Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein letzter Freundschaftsdienst
Jupp Heynckes soll erneut be Bayern als Trainer einspringen – Guardiola wusste es vorher
Die kreativste aller Lösungen wäre es sicher nicht. Und doch so etwas wie die größte anzunehmende Sensation – und ein Hinweis darauf, dass Uli Hoeneß beim FC Bayern München wieder endgültig das Sagen zurück hat.: Wie die „Bild“berichtet, soll Jupp Heynckes bis Saisonende die ins Strraucheln geratene Mannschaft übernehmen. Der 72-Jährige, vor vier Jahren nach der Verpflichtung Pep Guardiolas beim FC Bayern mit dem Triple abgetreten und in Rente gegangen, soll auf den geschassten Carlo Ancelotti folgen. Für Heynckes wäre es die vierte Amtszeit beim FC Bayern und der dritte Freundschaftsdient für Präsident Uli Hoeneß.
Unter Heynckes waren die Bayern bereits 1989 und 1990 Meister geworden, ehe Heynckes von Hoeneß vor die Tür gesetzt worden war – der „größte Fehler meines Lebens“, wie Hoene0ß später sagte. Schon 2009 sprang er infolge der Entlassung von Jürgen Klinsmann als Trainer in München ein. 2011 übernahm er von Louis van Gaal, der ebenso wie zuvor Klinsmann und jetzt Carlo Ancelotti vor allem auch bei Hoeneß in Ungnade gefallen war.
Erst Jupp, dann Nagelsmann?
Hoeneß würde durch die Verpflichtung seines alten Freundes Zeit gewinnen würde, um seinen Favoriten Julian Nagelsmann zunächst intern – auch bei Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge – durchzusetzen und dann auch die TSG Hoffenheim zu einer vorzeitigen Vertragsauflösung des jungen Trainers zu bewegen.
Eine Bestätigung des FC Bayern für die Meldung lag am späten Mittwochabend nicht vor. Jedoch ist die „Bild“bei derlei Fragen für gewöhnlich bestens informiert.
Bereits am Dienstag hatte Hoeneß bei seinem – natürlich aus glücklichem Zufall – an die Öffentlichkeit gelangten privaten Mittagessen mit Heynckes Vorgänger Pep Guardiola seine Pläne verraten. Hoeneß erzählte einem Reporter der „Abendzeitung“dann am Dienstagabend, dass er Guardiola beim „wunderschönen Mittagessen“erzählt habe, „was wir in den nächsten Tagen präsentieren. Und da war er einverstanden.“
Tuchel und Hoeneß – hätte das gut gehen können?
Am Mittwoch war die Frage zunächst noch gewesen: Einverstanden mit was? Mit einer Übergangslösung bis zum Ende der Saison, bis Hoeneß’ Favorit Julian Nagelsmann frei wird? Beziehungsweise bis die TSG Hoffenheim den jungen Trainer aus dem Vertrag lassen könnte? Spekuliert worden waren die Namen des ExTrainers Louis van Gaal oder Ex-Kapitäns Mark van Bommel. Heynckes war kein Thema gewesen. Eine erneute Rückholaktion des guten, alten Freundes, der sich mit dem Triple 2013 selbst ein Denkmal gesetzt hat, schien dann doch zu romantisch und abwegig.
Doch die Vorstellung, dass der asketische Ex-Dortmunder Thomas Tuchel auf der Bayern-Bank – und noch viel mehr bei Mitternachtsbanketten nach langen Champions-League-Abenden an einem Tisch mit Hoeneß – sitzen würde, die wollte einem ehrlicherweise seit der Entlassung Ancelottis vor gut einer Woche auch nicht so recht in den Kopf. Dem Bauchmenschen Hoeneß wohl auch nicht.
Peps Segen hätte Thomas Tuchel gehabt. Guardiola hält Tuchel schon lange für „top, top, top“, nicht nur, weil sich mit dem gebürtigen Augsburger spätabends in Münchner Bars so großartig taktische Spielzüge mit Salz- und Pfefferstreuern nachstellen lässt. Doch Peps Segen hat sicher auch Jupp Heynckes. Der mag nicht ein ganz so großer Taktikfuchs wie Guardiola oder Tuchel sein – doch er hat von 2011 bis 2013 bewiesen, dass er ein taktisches Erbe nicht nur verwalten, sondern auch fortentwickeln kann und mit bajuwarischen Stars umgehen kann. Und das Triple mit und für Bayern, das holten schließlich nicht die Taktigurus wie van Gaal oder Guardiola. Das Triple holte nur einer: Uli Hoeneß alter Kumpel Jupp Heynckes.