Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Junge Meister bereichern den Ostersonntag
Das „12. Internationale Klavierfestival junger Meister“gastiert im Konzerthaus
RAVENSBURG - Bereichernde musikalische Momente haben sich den mehr als 450 Besuchern am Ostersonntagabend im Konzerthaus geboten. Das Orchesterkonzert zum Auftakt des Internationalen Klavierfestivals junger Meister mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim, drei jungen Klaviervirtuosinnen und einem Trompetensolisten war der gegebene Anlass, den Ostersonntag feierlich ausklingen zu lassen, und das mit meisterlich aufgeführten Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Dimitri Schostakowitsch und Frédéric Chopin.
Die Freude seitens des künstlerischen Leiters Peter Vogel über die Besucherresonanz war groß. Noch nie sei es in den vergangenen elf Jahren, in denen das Klavierfestival in Ravensburg an Ostern zu Gast sein darf, so voll gewesen. Mittlerweile habe das Konzert am Ostersonntag nach dem Kirchenbesuch als zweites erhebendes Ostererlebnis eine religiöse Dimension erlangt. Peter Vogel, der 1997 den Internationalen Konzertverein Bodensee gegründet hat, stellte mit Aurélien Bello den 1980 in Frankreich geborenen Dirigenten des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim vor, das zum zweiten Mal mit von der Partie ist.
Premiere für die drei Solistinnen Für die drei jungen Solistinnen Narmin Najafli aus Aserbaidschan, Ellen Lee aus Taiwan und Jung Eun Séverine Kim aus Südkorea ist ihre Teilnahme am Internationalen Klavierfestival junger Meister eine Premiere. Die bereits vielfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichneten Künstlerinnen studieren derzeit an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bei Professor Bernd Goetzke, der während des Festivals den Meisterkurs leitet. Mit spieltechnisch und klangästhetisch Hochkarätigem gestalteten die Solistinnen ihre Auftritte.
Den Anfang machte die 21-jährige Narmin Najafli mit Mozarts 1785 „vortrefflichem“Klavierkonzert Nr. 20 d-moll KV 466. Im Allegro nach dem noch heiter gestimmten Orchesterauftakt mit lebhaften Wechseln zwischen Streichern und Bläsern, bekam die Melodie etwas Schwebendes durch den einsetzenden Klavierpart. Najafli stellte die satztechnischen Brüche dieses Werks heraus, die vorübergehende Befreiung andeuten, dann aber wieder erregt und düster um sich greifen. Man spürt eine sich entfalten wollende Leidenschaft und deren prozesshaften Durchbruch in all seinen Klangfarben.
Einen gewaltigen Kontrast zu Mozarts Abkehr von gefälliger Gebrauchsmusik bot die 18-jährige Ellen Lee mit Schostakowitschs 1933 uraufgeführtem erstem Klavierkonzert op. 35. Mit dem ersten Anschlag eröffnete sie dieses stürmisch auffahrende Werk, das sogleich den politisch durchdrungenen Charakter des russischen Komponisten darlegte. Es war ein Genuss, Ellen Lee spielen zu hören und zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit sie das Instrument für sich vereinnahmte. Die Trompetensoli in Schostakowitschs Klavierkonzert übernahm der 1989 in Südtirol geborene Bernhard Plagg. Überaus souverän schmetterte er als Dritter im Bunde die trivialen Fanfarenklänge in den Raum, die jegliche ernst gemeinte Orchestermusik zum Narren hält.
Nach dieser heftigen Kost betrat die 23-jährige Kim mit Chopins Klavierkonzert Nr. 2 f-moll op. 21 wieder sanftere Gefilde. Hier vereint sich auf der Klaviatur eine vielgestaltige Palette an Irrungen und Wirrungen, verborgen unter einer unermüdlich dahinfließenden Oberfläche voller Eleganz. Die darin steckenden hohen technischen Ansprüche an die Pianistin, das Sich-Drehen-und-Wiegen heiter zu gestalten, ist Kim meisterhaft gelungen.