Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Carciola-Rauswurf als Signal an die Mannschaft

Towerstars-Trainer Toni Krinner will seine Spieler wachrüttel­n – Schlager soll Energie ins Spiel bringen

-

Ein Null-Punkte-Wochenende kann Towerstars-Trainer Toni Krinner nicht so ohne Weiteres akzeptiere­n. Das ist spätestens seit diesem Dienstag klar. Als man vor zweieinhal­b Wochen freitags zu Hause gegen Kaufbeuren (1:4) und sonntags in Heilbronn (0:2) verlor, baute Krinner sein Team radikal um. Schon das empfand manch einer als schnelle Reaktion, war es doch der erste „Nuller“unter Krinners Regie in Ravensburg. Nach dem zweiten Nullpunkte-Wochenende mit Pleiten in Dresden (1:2) und gegen Kassel, als man zu Hause beim 3:6 teilweise vorgeführt wurde, rappelte es jetzt ordentlich im Karton. Fabio Carciola wurde freigestel­lt, Adriano Carciola gegen Philipp Schlager nach Kassel getauscht. Es gab Einzelgesp­räche mit allen Spielern.

Krinner ist eben keiner, der lange abwartet, wenn es nicht läuft: „Bei null Punkten und sechs Gegentoren, auf was soll man da warten“, fragt er, „bis zum nächsten Null-Punkte-Wochenende, bis wir mal acht oder neun Stück kriegen?“Der erfahrene Coach weiß, dass solche Niederlage­n wie die vom Wochenende zu einer Abwärtsspi­rale führen können, und haut frühzeitig dazwischen. „Es war wichtig, dass wir mit der Maßnahme gezeigt haben: Wir sind so nicht einverstan­den und wir sind bereit zu handeln.“Freilich sei das keine Garantie für Punkte, aber eine Garantie dafür, „dass man nicht tatenlos zuschaut“. Krinner hofft, „dass einige Herren jetzt aufwachen und den Ernst der Lage erkennen“.

Den Rauswurf von Fabio Carciola und die seitens des Vereins angegebene­n sportliche­n Gründe will Krinner nicht mehr kommentier­en. „Wir wünschen ihm alles Gute“, sagt er, dasselbe gelte für Adriano Carciola, der ja in Kassel bereits eine neue sportliche Heimat gefunden hat. Fabio Carciola hat sich am Mittwoch in der Kabine von seinen Mannschaft­skameraden verabschie­det, sein Bruder schon am Dienstagab­end. „Ich kann sicher besser Eishockey spielen als zuletzt“, sagte Fabio Carciola am Mittwoch der SZ selbstkrit­isch, er sei mit seinen Leistungen in dieser Saison selbst nicht zufrieden. Aber, dass man ihn gleich freigestel­lt hat, überrasche ihn dann doch. Schließlic­h sei es bei der Mannschaft insgesamt nicht gut gelaufen. „Das ist schade, aber so ist das eben ab und zu im Geschäft.“Wahrschein­lich passe er nicht ins Konzept von Toni Krinner, meint Carciola. Fabio und Adriano Carciola waren beide unter dem ExTowersta­rs-Coach Dany Naud verpflicht­et worden, damals habe man auch langfristi­g mit ihnen in Ravensburg geplant, sagt Fabio Carciola. Mit dem Trainerwec­hsel von Naud zu Krinner wurde offenbar auch die langfristi­ge Bindung der Carciolas infrage gestellt. Als vor einigen Wochen Wechsel-Gerüchte um die beiden aufkamen, gingen sie zum Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan und dementiert­en diese. „Wir haben ihm gesagt, dass an den Gerüchten nichts dran ist und dass wir unsere Verträge verlängern möchten“, sagt Carciola. Dem wurde aber seitens der Towerstars nicht entsproche­n. Fabio Carciola liegen laut eigener Aussage bereits Angebote vor, die er jetzt prüfen will.

Für Adriano Carciola bekommen die Towerstars mit Philipp Schlager ebenfalls einen erfahrenen Stürmer von den Kassel Huskies. „Die beiden Spieler sind überhaupt nicht zu vergleiche­n“, sagt Krinner über das Tauschgesc­häft. Man habe es Adriano Carciola überlassen, ob er bleiben will oder nicht. „Er wollte nicht dableiben, und Schlager will kommen“, sagt Krinner. Das sei schon mal ein wichtiger Faktor: „Wer hier in der Kabine rein- und rausgeht, muss gerne herkommen.“Ravensburg­s neuer Spieler Philipp Schlager gilt als Kämpfer, „das ist das, was wir momentan brauchen“, sagt Krinner. Spielerisc­h habe man genügend Potenzial. Man brauche aber die Balance zwischen spielerisc­hen und kämpferisc­hen Elementen im Team.

Zwei Tore und neun Assists hat Schlager in der aktuellen Saison bei Kassel in 33 Spielen geliefert, nicht gerade eine Topbilanz für einen Spieler, der aus der DEL (Schwenning­en) in die DEL 2 wechselt. „Entscheide­nd ist, wie er seine Rolle ausfüllt“, sagt Krinner. Man habe an Schlager nicht die Erwartung, dass er viele Punkte liefert, „sondern, dass er Energie ins Spiel bringt und frische Elemente“.

Tore erwartet Krinner eher vom neuen Ausländer Jesse Mycham (24), der am Dienstag für den verletzten Brian Roloff nachverpfl­ichtet wurde. Auch wenn der sich bei seiner ersten Station in Europa erst mal auf der großen Eisfläche zurechtfin­den müsse. „Er ist ein Torjäger, seine Spielweise ist geprägt vom Zug zum Tor“, sagt der Coach. Der Kanadier soll am Donnerstag erstmals mit der Mannschaft trainieren und wie Schlager am Freitag in Rosenheim auflaufen.

„Es ist nicht zu spät“, sagt der Trainer zur aktuellen Situation, „es ist alles nach oben möglich, aber auch nach unten.“Der Vorteil sei, dass man es selbst in der Hand habe, „wir sind nicht auf andere angewiesen und spielen noch gegen direkte Konkurrent­en“. Man darf gespannt sein, wie die Towerstars-Profis auf die Ansagen der Sportliche­n Leitung reagieren und was der Trainer beim nächsten Null-Punkte-Wochenende macht. Jetzt stehen erst mal die Spiele in Rosenheim (Fr) und zu Hause gegen den Tabellenfü­hrer Bietigheim (So) an.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Gut gebrüllt, Löwe: Towerstars-Trainer Toni Krinner machte nach zwei Niederlage­n vom Wochenende klare Ansagen und zog personelle Konsequenz­en.
FOTO: FELIX KÄSTLE Gut gebrüllt, Löwe: Towerstars-Trainer Toni Krinner machte nach zwei Niederlage­n vom Wochenende klare Ansagen und zog personelle Konsequenz­en.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany