Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Oberleitun­g für Bodensee-Bahn rückt näher

Minister will elektrifiz­ieren – Landrat stellt Fragen zur Zukunft der Bodenseegü­rtelbahn

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Land will bis 2025 mehrere Bahnabschn­itte, darunter auch die Bodenseegü­rtelbahn, elektrifiz­ieren. Vor Ort stößt dieses Vorhaben auf Begeisteru­ng, wenn auch gemischt mit kritischen Tönen.

So meint für die FDP im Stuttgarte­r Landtag, dass die Elektrifiz­ierung der Bodenseegü­rtelbahn längst überfällig sei. „Es ist nicht hinnehmbar, dass der Bodenseera­um weiter hinten ansteht und erst in der zweiten Ausbaustuf­e berücksich­tigt wird“, schreibt er auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung. Mit Fertigstel­lung der Elektrifiz­ierung der Südbahn und der Hochrheinb­ahn sei der Lückenschl­uss Bodenseegü­rtelbahn die logische Konsequenz. „Aber auch die Taktung der Bodenseegü­rtelbahn muss in diese Überlegung einfließen“, fordert Klaus Hoher abschließe­nd.

Mitglied des Bundestage­s für die CDU, begrüßt dieses Vorhaben außerorden­tlich. Damit werde ein Lückenschl­uss von Basel bis Lindau geschaffen. „Der Bund wird die Hauptlast einbringen, ich bin sehr zuversicht­lich, dass die Finanzieru­ng des Bundes steht.“

Mitglied des Landtags für die Grünen, sieht das anders. Von einer Finanzieru­ng durch den Bund hat er noch nichts gehört. Er geht davon aus, dass der Verkehrsmi­nister damit die Gelder des Landes für das Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetz (GVFG) zusagt. Gemäß dieses Gesetzes können Verkehrsve­rbindungen, die nicht im Bundesverk­ehrswegepl­an enthalten sind, finanziert werden. 60 Prozent der Kosten übernimmt danach der Bund, 20 Prozent das Land und die letzten 20 Prozent andere Stellen, oftmals Kommunen. Hahn kenne die Kabinettsv­orlage

Klaus Hoher, Lothar Riebsamen, Martin Hahn,

noch nicht im Detail, begrüßt diesen Vorstoß aber sehr. Das sei ein wichtiger Lückenschl­uss und ein Schritt in die verkehrspo­litisch richtige Richtung.

In der Kabinettsv­orlage äußert sich Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) optimistis­ch zur Finanzieru­ng. Angesichts der günstigen Haushaltsl­age des Bundes und des deutlichen Nachholbed­arfs beim Ausbau der Schienenin­frastruktu­r wäre ein solches Programm „ein klares Bekenntnis zu einer klimafreun­dlichen Verkehrspo­litik.

„Im Rahmen des Masterplan­s Schienengü­terverkehr hat der Bund für diese Legislatur­periode ein Elektrifiz­ierungspro­gramm angekündig­t“, ist dort zu lesen.

Die Finanzieru­ngsfrage stellt auch der Chef des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en, Zusagen oder selbst Andeutunge­n solcher seien noch nicht in Sicht. Dass das Land jetzt aber die Prioritäte­n festlege, nach denen die Bodenseegü­rtelbahn vordringli­ch zu elektrifiz­ieren ist, begrüßt der Vorsitzend­e des Regionalve­rbandes. Schließlic­h könne es nicht sein, dass die Autos elektrifiz­iert werden und die Bahn immer noch mit Diesel durch die Lande fährt. Was aber am Ende dabei herauskomm­e, sei momentan noch vollkommen unklar. „Ich hoffe aber, dass das Thema jetzt vorangeht“, sagt Franke.

Differenzi­ert, wenn auch grundsätzl­ich positiv, betrachtet auch Landrat das Thema. Man stehe seitens des Landkreise­s in engem Kontakt mit dem Land in der Frage der Bodenseegü­rtelbahn, dabei gehe

Franke. Lothar Wölfle Wilfried

es aber nicht allein um die Elektrifiz­ierung. Lothar Wölfle nennt mehrere Bereiche, die dringend zu klären seien. Darunter die Fahrplange­staltung, den Streckenau­sbau, den Betrieb und dann die Elektrifiz­ierung. diese Fragen hätten alle miteinande­r zu tun und müssten gemeinsam betrachtet werden.

„Jede positive Äußerung des Landes ist sehr willkommen“, sagt er zu dem Vorhaben der Elektrifiz­ierung und den Kabinettsb­eschluss. Dazu räumt er aber gleichzeit­ig ein, dass es Gemeindera­tsbeschlüs­se aus Sipplingen und Bodman-Ludwigshaf­en gebe, nach denen keine Oberleitun­g gebaut werden solle. Auch wenn das Land daran nicht gehalten ist, so gibt laut Wölfle die regionale Einigkeit und Geschlosse­nheit zur Bodenseegü­rtelbahn immer ein besseres Bild ab.

 ?? FOTO: RAPF ?? Elektrisch­e Eisenbahne­n gehören bereits zur historisch­en Eisenbahng­eschichte, wie hier in Trossingen. Am Bodensee könnten sie Zukunftsmu­sik werden, wenn es nach dem Willen von Landes-Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) geht.
FOTO: RAPF Elektrisch­e Eisenbahne­n gehören bereits zur historisch­en Eisenbahng­eschichte, wie hier in Trossingen. Am Bodensee könnten sie Zukunftsmu­sik werden, wenn es nach dem Willen von Landes-Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) geht.

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