Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frühe Pracht im Garten pflanzen
Blaukissen, Gänsekresse und Schleifenblume erblühen rasch nach der Schneeschmelze
WUPPERTAL/FREIBURG (dpa) Nach dem langen Winter kann es gar nicht schnell genug gehen: Der Garten sollte am besten direkt herrlich erblühen. Aber für vieles ist es noch zu früh und zu kalt draußen. Ausnahmen sind Blaukissen, Gänsekresse und Schleifenblume.
Mit diesen Pflanzen beginnt das Frühlingstreiben früher, erläutert Anja Maubach, Gartenarchitektin und Staudengärtnerin aus Wuppertal. Denn sie stammen aus kargen Gebirgslagen mit langen Wintern. Nach der Schneeschmelze müssen sich die Gewächse rasch entfalten, um die dort verhältnismäßig kurze Wachstumssaison gut zu nutzen.
Gerade die immergrüne Schleifenblume liegt im Trend. Die dichten dunkelgrünen Polster wirken auch im knospigen Zustand sehr attraktiv. Allmählich öffnen sich dann die in flachen Dolden stehenden Blüten von außen nach innen. Nach wenigen Wochen sind die grünen Kissen in eine weiße Blütenhülle verpackt. „Besonders früh fängt die Sorte ,Weißer Zwerg’ an“, gibt Gartenarchitektin Maubach einen Tipp. Die Blüten der mehrjährigen Schleifenblume behalten das reine Weiß, ganz gleich, wie nass oder kalt die Witterung ist – eine Besonderheit.
Allerdings braucht das Polster auch Pflege: Es vergrößert sich im Laufe der Jahre. Für einen kompakten Wuchs ist es wichtig, dass die Pflanze in einem nicht zu nährstoffreichen, durchlässigen Boden steht. Wenn das Polster in die Jahre kommt und die Triebe lang und die Belaubung schütter werden, muss es komplett zurückgeschnitten werden. Idealerweise macht man sich direkt nach der Blüte an die Arbeit.
Auch die Gänsekresse ist aktuell gefragt. Ihre Eigenschaften sind denen der Schleifenblume ähnlich, aber ihr Polster ist deutlich weicher. Das Laub ist graugrün und wird spätestens im April von den je nach Sorte weißen oder rosafarbenen Blüten überdeckt. Sie sitzen an zehn bis zwanzig Zentimeter langen Stielen, die sich in die Höhe strecken und immer wieder neue Blüten öffnen, sodass die Pracht lange währt.
Die Gänsekresse stammt aus dem Kaukasus. Ihre Ansprüche an den Boden lassen sich davon ableiten: Die Pflanze bevorzugt einen durchlässigen Boden, erklärt der Gartenbuchautor Frank von Berger aus Freiburg. Sonne ist weniger wichtig, die Pflanze kommt auch im Halbschatten zurecht. Ein Tipp ist die leuchtend blühende Sorte „Plena“, die man auch gemeinsam mit Lungenkraut und Veilchen zu kleinen Sträußen binden kann.
Das Aussehen des Blaukissens verrät schon sein Name: Die festen Polster, die sich wie Teppiche ausbreiten, sind im Frühling dicht von blauvioletten Blüten übersät. Da man Blätter und Stängel nicht mehr sehen kann, wirkt die Pflanze aus der Ferne wie ein blaues Kissen. Einen festen Platz im Staudensortiment hat sich die Pflanze auch erobert, weil sie unempfindlich ist, erklärt Barbara Forssman, Staudengärtnerin aus Gangkofen (Bayern). Doch ein paar Dinge sollte man beachten. Dazu gehört ein warmes, sonniges Plätzchen auf nicht zu schwerem Boden.
Das Blaukissen lockt die ersten Schmetterlinge herbei
Außerdem sollte der Boden nicht überdüngt sein. Vor allem ein hoher Stickstoffgehalt lässt die Polster so schnell wachsen, dass sie auseinanderfallen. Die Pflanze mag einen basischen, also kalkhaltigen Boden. „Das ist aber kein Muss. Nur zu Rhododendron sollte man die kleinen Polster dann vielleicht doch nicht pflanzen, weil der optimale Grund für diese Gehölze zu humos ist“, sagt Forssman. Auch gestalterisch sei diese Kombination nicht optimal. „Außerdem sollte man keine großen, kräftigen Stauden neben die Blaukissen platzieren“, ergänzt Forssman.
Erreichen die Blaukissen den Höhepunkt der Blüte, sind sie ein attraktives Ziel für die ersten aktiven Falter – Zitronenfalter, Schwalbenschwanz und Tagpfauenauge. Wenn das Treiben vorbei ist, wird eigentlich das einzige Mal gärtnerisch Hand angelegt: „Jetzt die großen Polster zurückschneiden“, rät Biogärtnerin Forssman. Das fördert neue Triebe und einen kompakten Wuchs.
Es existiert nur eine überschaubare Anzahl Sorten des Blaukissens. Aber es gibt dabei durchaus Unterschiede im Wuchsverhalten: „Vor allem die Sorten, die einen deutlichen Rotton in den Blüten wie beispielsweise ,Bressingham Red’ haben, kann man als schwachwüchsig bezeichnen“, erklärt Forssman. Aber auch die Sorte „Silberrand“mit einem feinen weißen Rand an den Blättern hat einen geringen Zuwachs. Der Vorteil: Diese Sorten sind für einen schmalen Wegrand oder eine Grabbepflanzung geeignet.
Unter den blauen Sorten gibt es Klassiker, die sich bereits über mehrere Generationen in den Gärten bewährt haben – etwa „Hamburger Stadtpark“und „Blaumeise“. Forssman empfiehlt aber moderne Sorten, die mit großen Blüten auffallen. Ein Beispiel ist die Sorte „Kitty“mit relativ dunklen Blüten und einer langen Blütezeit. „,Barker’s Double’ zählt zu meinen Favoriten“, ergänzt die Gärtnerin. Die gefüllt blühende Sorte wächst etwas zurückhaltend, bildet dafür aber eine besonders leuchtende Blütenfarbe aus.
Buchtipp: Dieter Gaißmayer, Frank M. von Berger: Alte Staudenschätze – Bewährte Arten und Sorten wiederentdecken und verwenden, Verlag Eugen Ulmer, 39,90 Euro