Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Land im Umbruch und ein mysteriöser Mord
Düster, beklemmend und spannend: Der Politthriller „Die Nile Hilton Affäre“
Im Winter vor sieben Jahren nahmen die Proteste des „Arabischen Frühlings“ihren Anfang. „Die Nile Hilton Affäre“spielt am Vorabend der Proteste in Kairo. Der Politthriller zeichnet nicht nur das Bild eines Landes in Aufruhr; es geht auch um einen mysteriösen Mordfall im Luxushotel „Nile Hilton“und einen Polizisten, den dieser Mord nicht mehr loslässt.
Regie führte Tarik Saleh, in der beeindruckenden Hauptrolle zu sehen ist der Schauspieler Fares Fares, den man aus den Jussi- Adler-OlsenVerfilmungen und Kathryn Bigelows „Zero Dark Thirty“kennt.
Zu Beginn des Films ist Hosni Mubarak auf einem TV-Gerät zu sehen. Bald darauf geht es in ein schickes Hotel, das titelgebende „Nile Hilton“in Kairo: Eine hübsche junge Frau liegt tot in einem der Zimmer, es ist der arabische Popstar Lalena. Eine junge Sudanesin konnte den Mörder beobachten; die Afrikanerin aber macht sich schnell aus dem Staub. Und kaum hat Kommissar Noredin sich des äußerst seltsamen Falls angenommen, wird die Akte geschlossen: Lalena, so heißt es offiziell, habe sich selbst das Leben genommen. Noredin ermittelt weiter.
Das dunkle Setting, fast nie ist die Sonne zu sehen, trägt dazu bei, dass man sich an amerikanische Kriminalwerke des Film noir erinnert fühlt. Zugleich mutet das Leinwandgeschehen fast wie eine Dokumentation an. Was daran liegen mag, dass, vom Hauptdarsteller abgesehen, alle Schauspieler tatsächlich aus Ägypten stammen. Sie haben, so heißt es, die revolutionären Ereignisse des Jahres 2011 selbst miterlebt.
Zwischen den amerikanischen Großproduktionen, die das hiesige Kinoprogramm auf der einen Seite und den vielen kleineren, zumeist deutschen Arthouse-Filmen, die das Angebot auf der anderen Seite dominieren, hat dieses Werk fast schon so etwas wie eine Sonderstellung inne: „Die Nile Hilton Affäre“ist so spannend wie intelligent, so eingängig (und fast massenkompatibel) wie hintersinnig. Ein Film, der wohl bei Krimi- und oder Thrillerfans genauso punkten wird wie etwa bei Kinobesuchern, die sich für Politik oder Historie begeistern.
In Sundance ausgezeichnet
Die „Hilton Affäre“erzählt nicht nur einiges über ein Land am Rande des Zusammenbruchs, ein Land am Vorabend einer Revolution; sie tut dies auch mit ungemein einnehmenden Mitteln. Und so überrascht es denn auch keineswegs, dass die schwedisch-deutsch-dänische Koproduktion beim renommierten Sundance Film Festival im US-Bundesstaat Utah mit dem „World Cinema Grand Jury Prize“in der Kategorie „Dramatic“ausgezeichnet wurde. (dpa)
Die Nile Hilton Affäre.
Regie: Tarik Saleh. Mit Fares Fares. Schweden/Deutschland/Dänemark 2017. 110 Min., FSK ab 12.