Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Was Waldburg für Senioren lebenswert macht
Bürgerversammlung über Angebote und Möglichkeiten für die Altergsgruppe 60 plus
WALDBURG - Wie lebt es sich im Alter in Waldburg? Welche Wünsche haben die älteren Bürger für ein langes selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden, und wo gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? Das war das Thema einer Bürgerversammlung in Waldburg.
Eingeladen hatten Bürgermeister Michael Röger und das „Netzwerk Senioren“. Hervorgegangen ist das „Netzwerk“im vergangenen Jahr aus einem Arbeitskreis im Rahmen der Dorfentwicklung 2030, erinnerte Röger einführend. Im Schulterschluss mit den beiden Kirchengemeinden und den bereits vorhandenen Strukturen, wie Nachbarschaftshilfe, machte man sich gemeinsam auf den Weg für ein gutes, seniorengerechtes Leben in Waldburg. Der Gemeinderat genehmigte spontan eine 20-prozentige Aufstockung der Gemeinwesenarbeit von Kerstin Schulz, um das Ganze professionell zu begleiten.
In Zusammenarbeit mit der Hochschule Ravensburg/Weingarten wurde im Rahmen einer Masterarbeit ein Fragebogen 60+ ausgearbeitet und dem entsprechenden Personenkreis zugesandt. Die Beteiligung mit einer Rücklaufquote von 45,4 Prozent stellt einen überdurchschnittlich hohen Wert dar und ist als repräsentativ zu bewerten, bekräftigten Röger und Schulz.
Fahrdienste werden wichtiger Wie aus der Befragung hervorgeht haben die Senioren in Waldburg gute soziale Kontakte, die gerade mit zunehmenden Alter und/oder dem Tod des Partners an Bedeutung gewinnen. Die Hälfte der Befragten lebt allein am Ort, ein Viertel hat keine nahen Verwandten im Landkreis Ravensburg. Deshalb ist es ein wichtiges Ziel, die sozialen Kontakte und Netzwerke vermehrt zu stärken und auszubauen. Fast drei Viertel der Befragten leben in Eigentum und möchten auch im Alter „so wie jetzt“wohnen. Fazit: Stärkung der Hilfsangebote von außen, Anpassung der Wohnung an die Bedürfnisse älterer Menschen, und eine Intensivierung der Beratungstätigkeit betreffs Pflege und Entlastung der pflegenden Angehörigen. Da mit steigendem Alter die Mobilität abnimmt werden Fahrdienste immer wichtiger. Die Nachbarschaftshilfe unterstützt Senioren und Angehörige bereits heute in hohem Maße. Steigend wird aber der Hilfsbedarf, besonders beim Winterdienst oder der Gartenarbeit.
Die Befragung hat gezeigt, dass viele mit den derzeitigen Angeboten von Kirche und Vereinen zufrieden sind, für einen Teil aber geht das Angebot an ihren Interessen vorbei. Vor allem aktive Senioren wünschen mehr Bildungsangebote. Möglich wäre auch ein Ausbau der ehrenamtlichen Tätigkeit.
Persönliche Einblicke gewährte Klara Öngel von der Nachbarschaftshilfe mit einer Fotopräsentation zum Thema „Was macht Lebensqualität in Waldburg aus“. Im schönsten Schwäbisch formulierten die Befragten: „Da bin i dahoim, da kenn i die Leut, da schwätzt man wie i, dahoim isch, wo meine Haustür isch“. Zum Schluss zeigten Schülerinnen der Klasse 8 der Gemeinschaftsschule „Stolperstellen“in Waldburg auf.
„Es ist uns wichtig, Ihnen die Ergebnisse transparent zu präsentieren“, sagte abschließend Bürgermeister Röger. Jetzt gehe es weiter an die Umsetzung. „Mitmachen und selbst bestimmen“, forderte er die Seniorinnen und Senioren auf. Die nächsten Aufgaben, die sich Gemeinde und „Netzwerk Senioren“gestellt haben sind:
Begehung mit dem Straßenausschuss zum Thema Mobilität
Angebote für aktive Senioren in einer Bürgerwerkstatt
Verbesserung der Information durch Internetauftritt
Infoveranstaltung über Pflegegesetz und Kurs „ Älter werden, lebendig bleiben“
Bau einer barrierefreien Bushaltestelle an der Schule. Die Gemeinde hat bereits 100 000 Euro dafür in die Hand genommen.