Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jogi forsch(t)
Wie die Chancen der deutschen Jungstars Sané, Kimmich und Co. auf einen baldigen Einsatz bei der Europameisterschaft stehen
PARIS - Jogi Löw ist angeschlagen. Eine leichte Erkältung und Halsschmerzen plagen den Bundestrainer, der sich deshalb für die offizielle UEFA-Pressekonferenz im Prinzenpark-Stadion am Montagnachmittag entschuldigen ließ. Beim Abschlusstraining war er jedoch dabei. Sein Assistent Thomas Schneider vertrat ihn auf dem Podium.
Natürlich verriet der frühere Trainer des VfB Stuttgart nichts zur Aufstellung, bekam jedoch die Frage präsentiert, wann die Fans in der Heimat endlich den Schalker Jungstar Leroy Sané auf dem Platz sehen würden. „Leroy hat auf jeden Fall sehr, sehr gut trainiert. Er macht seine Sache wie alle Jungen sehr gut“, antwortete Schneider. „Vielleicht kommt seine Chance irgendwann im Turnier.“Vielleicht schon heute (18 Uhr/ARD) gegen die Nordiren?
Löw hatte mehr Tempo im Offensivspiel gefordert und verlangt, dass die Spieler mehr in Eins-gegen-EinsDuelle auf den Außenbahnen gehen. Sané, der im Training in Évian auch schon in der A-Elf mitmachen durfte, wäre dafür die perfekte Wahl. Heißt das Motto bald: Jogi forsch(t)?
Wie stehen die Chancen der Jungen auf einen baldigen EM-Einsatz? Eine Übersicht:
Leroy Sané (20 Jahre alt/3 Länderspiele): Um den Schalker Senkrechtstarter, der letzten November beim von den Terroranschlägen überschatteten Test in Paris gegen Frankreich (0:2) sein DFB-Debüt feierte, ist längst ein Wettbieten zwischen Bayern München und Pep Guardiolas neuem Verein Manchester City im Gange. Sané könnte als Linksfuß den rechten Flügel – wie Arjen Robben bei Bayern – beleben. Löw hält viel vom Mann mit der Nummer 20, bei dem in der Liga eine Spitzengeschwindigkeit von knapp 35 Stundenkilometern gemessen wurde.
Einsatzchance (als Joker): 70 %
Joshua Kimmich (21/1): Eine der Entdeckungen der vergangenen Saison. Der Bursche aus Rottweil kam in letzter Minute in den EM-Kader, hat bisher nur in der Wasserschlacht von Augsburg, dem 1:3 im vorletzten EMTest gegen die Slowakei, 75 Minuten DFB-Praxis gesammelt. Kimmich kann „fast alle Positionen spielen“, sagte Löw in Évian. Konkret: In dessen Lieblingsrolle als Sechser, in der Innenverteidigung (dort „erfand“ihn Guardiola neu) und auf der rechten Abwehrseite – da würde beim DFB der meiste Bedarf herrschen.
Einsatzchance: 40 Prozent
Emre Can (22/6): Nach einer starken Saison unter Jürgen Klopp beim FC Liverpool machte sich der Ex-Le- verkusener Hoffnungen auf die Position des Rechtsverteidigers, die er einige Male in der Qualifikation ausgefüllt hatte – mit Schwächen in der Rückwärtsbewegung. Löw entschied sich für Benedikt Höwedes (28).
Einsatzchance: 30 Prozent
Julian Weigl (20/1): Der Bayer, der bei 1860 München ausgebildet wurde, startete innerhalb einer Saison bei Borussia Dortmund durch vom Zweitliga- zum Stamm- und schließlich zum Nationalspieler. Auch der defensive Mittelfeldspieler würde laut Löw „alles mitbringen, was man braucht“. Allerdings bedürfe es auch des richtigen Augenblicks, um eingesetzt zu werden. Tendenz eher nein,
Einsatzchance: 10 Prozent
Jonathan Tah (20/1): Weil sich Abwehrspieler Antonio Rüdiger im ersten Training nach der Ankunft in Frankreich verletzte, wurde Tah aus dem Florida-Urlaub geholt und nachnominiert. Doch auf der Innenverteidiger-Position sind vor dem Mann von Bayer Leverkusen Boateng und Hummels gesetzt, als Alternative gelten Shkodran Mustafi und Höwedes sowie Kimmich.
Einsatzchance: 1 Prozent