der Titel der First Lady von offizieller Seite für die Frau eines nordkoreanischen Machthabers verwendet wird. Das Adjektiv „ verehrt“war bislang sogar allein für das nordkoreanische Staatsoberhaupt reserviert.
Die neue Stellung von Ri hatte sich zuletzt bereits angedeutet. Zwar hatte sie ihren Mann schon in der Vergangenheit bei offiziellen Anlässen begleitet. Am vergangenen Wochenende absolvierte sie dann ihren ersten Solo- Auftritt bei der Vorstellung einer chinesischen Balletttruppe.
Dabei ist über die Frau des nordkoreanischen Machthabers wenig bekannt, nicht einmal ihr genaues Geburtsjahr. 29 Jahre soll sie alt sein und zusammen mit Kim drei Kinder haben, darunter mindestens eine Tochter. Ri entstammt nicht der Führungsschicht des isolierten Landes: Dem südkoreanischen Geheimdienst zufolge arbeitete Ris Vater als Lehrer, ihre Mutter war Ärztin.
Ri machte Karriere als Sängerin des nordkoreanischen Unhasu- Orchesters. 2012 wurde ihre Ehe mit Kim offiziell verkündet, die Hochzeit soll schon 2009 oder 2010 gefeiert worden sein. Lange Zeit galt Kims Gattin als schicke, aber politisch unbedeutende Begleitung des nordkoreanischen Machthabers. Staatsmedien bezeichneten sie als „ Genossin“. Dafür war sie bekannt für ihren Hang zu luxuriöser Kleidung – in einem von Armut geplagten Land.
Überhaupt fällt auf, dass sich Kim viel häufiger als sein Vater und Großvater öffentlich mit Frauen zeigt und diesen wichtige politische Funktionen zuweist. So schickte er seine Schwester zu den Winterspielen in Südkorea – als Symbol für das diplomatische Tauwetter mit Seoul. ( AFP)