Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kokainschmuggel aus Botschaft: Festnahme in Berlin
MOSKAU/BERLIN (dpa) - Der Skandal um einen Fund von fast 400 Kilogramm Kokain in der russischen Botschaft in Argentinien hat Deutschland erreicht. Der mutmaßliche Drahtzieher des Schmuggelversuchs, ein 49-jähriger Russe, wurde am Freitag nahe Berlin festgenommen. Russland habe um die Fahndung ersucht, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit.
Der russische Botschafter Viktor Koronelli hatte den argentinischen Behörden im Dezember 2016 mitgeteilt, dass in der russischen Botschaftsschule zwölf Koffer mit 389 Kilogramm Kokain gefunden worden seien. Argentinische und russische Ermittler begannen danach eine 14-monatige gemeinsame Operation. Das Kokain sollte auf Betreiben des 49-Jährigen wohl als Diplomatengepäck nach Russland geschickt werden. Die Fahnder tauschten die Drogen gegen Mehl aus und verfolgten die Sendung mit GPS-Geräten. In Moskau wurden beim Empfang zwei Männer festgenommen. Als dritter kam ein ehemaliger technischer Mitarbeiter der russischen Botschaft in Gewahrsam. Zwei Festnahmen gab es in Buenos Aires. Dem russischen Außenministerium ist der Fall peinlich, es hat jede Verwicklung dementiert, die Koffer seien nicht als Diplomatenpost geschickt worden. Moskauer Behörden bestritten auch, dass die Koffer in einer Regierungsmaschine transportiert worden seien. Allerdings identifizierten argentinische Stellen ein Flugzeug vom Typ Iljuschin 96 aus der Flugbereitschaft der russischen Regierung. Experten in Moskau vermuten, dass Geheimdienstler den Schmuggel betrieben oder zumindest deckten.