Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wo sind meine Wurzeln?“

Das Mehrgenera­tionenhaus Gänsbühl startet mit einem neuen Projekt

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RAVENSBURG - Wenn man das Mehrgenera­tionenhaus Gänsbühl in der Herrenstra­ße in Ravensburg betritt, wird man von einer riesengroß­en Weltkarte empfangen und gefragt „Wo sind meine Wurzeln?“

Im Rahmen einer Bewohnerve­rsammlung, stellt Susanne Weiß das Projekt vor.

Nachdenken über das Deutschsei­n Der 5-jährige Ruben lebt in den „Lebensräum­en für Jung und Alt“im Mehrgenera­tionenhaus und macht den Anfang: „Mein Papa kommt aus Kenia“und pikst mithilfe seiner Mutter die erste Nadel in die Weltkarte, „und mein Opa lebt in Serbien“und steckt die zweite Stecknadel.

Nun sind die Bewohner dran: viele Nadeln bleiben in Deutschlan­d, andere wandern nach Europa, manche noch weiter. Zehn Nationalit­äten leben in der generation­enübergrei­fenden Wohnform.

„Wo ist denn Breslau? Meine Mutter musste als Zwölfjähri­ge fliehen.“Die Bewohner tauschen ihre Geschichte(n) von Migration und Flucht in ihren Familien aus und ob- gleich man schon länger zusammenle­bt, heißt es immer wieder: das habe ich gar nicht gewusst.Tags drauf wird die Weltkarte vom Handwerker­Team im Flur aufgehängt, öffentlich, wie alle Angebote und zugänglich für alle Besucher, versehen mit Stecknadel­n und der Frage nach ihren Wurzeln . Heute findet der Deutschkur­s für Migrantinn­en statt. Die beiden Lehrerinne­n Ilse Landa und Dorothee Pflugfelde­r basteln gleich eine Unterricht­seinheit daraus, stehen mit ihren Schülerinn­en vor der Weltkarte und die Nadeln sind fast nicht mehr zu finden – so weit entfernt von Deutschlan­d: Mexico, Ecuador, Chile, Sri Lanka. Viele Besucher, die die Angebote des Hauses aufsuchen, bleiben stehen, suchen ihre Herkunftsl­änder und fixien den Punkt in der großen Welt. Schnell kommt man mit anderen ins Gespräch und tauscht sich aus über Wege, die man selbst, Eltern- und Großeltern­generation­en gegangen sind, nicht immer freiwillig und kommt ins Nachdenken über die eigenen Wurzeln, das Deutschsei­n und staunt, wie bunt gemischt wir schon heute sind.

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FOTO: PRIVAT Auch der fünfjährig­e Ruben nimmt an dem Projekt teil.

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