Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Im Lemon gehen die Lichter aus
Disco schließt zum Jahresende – Bürgermeister: Ein bitterer Verlust für Markdorf
MARKDORF - Nur noch rund drei Monate ist der Lemon Beat Club geöffnet. Die Betreiber Bernd Reutemann und Georg Mack haben sich zur Schließung der Disco entschieden. Der Hintergrund sind erforderliche Investitionen, die für sie nur mit einem langfristigen Pachtvertrag Sinn machen würden.
Vom Dach bis zu den Fußböden: „Wir müssten umfangreich sanieren und den Club auch attraktiver gestalten, um ihn weiterhin zu betreiben“, sagt Georg Mack. Doch da ein langfristiger Pachtvertrag nicht in Aussicht ist, fehle die Zukunftsperspektive am jetzigen Standort. Das Areal gehört dem Unternehmer Albert Weber, der es an Reutemann verpachtet hat. Der wiederum hat es an die Lemon Beat Club GmbH unterverpachtet, die aus Mack, Reutemann und dem verstorbenen Ralf Ischdonat bestand. „Für Albert Weber ist es das Clubgelände aber eine Fläche, die er nicht langfristig verpachten möchte, weil er sie als Erweiterungsoption für sein Unternehmen sieht“, erläutert Reutemann. Daher habe es bislang immer nur kurzfristige Pachtverträge für das Areal gegeben. Übel nehme er dies Weber keineswegs. „Albert Weber ist einer der wenigen in Markdorf, der überhaupt bereit ist, solche Sachen zu unterstützen“, sagt Reutemann, der bislang noch das Hotel Bischofschloss betreibt. Der Hotelier macht deutlich: „Auch aufgrund unserer speziellen Situation fehlt mir die Motivation, Geld ins Lemon zu stecken.“Der Hotelbetrieb endet am 21. Oktober, weil die Stadt das Gebäude gekauft hat und dort einziehen will.
Schon in den 1980er-Jahren eine Disco
Bereits 2006 hatten die Schlossgeister einen „Probestrand“über die Sommermonate im Schlosshof installiert. „Der war bei Hotelgästen und Einheimischen sehr beliebt. Auch mit Veranstaltungen wie kubanischen Nächten und Kleinkunst hat sich gezeigt, dass das Konzept funktioniert“, sagt Reutemann. Also habe er 2008 mit Ischdonat und 400 Tonnen Sand das Projekt Beach Club Markdorf auf dem Gelände an der Riedheimer Straße gestartet. Neben Beachvolleyball, Barbetrieb und Fußball auf Großbildleinwand hat es auch Konzerte und Aktionen für Schüler gegeben. Die Wetterabhängigkeit stellte jedoch die Betreiber immer wieder vor große Herausforderungen. So entstand die Idee, auch die damals leer stehende Disco in den Betrieb einzubeziehen. Denn schon in den 1980er-Jahren war das Lemon eine Disco. Reutemann holte Mack ins Boot und machte ihn zum Geschäftsführer der Disco. Bis heute ist er an den Wochenenden vor Ort.
Für Mack hat das Lemon trotz des Investitionsstaus Potenzial. „Auch wenn die Clubszene sich verändert und der Zuspruch in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, punktet das Lemon mit seinem familiären Charme und dass es eben keine Großraumdisco ist“, sagt der Geschäftsführer.
Große Party zum Jahresende
Die letzte große Party wird nun am 30. Dezember im Lemon steigen. „Wir wollen uns dafür etwas Besonderes überlegen, aber Details stehen noch nicht fest“, sagt Mack. Für seine berufliche Zukunft habe er schon Ideen, aber es stehe noch nichts fest.
Bürgermeister Georg Riedmann bedauert die Schließung. „Das ist ein bitterer Verlust“, sagt er auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Überrascht sei er von der Nachricht aber nur teilweise. „Da es sich bei der Fläche um Privatgelände handelt, hatte ich geahnt, dass dies mal geschehen könne. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell kommt“, sagt Riedmann.
Der Stadt, aber auch der Jugend im westlichen Bodenseekreis gehe ein wichtiger Treffpunkt verloren. Sollte ein Investor Interesse haben, in Markdorf einen Club zu eröffnen, wolle er gerne bei der Suche nach einem Grundstück helfen.