Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Was Waldburg für Senioren lebenswert macht

Bürgervers­ammlung über Angebote und Möglichkei­ten für die Altergsgru­ppe 60 plus

- Von Gabriele Hoffmann

WALDBURG - Wie lebt es sich im Alter in Waldburg? Welche Wünsche haben die älteren Bürger für ein langes selbstbest­immtes Leben in den eigenen vier Wänden, und wo gibt es Verbesseru­ngsmöglich­keiten? Das war das Thema einer Bürgervers­ammlung in Waldburg.

Eingeladen hatten Bürgermeis­ter Michael Röger und das „Netzwerk Senioren“. Hervorgega­ngen ist das „Netzwerk“im vergangene­n Jahr aus einem Arbeitskre­is im Rahmen der Dorfentwic­klung 2030, erinnerte Röger einführend. Im Schultersc­hluss mit den beiden Kirchengem­einden und den bereits vorhandene­n Strukturen, wie Nachbarsch­aftshilfe, machte man sich gemeinsam auf den Weg für ein gutes, seniorenge­rechtes Leben in Waldburg. Der Gemeindera­t genehmigte spontan eine 20-prozentige Aufstockun­g der Gemeinwese­narbeit von Kerstin Schulz, um das Ganze profession­ell zu begleiten.

In Zusammenar­beit mit der Hochschule Ravensburg/Weingarten wurde im Rahmen einer Masterarbe­it ein Fragebogen 60+ ausgearbei­tet und dem entspreche­nden Personenkr­eis zugesandt. Die Beteiligun­g mit einer Rücklaufqu­ote von 45,4 Prozent stellt einen überdurchs­chnittlich hohen Wert dar und ist als repräsenta­tiv zu bewerten, bekräftigt­en Röger und Schulz.

Fahrdienst­e werden wichtiger Wie aus der Befragung hervorgeht haben die Senioren in Waldburg gute soziale Kontakte, die gerade mit zunehmende­n Alter und/oder dem Tod des Partners an Bedeutung gewinnen. Die Hälfte der Befragten lebt allein am Ort, ein Viertel hat keine nahen Verwandten im Landkreis Ravensburg. Deshalb ist es ein wichtiges Ziel, die sozialen Kontakte und Netzwerke vermehrt zu stärken und auszubauen. Fast drei Viertel der Befragten leben in Eigentum und möchten auch im Alter „so wie jetzt“wohnen. Fazit: Stärkung der Hilfsangeb­ote von außen, Anpassung der Wohnung an die Bedürfniss­e älterer Menschen, und eine Intensivie­rung der Beratungst­ätigkeit betreffs Pflege und Entlastung der pflegenden Angehörige­n. Da mit steigendem Alter die Mobilität abnimmt werden Fahrdienst­e immer wichtiger. Die Nachbarsch­aftshilfe unterstütz­t Senioren und Angehörige bereits heute in hohem Maße. Steigend wird aber der Hilfsbedar­f, besonders beim Winterdien­st oder der Gartenarbe­it.

Die Befragung hat gezeigt, dass viele mit den derzeitige­n Angeboten von Kirche und Vereinen zufrieden sind, für einen Teil aber geht das Angebot an ihren Interessen vorbei. Vor allem aktive Senioren wünschen mehr Bildungsan­gebote. Möglich wäre auch ein Ausbau der ehrenamtli­chen Tätigkeit.

Persönlich­e Einblicke gewährte Klara Öngel von der Nachbarsch­aftshilfe mit einer Fotopräsen­tation zum Thema „Was macht Lebensqual­ität in Waldburg aus“. Im schönsten Schwäbisch formuliert­en die Befragten: „Da bin i dahoim, da kenn i die Leut, da schwätzt man wie i, dahoim isch, wo meine Haustür isch“. Zum Schluss zeigten Schülerinn­en der Klasse 8 der Gemeinscha­ftsschule „Stolperste­llen“in Waldburg auf.

„Es ist uns wichtig, Ihnen die Ergebnisse transparen­t zu präsentier­en“, sagte abschließe­nd Bürgermeis­ter Röger. Jetzt gehe es weiter an die Umsetzung. „Mitmachen und selbst bestimmen“, forderte er die Seniorinne­n und Senioren auf. Die nächsten Aufgaben, die sich Gemeinde und „Netzwerk Senioren“gestellt haben sind:

Begehung mit dem Straßenaus­schuss zum Thema Mobilität

Angebote für aktive Senioren in einer Bürgerwerk­statt

Verbesseru­ng der Informatio­n durch Internetau­ftritt

Infoverans­taltung über Pflegegese­tz und Kurs „ Älter werden, lebendig bleiben“

Bau einer barrierefr­eien Bushaltest­elle an der Schule. Die Gemeinde hat bereits 100 000 Euro dafür in die Hand genommen.

 ?? FOTO: GABRIELE HOFFMANN ?? In der Bürgervers­ammlung ging es um die Lebenswelt­en der Senioren in Waldburg.
FOTO: GABRIELE HOFFMANN In der Bürgervers­ammlung ging es um die Lebenswelt­en der Senioren in Waldburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany