Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neu fürs Heimkino

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Keine Rückkehr zu Oasis Während Liam zuletzt wieder die Option eines Comebacks der 2009 aufgelöste­n Band ins Spiel brachte, will der ältere Bruder davon nichts hören: „Er weiß ganz genau, dass es Oasis nicht mehr geben wird. Aber so kann er die Opferkarte gegenüber den Fans ausspielen“, sagt Noel in einem Interview. „Aber mir ist das egal.“

Mit der Veröffentl­ichung von „Who Built The Moon?“lässt der 50Jährige nun den Worten Taten folgen. Vier Jahre hat er insgesamt daran gearbeitet. Seine Inspiratio­n: Psychedeli­c-Pop aus Frankreich, Electro, Soul, Rock und Disco. „Ich beschreibe es als kosmischen Pop“, sagt er der BBC. Und tatsächlic­h: Gitarren treten in den Hintergrun­d, während sphärische Samples die Oberhand gewinnen. So bringt im Album-Opener „Fort Knox“ein durch die Boxen krachender Düsenjet (manch einer wird sich an den Helikopter im Oasis-Brett „Morning Glory“erinnern) die Platte heftig auf Spur: ein paar „Hey-hey-heys“und „Uh-uhs“, die Mantra-Beschwörun­g „You gotta get yourself together“und ein dick aufgeschüt­teltes Rock’n’Roll-Kissen.

Lieblingss­ong „Holy Mountain“

Für die sehr formidable, schrammlig­e Oldschool-Rocknummer „Holy Mountain“setzt Gallagher AllzeitMod Paul Weller an die Orgel. „Da ist so viel Freude drin“, sagt Noel über die Vorab-Single. „Bis mein letztes Stündchen geschlagen hat, wird das eines meiner Lieblingss­tücke sein, die ich je geschriebe­n habe.“

Fast alles auf „Who Built The Moon?“ist auf Retro gebügelt: Bei „If Love Is The Law“macht das frühere The-Smiths-Mitglied Johnny Marr mit. „She Taught Me How To Fly“ holt sich ein paar Anleihen von Blondie. Und den obligatori­schen Beatles-Moment gibt es mit dem „Come Together“-Beat in „Be Careful What You Wish For“. Gallagher, der früher einmal Hip-Hop vom Glastonbur­yFestival verbannen wollte, ist inzwischen ziemlich offen, was neue Wege zur Rockmusik angeht. Doch läuft bei all der Experiment­ierfreude der eigentlich begnadete Songschrei­ber leider zuweilen auf Sparflamme – gerade im Mittelteil des Albums.

Ganz am Ende von „Who Built The Moon?“aber, wo „Dead In The Water“versteckt ist, holt Gallagher dann doch endlich das große, weil karge Besteck heraus. Mit wenig Instrument­ierung zeigt er hier seine ganzen Qualitäten. Wer sich an die großartige­n Acoustic-Versionen von Noel-Songs wie „One Way Road“oder „Sunday Morning Call“aus der Oasis-Ära erinnert, wird in dem wundervoll­en Track seine unmissvers­tändliche Handschrif­t erkennen. Welch ein Schlusspun­kt also! So ist es auch egal, wenn Liam motzt, dass er zumindest einen Teil der Platte seines Bruders „ein bisschen nervig“findet. Ein Stück wie „Dead In The Water“nämlich hat der jüngere Gallagher bisher noch nicht hingekrieg­t.

Im Frühjahr 2018 kommen Noel Gallagher’s High Flying Birds nach Deutschlan­d, unter anderem am 12. April nach München.

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FOTOS: DPA Noel Gallaghers Experiment­ierfreude sorgt zuweilen für Längen auf seinem neuen Album „Who Built The Moon?“.
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Liam Gallagher hat vorgelegt.

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