Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Die Stadt gibt die Verantwortung an die freie Wirtschaft ab“
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ihre Redaktion
Zum Bericht „Baienfurt bekommt ein Mahnmal für die NS-Opfer“(SZ vom 11. November):
Gedenktag auch für die ungeborenen Kinder
Es ist immer wieder erschütternd, was in der NS-Zeit im Rahmen des „Euthanasieprogramms“an Grausamkeiten geschehen ist. Dass dies nicht vergessen wird und nun auch in Baienfurt mit einem Mahnmal an die Opfer erinnert wird, ist lobenswert. Aber ich frage: Was ist mit den Millionen von ungeborenen Kindern, die seit der Freigabe der Abtreibung Anfang der 90er-Jahre im Mutterleib grausam getötet wurden und noch werden? Es sind inzwischen mehr als die Opfer der NS-Zeit. Sie werden in den Medien weitgehend totgeschwiegen. Wer gibt ihnen eine Stimme, wer gedenkt ihrer, gerade auch am Volkstrauertag? Elfriede Geray, Bodnegg
Zur Verunreinigung von Gehwegen und Straßen mit Laub:
„Flüchtlinge jetzt für Straßenreinigung einsetzen“
Ich möchte anregen, dass die Straßen in Weingarten und teilweise auch Gehwege angenehmer genutzt werden können. Zurzeit hat sich das Laub der Bäume und Sträucher so vermehrt, dass viele, besonders gehbehinderte, Bürger Mühe haben, ihr Ziel zu erreichen. Sollten die Neubürger bei der Straßen- und Gehwegereinigung mithelfen? Vor wenigen Tagen wurden die Bürger von Weingarten unterrichtet, wie notwendig die Reinigung von Straßen und Gehwegen ist, damit die Bürger bei der Benützung von Straßen, besonders beim Radfahren, keine körperliche Schäden erleiden müssen. Während die Reinigung der Gehwege, für welche die Hauseigentümer zuständig sind, laufend von dem abfallenden Laub gereinigt werden, hat sich bei den städtischen Flächen verschiedener Arten die Arbeit für die Stadtarbeiter sehr stark vermehrt. Sicherlich ist die überwiegende Mehrheit der Bürgerschaft auch meiner Meinung, dass unsere Neubürger zur Mithilfe dieser kurzzeitigen Arbeit aufgefordert werden sollten, und, wie in anderen Kommunen unseres Landes, das gesetzliche Arbeitsverbot auch in Weingarten nicht angewendet werden sollte.
Vermutlich hätten die zuständigen Gremien und deren Verantwortliche keine allzu große Mühe, arbeitswillige Flüchtlinge zu dieser Arbeit zu motivieren, zumal die Bürgerschaft mit vielen Maßnahmen dazu beiträgt, den Neubürgern eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Zudem würden bei diesen Maßnahmen zur Straßenreinigung die flüchtlingskritischen Mitbürger unserer Stadt ein Zeichen sehen, dass die Integration auch in Weingarten stattfindet. Franz Harder, Weingarten facebook.com/ schwaebische.oberschwaben Zum Thema „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“:
„Vermarktung der Projekte wird verschlechtert“
Wäre die Stadt Ravensburg in den vergangenen 20 bis 30 Jahren ihrer kommunalen Verpflichtung, Bürger mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen, nachgekommen, wäre die heutige Situation nicht so kritisch. Nun gibt die Stadt die Verantwortung an die freie Wirtschaft ab und will die Bauträger in die Pflicht nehmen. Dabei hat sie durch langjährig restriktive Bearbeitung von Bauanträgen zur heutigen Wohnraumnot beigetragen.
Freie Marktwirtschaft bedeutet auch unternehmerische Abdeckung von Risiken: überteuerte Grundstücke, Planungsunsicherheit zum Zeitpunkt der Kaufentscheidung, die heute rasant angestiegenen Anwohnereinsprüche, Kostensteigerungen im Handwerkerbereich während der Baumaßnahme sowie die fünfjährige Gewährleistungsfrist. Für diese Risiken müssen Rückstellungen geschaffen werden.
Mit den Bedingungen des Wohnraumbündnisses würden weitere Vertriebsprobleme geschaffen, die die Finanzierungszusagen für Bauträger durch die Kreditinstitute erschwert: Investoren lassen sich weder den Mietpreis über die Dauer von 15 Jahren noch ihre Mieter vorschreiben. Das Belegungsrecht der Stadt und die Mietpreisbindung tragen daher dazu bei, dass sich die Vermarktung der Projekte verschlechtert. Dieses erhöhte Risiko muss ein Kreditinstitut berücksichtigen.
Auch Eigennutzer werden auf ein Belegungsrecht durch die Stadt kritisch reagieren und andere Projekte vorziehen.
Ungeachtet der Probleme für die Bauträger wäre eine 14-prozentige Reduzierung des Mietpreises für sozial schwächere Mietsuchende nach heutigem Maßstab viel zu gering, würde also nicht den erhofften Effekt bringen. Rainer Zipf, Ravenshburg
Zum Bericht „FV-Zuschauer provozieren Spielabbruch“(SZ vom 4. Oktober):
„Sportgerichtsurteil hat ein Gschmäckle“
Dem Sportgerichtsurteil des Württembergischen Fußballverbands über das beim Stand von 2:4 für Ravensburg abgebrochene Punktspiel – 3:0-Wertung für Spielberg, 500 Euro Geldstrafe für den FV Ravensburg und 100 Euro Geldstrafe für den SV Spielberg – kann ich nicht folgen.
Bei allem Unverständnis über die dumme und schwachsinnige „Haselnusswerferei“gegen einen Linienrichter frage ich mich, wieso der Heimverein, dem laut Spielordnung die Sicherheit der Schieds- und Linienrichter obliegt, nicht dagegen eingeschritten ist. Es handelte sich bei diesen „Fans“um gerade mal acht meist jugendliche Übeltäter. Auch der Schiedsrichter hätte die Möglichkeit gehabt, den Kapitän des FV Ravensburg auf einen drohenden Spielabbruch hinzuweisen.
Der SV Spielberg, der sportlich unterlegen war und sich in Sachen Ordnungsdienst nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, geht als „Nutznießer“aus der Haselnussaffäre hervor. Ist es das, was man unter Gerechtigkeit versteht? Wäre es da aus sportlicher Sicht nicht einfach „fair“gewesen, ein Wiederholungsspiel anzusetzen? Oder würde das dem ausgeklügelten und unantastbaren Regelwerk des Württembergischen Fußballverbandes nicht entsprechen?
Für mich hat dieser Richterspruch ein unangenehmes „Gschmäckle“– vor allem weil das Sportgericht in einem anderen Fall, als der Schiedsrichterassistent „unbestrittenerweise“mehrfach von Fans der Reutlinger „Szene E“bespuckt wurde, dem „betroffenen Verein ein Verschulden nicht nachweisen“konnte und ihn deshalb nur zu 15 Euro Verfahrenskosten und dem Abstellen eines „Fanbetreuers“in der Nähe der „organisierten Fans“verurteilte. Ferdinand Mähr, Vogt