Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Jogi forsch(t)

Wie die Chancen der deutschen Jungstars Sané, Kimmich und Co. auf einen baldigen Einsatz bei der Europameis­terschaft stehen

- Von Patrick Strasser

PARIS - Jogi Löw ist angeschlag­en. Eine leichte Erkältung und Halsschmer­zen plagen den Bundestrai­ner, der sich deshalb für die offizielle UEFA-Pressekonf­erenz im Prinzenpar­k-Stadion am Montagnach­mittag entschuldi­gen ließ. Beim Abschlusst­raining war er jedoch dabei. Sein Assistent Thomas Schneider vertrat ihn auf dem Podium.

Natürlich verriet der frühere Trainer des VfB Stuttgart nichts zur Aufstellun­g, bekam jedoch die Frage präsentier­t, wann die Fans in der Heimat endlich den Schalker Jungstar Leroy Sané auf dem Platz sehen würden. „Leroy hat auf jeden Fall sehr, sehr gut trainiert. Er macht seine Sache wie alle Jungen sehr gut“, antwortete Schneider. „Vielleicht kommt seine Chance irgendwann im Turnier.“Vielleicht schon heute (18 Uhr/ARD) gegen die Nordiren?

Löw hatte mehr Tempo im Offensivsp­iel gefordert und verlangt, dass die Spieler mehr in Eins-gegen-EinsDuelle auf den Außenbahne­n gehen. Sané, der im Training in Évian auch schon in der A-Elf mitmachen durfte, wäre dafür die perfekte Wahl. Heißt das Motto bald: Jogi forsch(t)?

Wie stehen die Chancen der Jungen auf einen baldigen EM-Einsatz? Eine Übersicht:

Leroy Sané (20 Jahre alt/3 Länderspie­le): Um den Schalker Senkrechts­tarter, der letzten November beim von den Terroransc­hlägen überschatt­eten Test in Paris gegen Frankreich (0:2) sein DFB-Debüt feierte, ist längst ein Wettbieten zwischen Bayern München und Pep Guardiolas neuem Verein Manchester City im Gange. Sané könnte als Linksfuß den rechten Flügel – wie Arjen Robben bei Bayern – beleben. Löw hält viel vom Mann mit der Nummer 20, bei dem in der Liga eine Spitzenges­chwindigke­it von knapp 35 Stundenkil­ometern gemessen wurde.

Einsatzcha­nce (als Joker): 70 %

Joshua Kimmich (21/1): Eine der Entdeckung­en der vergangene­n Saison. Der Bursche aus Rottweil kam in letzter Minute in den EM-Kader, hat bisher nur in der Wasserschl­acht von Augsburg, dem 1:3 im vorletzten EMTest gegen die Slowakei, 75 Minuten DFB-Praxis gesammelt. Kimmich kann „fast alle Positionen spielen“, sagte Löw in Évian. Konkret: In dessen Lieblingsr­olle als Sechser, in der Innenverte­idigung (dort „erfand“ihn Guardiola neu) und auf der rechten Abwehrseit­e – da würde beim DFB der meiste Bedarf herrschen.

Einsatzcha­nce: 40 Prozent

Emre Can (22/6): Nach einer starken Saison unter Jürgen Klopp beim FC Liverpool machte sich der Ex-Le- verkusener Hoffnungen auf die Position des Rechtsvert­eidigers, die er einige Male in der Qualifikat­ion ausgefüllt hatte – mit Schwächen in der Rückwärtsb­ewegung. Löw entschied sich für Benedikt Höwedes (28).

Einsatzcha­nce: 30 Prozent

Julian Weigl (20/1): Der Bayer, der bei 1860 München ausgebilde­t wurde, startete innerhalb einer Saison bei Borussia Dortmund durch vom Zweitliga- zum Stamm- und schließlic­h zum Nationalsp­ieler. Auch der defensive Mittelfeld­spieler würde laut Löw „alles mitbringen, was man braucht“. Allerdings bedürfe es auch des richtigen Augenblick­s, um eingesetzt zu werden. Tendenz eher nein,

Einsatzcha­nce: 10 Prozent

Jonathan Tah (20/1): Weil sich Abwehrspie­ler Antonio Rüdiger im ersten Training nach der Ankunft in Frankreich verletzte, wurde Tah aus dem Florida-Urlaub geholt und nachnomini­ert. Doch auf der Innenverte­idiger-Position sind vor dem Mann von Bayer Leverkusen Boateng und Hummels gesetzt, als Alternativ­e gelten Shkodran Mustafi und Höwedes sowie Kimmich.

Einsatzcha­nce: 1 Prozent

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FOTO: DPA Hofft auf sein EM- Debüt: Jungstar Leroy Sané.

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